Stoff und Gestaltung
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gewonnen 2. Sam 11. Man sieht die Wetterwolken am Horizonte
aufziehen. Der alternde David, der von seiner Umgebung und vom
Volke geliebte, von den Feinden gefürchtete Held 2. Sam 17s,
wird in seiner zärtlichen Schwäche nicht mehr Herr über die
eigenen Söhne. In Benjamin haßt man ihn als ,,Blutmenschen“
2. Sam I67, und mit Mühe wird der Aufstand Absaloms und
Scheba‘s niedergeschlagen. Am Ende unterliegt der altersschwache
Greis der Überredung seines Weibes Batscheba‘ und Natans, welche
die Thronfolge Salomos durchsetzen. Durch rücksichtslose Morde
sichert sich Salomo den Thron. Zwar fürchtet, als er den Thron
besteigt, ganz Israel den jungen Herrscher ob seiner „göttlichen“
Herrscherweisheit 1. Heg 328; bemerkenswert ist, wie sich selbst
hier in die Geschichte Salomos noch rein anekdotenhafte Züge ein-
mischen1. So erschien Salomo den nachfolgenden Generationen.
Aber was J sonst von Salomo berichtet, zeigt ihn als rücksichts-
losen Despoten. Er zwingt Israel zum Frondienst unter dem Fron-
meister Adoniram: 30000 Fronarbeiter müssen, um seine Baulust
zu befriedigen, auf dem Libanon arbeiten; er verkauft 20 gali-
läische Städte an Chiram von Tyrus für 120 Talente Gold und erntet
dafür den Spott Chirams; die Anekdote gibt eine Etymologie des
Namens Kabul 1. Beg 9iib-i4. Der nach Ägypten geflüchtete
Edomiterkönig Hadad meldet sich als künftiger Feind 1. Reg
1115ff., ebenso Reson in Damaskus 1. Reg II23 und Jerobeam
1. Reg 1126b 28a. Den Schluß des Ganzen bildet die Erzählung
vom endgültigen Abfall Israels unter Salomos Sohn und Nach-
folger Rehabeam. Salomo, heißt es, hat Israel mit Geißeln ge-
schlagen, Rehabeam, blind gegen die Warnung der Alten, dem Rat
der Jungen folgend, will sie mit Stachelpeitschen schlagen. Da
erfüllt sich, was schon 2. Sam 20 droht: Israel, der Tyrannei der
Davididen müde, empört sich. Rehabeam, in Sichern erschienen,
um von Israel zum König ernannt zu werden, muß auf seinem Wa-
gen nach Jerusalem fliehen; der Fronmeister Adoniram wird mit
Steinen zu Tode geworfen. „So fiel Israel vom Hause Davids ab
bis auf diesen Tag“. Damit gibt J sein Endurteil über die Ver-
gangenheit des Reiches. Der Zusammenbruch geschah, als das
Königtum in Despotismus ausartete.
1 Die Geschichte vom salomonischen Urteil ist ein verbreitetes Erzäh-
lungsmotiv, vgl. H. Gressmann, Deutsche Rundschau, Febr. 1907.
6 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. KL 1941'42. 3. Abh.
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gewonnen 2. Sam 11. Man sieht die Wetterwolken am Horizonte
aufziehen. Der alternde David, der von seiner Umgebung und vom
Volke geliebte, von den Feinden gefürchtete Held 2. Sam 17s,
wird in seiner zärtlichen Schwäche nicht mehr Herr über die
eigenen Söhne. In Benjamin haßt man ihn als ,,Blutmenschen“
2. Sam I67, und mit Mühe wird der Aufstand Absaloms und
Scheba‘s niedergeschlagen. Am Ende unterliegt der altersschwache
Greis der Überredung seines Weibes Batscheba‘ und Natans, welche
die Thronfolge Salomos durchsetzen. Durch rücksichtslose Morde
sichert sich Salomo den Thron. Zwar fürchtet, als er den Thron
besteigt, ganz Israel den jungen Herrscher ob seiner „göttlichen“
Herrscherweisheit 1. Heg 328; bemerkenswert ist, wie sich selbst
hier in die Geschichte Salomos noch rein anekdotenhafte Züge ein-
mischen1. So erschien Salomo den nachfolgenden Generationen.
Aber was J sonst von Salomo berichtet, zeigt ihn als rücksichts-
losen Despoten. Er zwingt Israel zum Frondienst unter dem Fron-
meister Adoniram: 30000 Fronarbeiter müssen, um seine Baulust
zu befriedigen, auf dem Libanon arbeiten; er verkauft 20 gali-
läische Städte an Chiram von Tyrus für 120 Talente Gold und erntet
dafür den Spott Chirams; die Anekdote gibt eine Etymologie des
Namens Kabul 1. Beg 9iib-i4. Der nach Ägypten geflüchtete
Edomiterkönig Hadad meldet sich als künftiger Feind 1. Reg
1115ff., ebenso Reson in Damaskus 1. Reg II23 und Jerobeam
1. Reg 1126b 28a. Den Schluß des Ganzen bildet die Erzählung
vom endgültigen Abfall Israels unter Salomos Sohn und Nach-
folger Rehabeam. Salomo, heißt es, hat Israel mit Geißeln ge-
schlagen, Rehabeam, blind gegen die Warnung der Alten, dem Rat
der Jungen folgend, will sie mit Stachelpeitschen schlagen. Da
erfüllt sich, was schon 2. Sam 20 droht: Israel, der Tyrannei der
Davididen müde, empört sich. Rehabeam, in Sichern erschienen,
um von Israel zum König ernannt zu werden, muß auf seinem Wa-
gen nach Jerusalem fliehen; der Fronmeister Adoniram wird mit
Steinen zu Tode geworfen. „So fiel Israel vom Hause Davids ab
bis auf diesen Tag“. Damit gibt J sein Endurteil über die Ver-
gangenheit des Reiches. Der Zusammenbruch geschah, als das
Königtum in Despotismus ausartete.
1 Die Geschichte vom salomonischen Urteil ist ein verbreitetes Erzäh-
lungsmotiv, vgl. H. Gressmann, Deutsche Rundschau, Febr. 1907.
6 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. KL 1941'42. 3. Abh.