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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 3. Abhandlung): Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42028#0082
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82 G. Hölscher: Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung

Entstehungszeit und Leitgedanke
Wenn 1. Reg 12i9 der Schluß des jahvistischen Werkes ge-
wesen ist, so fällt seine Entstehung hinter den Tod Salomos. Ka-
naan ist Scherns, d. h. Israels Knecht Gen 925-27. Die kanaanäischen
Städte haben ihre Selbständigkeit verloren, ihre Bewohner sind den
Israeliten fronpflichtig geworden Jud I28 30 33 35; die Gib‘oniten
sind Knechte am Tempel Jos 923.1 Die Art, wie der Verfasser Jud 1
die Einnahme des Landes als getrennte Aktion der Süd- und Nord-
stämme darstellt, setzt die Teilung des Reiches voraus.
Die Regierung Davids und Salomos liegt für den Verfasser
schon längere Zeit zurück. Das zeigt sich an den mancherlei sagen-
haften Zügen, die in ihre Geschichte eingedrungen sind1 2. Das lehren
ebenso die ätiologischen Ableitungen von Ortsnamen aus der Ge-
schichte Davids und Salomos3; auch ein Brauch, wie das Beute-
gesetz 1. Sam 3025, wird durch einen Vorfall im‘Amalekiterfeldzug
Davids begründet Das öfter gebrauchte ,,bis auf diesen Tag“ ver-
rät die zeitliche Distanz, die den Verfasser von den Ereignissen
trennt4.
Der Verfasser weiß bereits von mehreren Nachfolgern Davids
auf dem Thron 1. Sam 276. Abigail verheißt David ,,ein dauerndes
Haus“ 1. Sam 2528; ebenso erklärt Saul: ,,Jetzt weiß ich, daß du
König werden wirst und daß das Königtum Israels in deiner Hand
Bestand haben wird“ 1. Sam 2421, und dieselbe Überzeugung drückt
Salomo aus, als er König geworden ist: „Möge König Salomo ge-
segnet und Davids Thron fest sein vor Jahve immerdar“ 1. Reg 245.
Weiter führt die Erwähnung von Abel bet-Ma‘aka, 2. Sam 20i7;
sie setzt die Eroberung Galiläas durch die Aramäer um 900 (1. Reg
152ö) als bekannt voraus5. Dasselbe zeigt sich in Jud I87: die Stelle
lautet, als ob Laisch zur Zeit des Erzählers, obwohl von Israeliten
bewohnt, doch politisch nicht zu Israel, sondern zu Aram bet-
Rechob gehörte, während zugleich ausdrücklich hervorgehoben
1 Dies mag damit Zusammenhängen, daß die Lade und ihr Priester Sadok
von Ba‘alat-Juda (Kirjat-Je‘arim), welches zum Gebiete von Gib'on gehörte,
nach Jerusalem gebracht worden sind 2. Sam 62ff.
2 Siehe ob. S. 74ff., 97.
3 1. Sam 2 3 28 „der Fels der Teilungen“; 2. Sam 216 lxx „das Feld
der Tückischen“; 2. Sam 520 Ba'al-Perasim; 2. Sam 68 Peres-‘Uzza; l.Reg913
Kabul.
4 1. Sam 2 76 3 025 2. Sam 68 1818 1. Reg 913.
5 R. Smend, ZAW XXXIX 1921, S. 204.
 
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