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Engisch, Karl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 5. Abhandlung): Logische Studien zur Gesetzesanwendung: vorgelegt am 14.11.1942 — Heidelberg, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.42030#0035
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Logische Studien zur Gesetzesanwendung

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ich offenbar ganz ebensogut sagen: dort ist die Dunkelheit die glei-
che oder annähernd die gleiche oder „praktisch“ die gleiche, hier da-
gegen nicht. „Gleichheit hinsichtlich der Dunkelheit“ bedeutet das-
selbe wie „gleiche Dunkelheit“ so wie auch „Gleichheit mit bezug
auf die Form“ nichts anderes bedeutet wie „gleiche Form“ und
„Gleichheit mit bezug auf die Farbe“ nichts anderes wie „gleiche
Farbe“1. Wenn ich „in einer bestimmten Hinsicht“ vergleiche, so
kann damit nicht gemeint sein die Hinsicht auf ein ideales Gebilde,
auf eine „Spezies“, auf eine gedankliche Identität, sondern nur die
Hinsicht auf bestimmte Seiten der miteinander zu vergleichenden
Gegenstände2. Hierbei ist dann allerdings die Möglichkeit voraus-
setzen, an den zu vergleichenden Objekten und Vorgängen in der
Vorstellung einzelne Seiten hervortreten, andere zurücktreten zu
lassen3. Ich kann den Blick auf bestimmte Qualitäten undUmstände
konzentrieren und dabei zugleich von anderen Momenten „absehen“
Vermittels dieser „Abstraktion“4 gelingt es mir dann, das für den
1 Vgl. hierzu auch Frege, Grundlagen der Arithmetik, Neudruck 1934,
S. 76; Tarski, Einführung in die mathematische Logik, 1937, S. 58/59.
2 Treffend Lipps, Logik, § 203 : Es besteht die Möglichkeit, „an Objekten
Seiten oder Momente gleichzeitig festzuhalten und die übrigen zu vernach-
lässigen. In diesem letzteren Verhalten zu Objekten besteht das partielle Ver-
gleichen oder Vergleichen in einer bestimmten „Hinsicht“ “.Vgl. auchHöFLER,
Logik, 2. Aufl., S. 260.
3 So wenig dabei gemeint ist, daß am Gegenstände selbst realiter Tren-
nungen vorgenommen werden, so wenig ist auch nur gemeint, daß einzelne
Seiten allein in der Vorstellung Zurückbleiben, andere ganz verschwinden.
Häufig kann ich das Moment, das ich allein beachten will, gar nicht vorstellen
ohne das Moment, auf das ich nicht achten will (z. B. die Farbe nicht ohne
die Gestalt des farbigen Gegenstandes). Dennoch kann ich das eine Moment
vor dem andern in der Vorstellung bevorzugen.
4 Messer a.a.O. bezeichnet sie als „analysierende Abstraktion“ im
Gegensatz zu der schon von Husserl (a.a.O. S. 223/24) so genannten „ide-
irenden oder generalisierenden Abstraktion“. S. zu jener auch noch u. a.
Höfler a.a.O. § 15, S. 119 ff.; Ziehen, Logik, 1920, S. 317 ff., 508. Über
Berkeley als Vater dieser Gedanken Höfler a.a.O. S. 142f. Speziell
dieser Abstraktionstheorie ist die Kritik Husserls a.a.O. S. 137ff. gewidmet,
die mir aber im großen und ganzen nur auf ein Gegenüberstellen der eigenen
Sinn- und Wesensbetrachtung und der als „psychologistisch“ abgelehnten
nominalistischen Theorie hinauszulaufen scheint. Husserl knüpft dabei in
erster Linie an Mill an. S. 15'lff. erfolgt dann aber auch Rückgang auf Ber-
keley — mit immerhin beachtenswerten Einwendungen — und S. 184 ff. auf
IIüme, dessen Theorie bei „gemäßigter Interpretation“ eine gewisse psycho-
logische Richtigkeit zuerkannt wird, während der „moderne Humeanismus“
eines Cornelius (vgl. diesen, Einl. in die Philos., 1911, S. 242 ff.) auf S. 207 ff.
abgelehnt wird.

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