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Kolbe, Walther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 1. Abhandlung): Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung — Heidelberg, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.42031#0020
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Walther Kolbe:

lieferung im Stich, so kommt uns dafür die epigraphische mit ein-
deutigen Aussagen zu Hilfe.
Wir besitzen für die Nikephoria insgesamt fünf Urkunden, näm-
lich das Einladungsschreiben des Königs in zwei Fassungen der
Kanzlei, jetzt am bequemsten in Welles, Royal Lettres Nr. 49
und 50, und die Antworten der Ätoler Syll.3 629, der Amphiktionen
ebenda 6301, und einer karischen Stadt, Welles, Nr. 49 Z. 12ff.
Die königliche Kanzlei hat der Bitte um Annahme des Festes fol-
gende Fassung gegeben: καλώς ούν ποθήσετε πρώτον μέν διά τήν θεόν,
έπειτα δέ καί δι’ ήμάς τών άνδρών φιλοφρόνως διακούσαντες καί άποδεξά-
μενοι τά τε Νικηφέρια καί τήν άσυλίαν2. Wenn wir den Fall setzen,
daß das Fest seit langem bestand und daß Eumenes’ Tätig-
keit sich 182 darauf beschränkte, den einfachen Agon in einen Kranz-
agon umzuwandeln, dann konnte sich die Kanzlei unmöglich einer
so knappen Ausdrucksweise bedienen, wie es hier geschehen ist: es
war dann unumgänglich, die Art der Neugestaltung als das Wesent-
liche in den Vordergrund zu stellen und ihre Anerkennung zu ver-
langen. Mittelbar ergibt sich aus der gewählten Fassung, daß es um
die Nikephoria schlechthin geht, daß also das Fest von Eumenes
erst gegründet wurde. Welles freilich hält an der These von der
Umwandlung fest und hat die Antwort von Kos dafür in Anspruch
nehmen wollen, indem er Nr. 50, Z. 1 ff. ergänzte: [καί νυν διεγνωκότες
στεφανίτας τ]ούς άγώνα[ς τών Νικηφορίων συντελεΐν κτλ.] Dieser
Vorschlag steht aber in Widerspruch nicht nur zu der eben bespro-
chenen Bitte des Königs, sondern auch mit der Aussage des ätoli-
schen Schreibens, Syll. 629. In ihm heißt es Z. 5 ff.: κέκρικε (Εύμένης)
[τιθέμεν oder συντελεΐν] άγώ>νας καί θυσίας τα Άθάνα τα Νικαφόρω μετά
τών αδελφών καί του δήμου του Περγαμηνών und Ζ. 7 f.: παρακαλεΐ δέ
καί το[ύς Αίτωλούς] — — άποδέξασθαι τούς αγώνας τών Νικηφορίων
στεφανίτας κτλ.-[καί άσυλον το τέμενος τάς’Αθάνας τας Νικαφόρου].
Auf den ersten Blick springt in die Augen, daß dieses Schreiben den
Sachverhalt in einer ganz eindeutigen Weise widergibt: Der König
hat beschlossen, der Athena Nikephoros ein Fest zu stiften. Würde
es sich wirklich um eine Feständerung handeln, dann müßte es —
entsprechend dem Technitenbeschluß Syll.3 457: τής δέ πόλεως προκε-
χειρισμένης τον άγώνα τον έν τώι Ελικώνι γινόμενον ταΐς Μούσαις στεφάνι-
την είναι καί θυμελικόν — mit Setzung des Artikels heißen: κέκρικε
1 Holleaux, Etudes d’epigr.. II 63ff.
2 Die Ergänzungen sind nicht bezeichnet, weil ihre Richtigkeit durch den
Vergleich der beiden Fassungen feststeht.
 
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