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Hoops, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 3. Abhandlung): Geschichte des Ölbaums: vorgelegt am 20. Juni 1943 — Heidelberg, 1944

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https://doi.org/10.11588/diglit.42033#0052
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52

Johannes Hoops:

dem kleinen Hafen von Komö bei Matala an der Südküste, der
nach Evans von den frühsten Tagen der minoischen Kultur
an als Handelshafen Kreta in direkte Verbindung mit dem Nil-
tal brachte1. Für unsre Untersuchungen hier ist es nun von beson-
derem Belang, daß sich bei den Ausgrabungen dort zahlreiche um-
herliegende Bruchstücke von Ölgefäßen aus dem Anfang des spät-
minoischen Zeitalters (von 1580 an) fanden, die genau mit einigen
Gefäßen in den Palastmagazinen von Knossos übereinstimmten.
Sie zeigen, daß Komö damals ein wichtiger Stapelplatz für Öl
war, den Hauptartikel für die Ausfuhr nach Ägypten2. An einer
Stelle standen in den Trümmern eines Hauses noch ganze Reihen
solcher pithoi in der ursprünglichen Stellung3.
Aus dem Gesagten ergibt sich wohl zur Genüge das hohe Alter
und die große wirtschaftliche Bedeutung der Ölbaumkultur im
minoischen Kreta. Sie reicht mindestens bis in die 2. frühminoische
Periode, d. h. in die Mitte des 3. Jahrtausends, zurück und war
eine Hauptquelle des Wohlstands der Bevölkerung.
Nun haben wir oben (S. 41) gesehen, daß wir in Syrien und
Palästina, wenn nicht die Urheimat, so doch sicher ein uraltes Aus-
strahlungszentrum der Ölbaumkultur zu erblicken haben, und daß
die meisten Forscher Syrien für das Urland der Ölbaumzucht halten.
Wie steht es demgegenüber mit der Ölbaumzucht in Kreta?
Ist sie dort bodenständig? Ist sie eingeführt? Und wenn ja,
woher ?
Sir Arthur Evans ist der Meinung, daß die Ölbaumkultur
in frühminoisclier Zeit aus dem Lande Tehenu im west-
lichen Nildelta, dessen Namen er im Anschluß an Newberry
alsOlivenland’ deutet (vgl. oben S. 36f.), nach Kreta eingeführt
sei. Die Olivenpflanzungen im Nildelta ihrerseits seien wahrschein-
lich aus Palästina eingebürgert; aber für direkte Beziehungen zwi-
schen den syrischen Küstenländern und Kreta in dieser frühen Zeit
1 Evans II 88f.: “Komö, or by whatever name it then passed, was
a commercial port, bringing Grete into direct relation with the Nile Valley,
from the earliest days of Minoan civilization.” Vgl. auch Evans II 166.
2 Evans II 88: “The numerous fragments of great oil-jars of that
epoch [the beginning of the Late Minoan Age], exactly resembling some from
the Palace Magazines of Knossos, that were scattered about showed that it
was then an important staple of the chief commodity with which Grete seems
to have supplied ancient Egypt.”
3 Ebenda: “remains of a building with rows of such pithoi still in Posi-
tion.”
 
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