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Hoops, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 3. Abhandlung): Geschichte des Ölbaums: vorgelegt am 20. Juni 1943 — Heidelberg, 1944

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https://doi.org/10.11588/diglit.42033#0054
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54

Johannes IJoops:

Anfang des 1. Jahrtausends v. Chr. zurück; doch wird schon bei
Beginn derselben von der Ölbaumzucht als einem uralten Kultur-
gut gesprochen (oben S. 38). In Syrien fehlen literarische Belege
aus älterer Zeit; aber alttestamentliche Zeugnisse machen es wahr-
scheinlich, daß der Ölbaum in Syrien ebenso alt war wie im benach-
barten Palästina. Wenn die Ölbaumkultur um 1500 aus Palästina
oder Syrien nach Ägypten eingeführt wurde, so muß sie damals in
diesen Ländern offenbar schon voll entwickelt gewesen sein. Diese
Tatsache zusammen mit den alttestamentlichen Zeugnissen, die auf
ein hohes Alter der Olivenkultur hindeuten, spricht dafür, daß die
Ölbaumzucht in den levantinischen Ländern sicher bis in die erste
Hälfte des zweiten, vielleicht sogar bis ins dritte vorchristliche Jahr-
tausend zurückreicht. Welche von beiden die ältere ist: die levan-
tinische oder die kretische, wird sich schwer entscheiden lassen.
Jedenfalls haben wir aber keinen Grund, anzunehmen, daß die
kretische Olivenkultur jünger sei als die levantinische; sie ist schon
um die Mitte des 3. Jahrtausends bezeugt, also mindestens eben-
so alt wie diese. Umso schwieriger wird die Frage, welche von bei-
den die Mutter der andern ist.
Es eröffnet sich hier vor uns ein Problem, das noch der Lösung
bedarf. Die Lösung wird dadurch erschwert, daß wir über frühe
direkte Handelsbeziehungen zwischen Kreta und den syrischen
Küstenländern der Levante nichts wissen. Evans, wie oben (S. 52f.)
gesagt, betont, daß in frühminoischer Zeit, d. h. nach ihm in dem
Zeitraum von 3400—2100, direkte Beziehungen zwischen diesen
Ländern sich nicht nacliweisen lassen. Auch Schachermeyr1 läßt
es dahingestellt, ob zwischen Kreta und Syrien in der Frühzeit
direkte Beziehungen bestanden haben. Erst in der 2. mittelminoi-
schen Periode (ca. 1940 nach Schachermeyr, 1900 nach Evans),
als sich nach der Erbauung der großen Paläste von Knossos und
Phaistos dort eine ausgesprochen höfische Kultur entwickelte, bah-
nen sich freundschaftliche Beziehungen zwischen den kretischen
Fürsten und den vornehmen Fürstenhöfen des Orients an2. Es han-
delt sich aber dabei vorwiegend um einen Gesandtschaftsverkehr
von Hof zu Hof. Die Folge davon waren wechselseitige Beeinflus-
sungen; doch zeigte sich Kreta damals den vorderasiatischen Län-
dern gegenüber bereits mehr gebend als nehmend3.
1 Zur Rasse u. Kultur im Minoischen Kreta 21 (1939).
2 Schachermeyr, a.a.O. 23f.
3 Schachermeyr 24.
 
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