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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1944/48, 3. Abhandlung): Drei Erdkarten: ein Beitrag zur Erdkenntnis des hebräischen Altertums — Heidelberg, 1949

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https://doi.org/10.11588/diglit.42185#0011
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Das mythische Weltbild

li

menten1, Säulen gebaut2; das sind die Berge, die bis in die Tiefen
der Erde hinabreichen3. Das Totenreich, in dies Weltbild eingebaut,
wird als ein Teil der Erde gedacht4. Es ist die Unterwelt (’eres
tahtliöt5 oder tahtliöt ’eres6). Man beschreibt sie als ungeheure Grab-
höhle, in der die Toten am Boden liegend schlafen7 oder auf Thro-
nen sitzen8, oder man denkt sie sich wie eine mit Toren verschlossene
Stadt9.
Auch Himmel und Erde erhalten in der jüngeren Literatur neue
Namen. Der Himmel heißt jetzt oft „die Höhe“ (märöm)10, ein Aus-
druck, der dem äthiopischen ’arjäm „Himmel“ == „das Hohe“ ent-
spricht; auch das sumerische an „das Obere“ und das akkadische
samü „das Hohe“, hebräisch sämaim (vgl. arab. samä „hoch sein“)
haben dieselbe Bedeutung. Der Erdkreis dagegen heißt in der jün-
geren Literatur mit Vorliebe tebel11, d. i. akkad. tabalu, im Hebräi-
schen also Lehnwort12.
Die Grenze des Erdkreises ist der Horizont, wo Himmel und

1 Ps 1045 Jes 2418.
2 1. Sam 28 Ps 754 lob 96.
3 Dt 3222 Jes 4021 Jer 3127 Mich 62 Ps 18g. 16 2216 825 Prov 825.29 lob 96
Sir 1619 I Men 18! Ass Mos 129.
4 lob 265 liest MT: „die refä’im winden sich unter dem Wasser und ihre
Bewohner“. Statt dessen lies: „die refä’im winden sich, es erschrecken (jehat ~
tü) die Wasser und ihre Bewohner“.
5 lies 2620 3114. 1G. 18 3218. 24; auch se’öl talitlt „unterste Sche’öl“ (Dt 32.22
Ps 8613) oder bör tahtliöt „unterste Grube“ (Ps 887 Thren 355).
6 Jes 4423 Ps 6310 Ps 13915; vgl. Geb Man 13. Die Todesgefahr beschreiben
die Psalmdichter häufig in dem Bilde des Ertrinkens im Wasser (Ps 1817 2215
326 692 3 1244 1447 Thren 354). Das hat (gegen Gunkel) nichts zu tun mit der
Vorstellung von Wassern und Strömen der Unterwelt; es liegt auch keine Ver-
mischung von unterirdischem Totenreich und dem Wasser der tehöm vor. Die
„Tiefe“ (Ps 130!), aus der der Fromme zu Jahve ruft, kann ebenso gut die Tie-
fe der Erde (Ps 6310) wie die des Wassers (Ps 693) sein.
7 lies 3217ff.
8 Jes 149ff.
9 Jes 381() Ps 914 107lg lob 3817 Matth 1618.
10 Jes 244. 18. 21 265 335 3844 5213 5735 584 Jer 17ia 2 5 30 5#153 Mich 66 Ps 78
18i7 68i9 7119 9 2 9 9 3 4 1 0 2 20 1 4 4 7 Thren 1Χ3 Sir 40u 43i.8.9; vgl. Sir 244 LXX 26le
LXX, auch Sap 9i7 Ps Sal 18i0; vgl. ferner 2. Reg 1922 (Jes 3723) Jes 4026. Im
Plural: Ps 148x 7869 lob 16i9 252 31vgl. Matth 219 par. Luc 2i4.
11 1. Sam 28 Jes 13u 14i7. 21 183 244 269.i8 276 344 Jer 10« 51M Nah li5
Ps 99 18i6 195 24i 33s 5042 77i9 89X2 90, 93x 96i„. x3 974 987. 9 Prov 82i· 26 lob 18Χ8
34lg 37i2 Thren 4i21. Ghron 1630.
12 Z. B. Amarna-Tafeln Nr. 10, 33 (Knudtzon S. 92) u. a.; vgl. dazu H.
Zimmern, Akkadische Fremdwörter 1915, S. 43.
 
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