Erdkenntnis
23
Auch nach Westen über die Welt des Mittelmeers hin erweitert
sich nun der Blick. Deuterojesaia redet zuerst von den „Inseln“,
worunter nach altem Gebrauch Inseln und Küstenländer verstan-
den werden* 1; sie verschwinden fortan nicht mehr aus der Literatur2.
Im einzelnen begegnen jetzt, neben den früher erwähnten Namen
Kaftör (Kreta) und Tarsis (Ταρτησσός in Spanien), die Namen Kit-
tim3 und ’Elisä4. Ersteres ist Kypros, benannt nach der Stadt Κίτιον,
der einzigen bedeutenden phönikischen Gründung auf der Insel,
während das übrige Kypros schon seit der mykenischen Zeit von
Griechen besiedelt war. Die Ansetzung von ’Elisä ist umstritten5.
Einen bestimmten Anhaltspunkt für die Identifizierung gibt Hes
277, wonach Tyrus blauen und roten Purpur von den Küsten ’Elisäs
erhält. Tyrus, selbst die berühmteste Stätte der Purpurfabrikation,
kann Purpur nur aus der besten Bezugsquelle eingeführt haben; das
ist gewiß nicht Sizilien oder Unteritalien, deren Purpurerzeugung
unbedeutend war. Als bester von allem europäischem Purpur galt
im Altertum der lakonische, der an Güte nur dem tyrischen nach-
stand. Der Hauptsitz der Purpurbereitung war die Insel Kythera,
tikel „Askania“ u. f.). Das Suffix az ist aus dem Lykischen bekannt, z. B.
Sppartazi At4naz[i] = Spartaner, Athener (Kretschmer, Einleitung in die
Geschichte-der griechischen Sprache, 1896, S. 312). Ob man die zahlreichen
westkleinasiatischen und griechischen Ortsnamen auf -ασσός, -ησσός, Ισσός
und die hethitischen Namen auf -assa, essa, -issa, -ussa (Zugehörigkeitssuffixe)
in den Ahhijava-Texten (Ferd. Sommer, Abh. Bayr. Akad. phil.-hist. Abtei-
lung, NF Heft 9, 1934) vergleichen darf, muß dahinstehen.
10 Hes 2713 Joel 4e Sach 913 Jes 6619. Die Stelle Ob 20 nennt als Gegend
jüdischer Deportierter Sefärad, d. i. vermutlich Sardes (babyl. Saparda in der
Seleucidenchronik, Zeitschr. f. Assyriologie VI 227). Ob die auf einem Alaba-
sterrelpf aus Ninive (Walter Andrae, Das wiedererstandene Assur, 1938,
Tafel 2a) mit Raupenhelm und Flachschild dargestellten Krieger, wie Andrae
meint, ionische Söldner sind oder nicht etwa auch einer anderen kleinasiati-
schen Völkerschaft angehören könnten, ist wohl nicht zu entscheiden.
1 Jes 4015 414. 5 424.la 49x 51x.
2 Jes llu 2415 609 6619 Jer 210 2522 Hes 2618 2734 39e Sef 2U Ps 7210 974.
3 Num 2424 Jer 234.12 Hes 276.
4 Hes 277.
5 Stade und Ed. Meyer denken, in Erinnerung an die sagenhafte Grün-
derin der Stadt, an Karthago, was durch die Völkertafel des P Gen 10 ausge-
schlossen ist (s. u. S. 55); auch ist nicht beweisbar, daß Elisa Name der Stadt
war; Elissa ist Göttin in Karthago, wo nach Silius I 81 ein sacrum genitoris
Elissae war. — W. M. Müller, O. Weber u. a. setzen ’Elisä mit keilschriftli-
chem Alasja = Kypros gleich; aber auch das ist durch die Völkertafel ausge-
schlossen, wo Kypros = Kittim ist. — Auch Kreta, welches hebr. Kaftör
heißt, kommt nicht in Frage.
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Auch nach Westen über die Welt des Mittelmeers hin erweitert
sich nun der Blick. Deuterojesaia redet zuerst von den „Inseln“,
worunter nach altem Gebrauch Inseln und Küstenländer verstan-
den werden* 1; sie verschwinden fortan nicht mehr aus der Literatur2.
Im einzelnen begegnen jetzt, neben den früher erwähnten Namen
Kaftör (Kreta) und Tarsis (Ταρτησσός in Spanien), die Namen Kit-
tim3 und ’Elisä4. Ersteres ist Kypros, benannt nach der Stadt Κίτιον,
der einzigen bedeutenden phönikischen Gründung auf der Insel,
während das übrige Kypros schon seit der mykenischen Zeit von
Griechen besiedelt war. Die Ansetzung von ’Elisä ist umstritten5.
Einen bestimmten Anhaltspunkt für die Identifizierung gibt Hes
277, wonach Tyrus blauen und roten Purpur von den Küsten ’Elisäs
erhält. Tyrus, selbst die berühmteste Stätte der Purpurfabrikation,
kann Purpur nur aus der besten Bezugsquelle eingeführt haben; das
ist gewiß nicht Sizilien oder Unteritalien, deren Purpurerzeugung
unbedeutend war. Als bester von allem europäischem Purpur galt
im Altertum der lakonische, der an Güte nur dem tyrischen nach-
stand. Der Hauptsitz der Purpurbereitung war die Insel Kythera,
tikel „Askania“ u. f.). Das Suffix az ist aus dem Lykischen bekannt, z. B.
Sppartazi At4naz[i] = Spartaner, Athener (Kretschmer, Einleitung in die
Geschichte-der griechischen Sprache, 1896, S. 312). Ob man die zahlreichen
westkleinasiatischen und griechischen Ortsnamen auf -ασσός, -ησσός, Ισσός
und die hethitischen Namen auf -assa, essa, -issa, -ussa (Zugehörigkeitssuffixe)
in den Ahhijava-Texten (Ferd. Sommer, Abh. Bayr. Akad. phil.-hist. Abtei-
lung, NF Heft 9, 1934) vergleichen darf, muß dahinstehen.
10 Hes 2713 Joel 4e Sach 913 Jes 6619. Die Stelle Ob 20 nennt als Gegend
jüdischer Deportierter Sefärad, d. i. vermutlich Sardes (babyl. Saparda in der
Seleucidenchronik, Zeitschr. f. Assyriologie VI 227). Ob die auf einem Alaba-
sterrelpf aus Ninive (Walter Andrae, Das wiedererstandene Assur, 1938,
Tafel 2a) mit Raupenhelm und Flachschild dargestellten Krieger, wie Andrae
meint, ionische Söldner sind oder nicht etwa auch einer anderen kleinasiati-
schen Völkerschaft angehören könnten, ist wohl nicht zu entscheiden.
1 Jes 4015 414. 5 424.la 49x 51x.
2 Jes llu 2415 609 6619 Jer 210 2522 Hes 2618 2734 39e Sef 2U Ps 7210 974.
3 Num 2424 Jer 234.12 Hes 276.
4 Hes 277.
5 Stade und Ed. Meyer denken, in Erinnerung an die sagenhafte Grün-
derin der Stadt, an Karthago, was durch die Völkertafel des P Gen 10 ausge-
schlossen ist (s. u. S. 55); auch ist nicht beweisbar, daß Elisa Name der Stadt
war; Elissa ist Göttin in Karthago, wo nach Silius I 81 ein sacrum genitoris
Elissae war. — W. M. Müller, O. Weber u. a. setzen ’Elisä mit keilschriftli-
chem Alasja = Kypros gleich; aber auch das ist durch die Völkertafel ausge-
schlossen, wo Kypros = Kittim ist. — Auch Kreta, welches hebr. Kaftör
heißt, kommt nicht in Frage.