Erdkenntnis
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Libyern (Püt) genannt* 1. Diese Lyder sind durch bloße Textkorrek-
tur in Libyer nicht aus der Welt zu schaffen. Als Psammetich I. sich
gegen Assyrien empörte, schickte ihm Gyges von Lydien Hilfstrup-
pen zur Unterstützung; diese Angabe in der Annalen-Inschrift
Assurbanipals2 bestätigt der Bericht Diodors (I 66), daß Psamme-
tich Söldner in Ionien, Karien und Arabien anwerben ließ, und
Herodot (II 152) erzählt, Karier und Ionier seien auf einem Beute-
zuge eines Tags in Ägypten gelandet und von Psammetich festge-
halten worden. Diese Söldner wurden an der meistgefährdeten Ost-
grenze des Landes in den Στρατόπεδα zwischen Bubastis und Pe-
lusion angesiedelt (Herodot II 154) und blieben auch weiter! in die
Stütze des Thrones; unter Apries (588—570) war die Zahl der Ka-
rier und Ionier auf 30000 Mann angewachsen (Herodot II 163).
Den arabischen Meerhusen, der heute das Rote Meer heißt,
nennen die Hebräer das ,,Schilfmeer“. Der Elohist, bei dem der Na-
me zuerst belegt ist, bezeichnet damit sowohl die Bucht von fAqaba
(1. Reg 926 2249) mit der Hafenstadt 'Esjön Geber bei ’Elat, als auch
die Bucht von Sues (Ex 1522), an deren Küste entlang er die Söhne
Israels von Ägypten über Märä, ’ElIm und Massä zum Berge Chöreb
ziehen läßt. Dieser liegt nach seiner Schätzung 40 Tagereisen von
Be’erseba' entfernt, ist also offenbar nicht, wie der Sinai der älteren,
jahvistischen Tradition, im Norden der Halbinsel zu suchen, sondern
tief im Süden, d. h. wohl dort, wo dieTradition den Berg der Ge-
setzgebung ansetzt, nämlich in dem heute sog. Sinaigebirge, und
spräche „Mischvolk“ belassen, vgl. Ex 1238 Jer 5 0 37. Küb ist unbekannt und,
wie LXX zeigt, Fehler für Lüb. Die „Söhne des Landes des Bundes“ bene’eres
liabberit oder nach LXX „Söhne des Bundes“ können nur Israeliten, also jü-
dische Söldnersein; aber Cornills Konjektur bene’eres hakkeretl „Söhne des
Landes der Kreter“ ist beachtenswert. — Endlich findet sich Lüd in Jes 6619,
wo der Text (wohl die Hand eines Glossators) die fernen Inseln und Küsten-
länder aufzählt, und zwar nach dem besseren Texte der LXX: Tarsls, Püt, Lüd,
Mesek, Tübäl, Jävän. Verfehlt erscheint mir, aus dem εις τήν Ελλάδα der LXX
ein hebr. „rös“ zu rekonstruieren und hierin nach lies 38e 39x ein Volk Ρώς zu
entdecken, wobei man dann an die von byzantinischen und orientalischen
Schriftstellern des 10. Jahrhunderts erwähnten Ρώς = Russen erinnert, wenn
man nicht gar die Rhoxolani des Plinius (IV 12) und des Ptolemäus (III 5) oder
ein Land Räs an der Grenze rEläms am Tigris (Friedr. Delitzsch, Wo lag
das Paradies?, S. 322) hier findet.
1 lies 2710.
2 Nach dieser Inschrift (Keilinschriftliche Bibliothek, II 1890, S. 176 f.)
schickte Gügu, der König von Lydien, „seine Streitmacht zum Bunde mit
Tusamilku (d. i. Psammetich), dem Könige von Ägypten, der das Joch meiner
Herrschaft verächtlich abgeworfen hatte.“
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Libyern (Püt) genannt* 1. Diese Lyder sind durch bloße Textkorrek-
tur in Libyer nicht aus der Welt zu schaffen. Als Psammetich I. sich
gegen Assyrien empörte, schickte ihm Gyges von Lydien Hilfstrup-
pen zur Unterstützung; diese Angabe in der Annalen-Inschrift
Assurbanipals2 bestätigt der Bericht Diodors (I 66), daß Psamme-
tich Söldner in Ionien, Karien und Arabien anwerben ließ, und
Herodot (II 152) erzählt, Karier und Ionier seien auf einem Beute-
zuge eines Tags in Ägypten gelandet und von Psammetich festge-
halten worden. Diese Söldner wurden an der meistgefährdeten Ost-
grenze des Landes in den Στρατόπεδα zwischen Bubastis und Pe-
lusion angesiedelt (Herodot II 154) und blieben auch weiter! in die
Stütze des Thrones; unter Apries (588—570) war die Zahl der Ka-
rier und Ionier auf 30000 Mann angewachsen (Herodot II 163).
Den arabischen Meerhusen, der heute das Rote Meer heißt,
nennen die Hebräer das ,,Schilfmeer“. Der Elohist, bei dem der Na-
me zuerst belegt ist, bezeichnet damit sowohl die Bucht von fAqaba
(1. Reg 926 2249) mit der Hafenstadt 'Esjön Geber bei ’Elat, als auch
die Bucht von Sues (Ex 1522), an deren Küste entlang er die Söhne
Israels von Ägypten über Märä, ’ElIm und Massä zum Berge Chöreb
ziehen läßt. Dieser liegt nach seiner Schätzung 40 Tagereisen von
Be’erseba' entfernt, ist also offenbar nicht, wie der Sinai der älteren,
jahvistischen Tradition, im Norden der Halbinsel zu suchen, sondern
tief im Süden, d. h. wohl dort, wo dieTradition den Berg der Ge-
setzgebung ansetzt, nämlich in dem heute sog. Sinaigebirge, und
spräche „Mischvolk“ belassen, vgl. Ex 1238 Jer 5 0 37. Küb ist unbekannt und,
wie LXX zeigt, Fehler für Lüb. Die „Söhne des Landes des Bundes“ bene’eres
liabberit oder nach LXX „Söhne des Bundes“ können nur Israeliten, also jü-
dische Söldnersein; aber Cornills Konjektur bene’eres hakkeretl „Söhne des
Landes der Kreter“ ist beachtenswert. — Endlich findet sich Lüd in Jes 6619,
wo der Text (wohl die Hand eines Glossators) die fernen Inseln und Küsten-
länder aufzählt, und zwar nach dem besseren Texte der LXX: Tarsls, Püt, Lüd,
Mesek, Tübäl, Jävän. Verfehlt erscheint mir, aus dem εις τήν Ελλάδα der LXX
ein hebr. „rös“ zu rekonstruieren und hierin nach lies 38e 39x ein Volk Ρώς zu
entdecken, wobei man dann an die von byzantinischen und orientalischen
Schriftstellern des 10. Jahrhunderts erwähnten Ρώς = Russen erinnert, wenn
man nicht gar die Rhoxolani des Plinius (IV 12) und des Ptolemäus (III 5) oder
ein Land Räs an der Grenze rEläms am Tigris (Friedr. Delitzsch, Wo lag
das Paradies?, S. 322) hier findet.
1 lies 2710.
2 Nach dieser Inschrift (Keilinschriftliche Bibliothek, II 1890, S. 176 f.)
schickte Gügu, der König von Lydien, „seine Streitmacht zum Bunde mit
Tusamilku (d. i. Psammetich), dem Könige von Ägypten, der das Joch meiner
Herrschaft verächtlich abgeworfen hatte.“