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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1944/48, 3. Abhandlung): Drei Erdkarten: ein Beitrag zur Erdkenntnis des hebräischen Altertums — Heidelberg, 1949

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https://doi.org/10.11588/diglit.42185#0029
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Erdkenntnis

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Jes 1 ln* 1. Die Völker Kleinasiens wohnen ,,im äußersten Norden“2;
man kennt zwar die bis zum Pontus zurückgedrängten Moscher
(Mesek) und Tibatener (Tübäl), aber das Schwarze Meer wird nir-
gends erwähnt. Im Nordosten ist Persien3 die äußerste Grenze der
bekannten Erde; Ivyros kommt „vom Norden“ und „vom Aufgang
der Sonne“4. D e Diaspora wohnt „in den Winkeln der Erde“5. Der
Umfang der Erde reicht „vom Meer zum Meer, vom Euphrat bis
zum Ende der Erde“6; aber dem Ausdruck „vom Meer zum Meer“
liegt keine bestimmte geographische Kenntnis, etwa des Persischen
Meerbusens oder des Indischen Ozeans, zugrunde; es ist die alte my-
thische Vorstellung des die Erde umgebenden Ozeans.
Erst seit Alexander dem Großen erweitert sich der geographi-
sche Horizont aufs neue. Zeugnis davon geben die Bücher Tobit und
Judith, Daniel und das 1. Makkabäerbuch, die teils wie Daniel im
hebräisch-aramäischen Original vorliegen, teils Übersetzungen aus
dem Hebräischen sind. Dasselbe gilt vom 1. Henochbuch und vom
Buch der Jubiläen. Hier erstreckt sich, wie im 1. Makkabäerbuch,
die genauere Erdkenntnis nicht nur über Kleinasien, den ägäischen
Archipel und Griechenland, sondern reicht auch an der afrikanischen
Küste entlang bis Kyrene und weiterhin bis nach Rom, Gallia cisal-
pina und'Spanien. Dieses bleibt auch jetzt die Grenze der bewohn-
ten Erde; Pompejus kommt nach Ps Salom. 815 „vom Ende der
rEqrön. ’Asdöd, ’Edöm, Mö’äb, 'Arnmön, Dedän, Temä, Büz und alle an der
Schläfe Gestutzten (d. h. Araber). Ein Glossator fügte die durch „alle Könige“
(kol malke) eingeleiteten Namen ein, um einen Überblick über die gesamte
Völkerwelt zu geben: rUs, Philister, Tyrus, Sidon, die Inseln jenseits des Mee-
res, Araber, Zimri (?j, Έΐΰιη, Mädai, und alle Könige des Nordens, die nahen
und die fernen*Ein jüngster, in LXX noch fehlender Nachtrag ist der König
von Sesak = Babel (vgl. dazu S. 47 Anm. 2).
1 Jes llu, — auch hier wohl von einem Glossator nachgetragen zu dem
Texte, der ursprünglich nur von ’Assür und Ägypten redete, — zählt die Län-
der der Diaspora auf: ’Assür, Ägypten, Patrös, Küs, "Eläm, Sin’är, Chämät
und die Inseln des Meeres,
2 Hes 38b. 15.
3 Der Name Persiens begegnet in der alttestamentliehen Literatur erst
Esr R. 2. 8 3- 43. 5. 7. 24 56 77 Neh 1222. Daneben Medien Esr 62 und beide zu-
sammen Est 13. 44. 18. lg 102. An Städten dieses Gebietes werden Agbatana
Esr 62 und Susa Neh i1 Est 12 erwähnt,
4 Jes 4125 vgl. 46n.
5 Jes 43e Jer 318. Einzelne Orte der babylonischen Diaspora werden lies
31S Esr 259 Neh 7ßl Esr 815. 17 genannt; außer ihnen, als die Heimat Abrahams,
’Ur Kasdim Gen 112. 8. S1 157 Neh 97.
6 Sach 9n vgl. Sir 4421.
 
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