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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1944/48, 3. Abhandlung): Drei Erdkarten: ein Beitrag zur Erdkenntnis des hebräischen Altertums — Heidelberg, 1949

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https://doi.org/10.11588/diglit.42185#0031
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Erdkenntnis

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Das erste Zeugnis für die Seeverbindung zwischen Ägypten und
Indien ist die auf Poseidonios zurückgehende Lebensgeschichte sei-
nes Zeitgenossen Eudoxos von Kyzikos (bei Strabo II 98—100),
der unter Ptolemäus Euergetes II. (146—117 v. Chr.) als Gesandter
nach Alexandria kam. Während seines Aufenthaltes daselbst be-
fand sich dort ein Inder, den man als den letzten Überlebenden ei-
nes verschlagenen Schiffes gerettet hatte und der von seinem Schick-
sal berichtete. Das gab Anlaß, unter Führung des Fremden die See-
fahrt nach Indien zu versuchen, und Eudoxos beteiligte sich an
diesem Unternehmen. Die Fahrt gelang, und man kehrte mit reichem
Gewinn zurück, sodaß Eudoxos nach dem Tode des Euergetes durch
die Königin Kleopatra zum zweiten Male ausgesandt wurde, aber
diesmal weit nach Süden über Äthiopien hinaus abgetrieben wurde1.
Ende des 2. Jahrhunderts, als Agatharchides von Knidos sein
Werk über das Erythräische Meer schrieb, scheinen die Versuche der
Indienfahrt wieder aufgenommen worden zu sein2. Zu Strabos Zeit
bestand ein reger Seeverkehr zwischen Ägypten und Indien. Der
Name des Roten Meeres, der Ερυθρά θάλασσα, taucht jetzt, offenbar
durch die Griechen vermittelt, auch in der jüdischen Literatur auf3.
Das alexandi mische Judentum, dem die griechischen Quellen
in vollem Maße zur Verfügung standen, kennt, wie u. a. Josephus
zeigt, die Erde in demselben Umfang, wie die griechischen und rö-
mischen Schriftsteller der Zeit. Hier reicht die bewohnte Erde im
Osten bis zum Ganges und zum Indischen Ozean, im Westen bis
Spanien und Britannien, im Süden bis Meroe und im Norden über
den Tanais (Don) hinaus.
1 Vgl. Berger, a.a.O., S. 569ff.
2 Vgl. Berger, a.a.O., S. 585: Agatharchides spricht nur von Fahrten
aus Ägypten nach Südarabien, und andererseits aus Indien, Karmanien und
Persien nach Südarabien.
3 I. Iden 322 776 Jub 821 94 Sap 1018197. Vgl. darüber S. 63—65.
 
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