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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1944/48, 3. Abhandlung): Drei Erdkarten: ein Beitrag zur Erdkenntnis des hebräischen Altertums — Heidelberg, 1949

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https://doi.org/10.11588/diglit.42185#0032
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III. ERDKARTEN

Das bisher zusammengestellte Material zeigt, welchen Umfang
die hebräische Erdkenntnis zu verschiedenen Zeiten gehabt hat, ge-
nügt aber nicht, um eine hebräische Erdkarte zu rekonstruieren.
Das Zeichnen von Landkarten ist, wie die Turiner Papyri zei-
gen1, eine in Ägypten früh geübte Kunst. Die dort gezeichnete Karte
entstammt der Ramessidenzeit, ist also die älteste bisher bekannte
Landkarte. Sie stellt das Gebiet der Goldminen von Hammämät
mit der Straße von Keneh bis Kossair (Leukos Limen) dar.
Handelt es sich hier um eine Lokalkarte, so finden wir anderer-
seits auf zwei in Ninive gefundenen Erzschalen des 9. oder 8. Jahr-
hunderts2 Darstellungen der Erde im Rahmen eines mythischen
Weltbildes: in der Mitte den Himmel als ein annähernd quadrati-
sches Leid mit großen und kleinen Sternen überzogen und von den
vier Himmelsfrauen getragen; rings um ihn als einen Haufen von
Rergen dargestellt die Erde. Und zwar sind es auf der einen Schale
drei umeinander liegende Ringe von Bergen, von denen die des in-
neren Ringes mit Rautennetzen und Sternpunkten gemustert sind,
während die der zwei äußeren Ringe Zeichnungen von Bäumen auf-
weisen. Um das Ganze zieht sich am Rande der Schale ein zum gro-
ßen Teil zerstörter Ring von figürlichen Darstellungen. Auf der an-
deren Schale erscheint in der Mitte der Himmel als ein längliches
Oval mit Rautenmustern und Punkten, und ringsum wiederum die
Erde, diesmal in Form eines unregelmäßigen fünfeckigen Sterns und
aus einer ungeordneten Menge von Bergen bestehend, auf deren
Gipfeln je drei Knöpfe sitzen. Von einer Erdkarte kann man hier
nicht reden, sowenig wie bei dem Schilde Achills, auf dem nach
Homer (Ilias XVIII 488—607) außer Erde und Meer, dem gestirn-
ten Himmel und dem Strome Okeanos allerlei Szenen aus dem
menschlichen Leben dargestellt waren.
1 Facsimile bei F. Ciiabas, Les inscriptions relatives aux mines d’or de
Nubie, 1862 und in Bibliotheque Egyptologique, Bd. X, 1902, S. 183—230.
Vgl. Lauth, Die älteste Landkarte nubischer Goldminen (in: Sitzungsberichte
d. Bayr. Akad. d. Wiss., 1870, II, S. 338—372) und ders., Die Zweitälteste Land-
karte (ebenda 1871, Bd. I, S. 190—238); Alan H. Gardiner, The Map of the
Gold Mines in a Ramesside Papyrus at Turin (in: The Cairo Scientific Journal,
No. 89, Bd. VIII, Febr. 1914); Erman-Ranke, Ägypten und ägyptisches Le-
ben im Altertum, 1923, S. 556ff.
2 Layard, The Monuments of Nineveh, 1849—53, II, Taf. 61.
 
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