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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1944/48, 3. Abhandlung): Drei Erdkarten: ein Beitrag zur Erdkenntnis des hebräischen Altertums — Heidelberg, 1949

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https://doi.org/10.11588/diglit.42185#0034
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Gustav Hölscher

Dem Versuch einer solchen Rekonstruktion wollen wir drei Be-
schreibungen zugrunde legen, die im folgenden genauer untersucht
werden sollen:
1. Gen 210_14, eine in den Rahmen der Paradiesesgeschichte ein-
gefügte Beschreibung der vier Weltströme aus assyrisch-baby-
lonischer Zeit1.
2. Gen 10la 2—7 · 20· 22—23· 31—32? die „Völkertafel“ der Quelle P, des
sog. Priesterkodex, aus dem 5. Jahrhundert.
3. Kap. 8—9 des Buches der Jubiläen, einer um 100 v. Chr. ver-
faßten gelehrt-legendenhaften Darstellung der biblischen Ge-
schichte von der Schöpfung bis zum Auszug Israels aus Ägyp-
ten. Das Buch, dessen hebräischer Originaltext verloren ist
und welches in griechischer Übersetzung bei christlichen
Schriftstellern der griechischen Kirche bekannt war, auch viel-
leicht in syrischer Übersetzung existiert hat, ist uns zu etwa
einem Drittel in einer lateinischen, vollständig aber nur in ei-
ner von dem Griechen abstammenden äthiopischen Afterüber-
setzung erhalten. Die Kapitel 8—9, nur im äthiopischen Texte
vorhanden, erzählen im Anschluß an Gen 10 die Verteilung der
Erde an die drei Söhne Noahs Sem, Cham und Jafet2.
1 Daß die Paradieserzählung literarisch nicht einheitlich ist, darf als an-
erkannt gelten. Man pflegt sie im allgemeinen auf zwei Quellenstränge J1 und
J zurückzuführen, betrachtet aber 210_14 meist als Zusatz von noch jüngerer
Hand. Ich habe (Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung, 1942, S. 6—9
in: Sitz.-Ber. d. Heidelberger Akad. d. Wiss., philos.-histor. Klasse, 1941/42,
3. Abh.) zu zeigen versucht, daß die beiden Quellenstränge vielleicht besser als
J und E zu betrachten sind, wobei dann 210_u ein Nachtrag zu E (d. h. E2) sein
würde. Wie auch immer, so scheint die ungefähre Datierung der Verse 10—14
in das assyrisch-babylonische Zeitalter gerechtfertigt zu sein.
2 Mashaf küfäle sive Liber Jubilaeorum, qui idem a Graecis ή Λεπτή
Γένεσις inscribitur. aethiopice ad duorum librorum manuscriptorum
fidem primum ed. Augustus Dillmann, 1859; The Ethiopic Version of the
Hebrew Book of Jubilees, ed. from four manuscripts by R. H. Charles, 1895
(in: Anecdota Oxoniensia). Übersetzungen: Enno Littmann in: Die Apokry-
phen und Pseudepigraphen des Alten Testamentes, herausg. von E. Kautzsch,
1900; R. H. Charles, The Book of Jubilees or the Little Genesis translated,
1902; ders., The Apocrypha and Pseudepigrapha of the Old Testament in Eng-
lish, 1913; ders., in: G. H. Box, The Book of-Jubilees or the Little Genesis
translated by R. II. Charles, 1917.
 
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