Die Karte des Jubiläenbuches
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rot gefärbten Meeres, als uralte volkstümliche Vorstellung auch bei
den Germanen nachgewiesen; das „Rote Meer“ ist hier die unbe-
stimmte äußerste Grenze der den Menschen zugehörigen Welt. In
der Farbensymbolik des Orients ist Rot die Farbe des Ostens, wie
Sach 62f 6 zeigt: die Farben der an den Wagen Jahves gespannten
Rosse entsprechen den Farben der vier Himmelsrichtungen, nach
denen sie ausziehen; die roten ziehen nach Osten, die schwarzen
nach Norden, die weißen nach Westen, die gescheckten nach Süden.
Rei den griechischen Geographen wird der Name des in der Gegend
des Sonnenaufgangs liegenden „Roten Meeres“ zur Bezeichnung des
durch die Asiaten ihnen bekannt gewordenen östlichen Meeres, das
sich vom Persischen Meerbusen an der persischen, karmanischen
und gedrosischen Küste entlang bis nach Indien erstreckte. Ähnlich
denkt auch Herodot, nur daß er, der nicht mehr an die Geschlos-
senheit des Arabischen Meerbusens glaubt, ■— er erzählt bekanntlich
von der Umseglung Afrikas durch die Phöniker unter Necho ΙΓ.
(Herod. IV 42), — auch diesen zur Ερυθρά θαλάσση rechnet (vgl. bes.
II 42). Erst die Seeverbindung zwischen Ägypten und Indien, die
in der Ptolemäerzeit zuerst versucht, aber erst zu Anfang der römi-
schen Kaiserzeit eine regelmäßige wurde* 1, hat dem alten Irrtum über
den Arabischen Meerbusen endgültig ein Ende gemacht2. Obwohl
die Aussagen des Jubiläenbuchs keine sichere Entscheidung in die-
ser Frage geben, ist es doch wahrscheinlich, daß sein Verfasser die
alte Vorstellung von der Geschlossenheit des Arabischen Meerbu-
sens geteilt hat, zumal er auch sonst ganz von älteren Vorstellungen
abhängig ist.
Nicht deutlich ist die Meinung des Verfassers, wenn er 821 sagt:
„alles jenseits des Meeres, was jenseits des Gebirges von ’Assür ist“.
Da er an dieser Stelle vom Gebiete Sems redet, kann er unter diesem
Meere nicht das Schwarze Meer verstehen, zumal er dieses zum
„Großen Meere“ rechnet. Das „Gebirge von ’Assür“ aber liegt nach
821 nördlich von ’Assür und wird 96 zu Lüd gerechnet. Es läßt sich
also kaum an ein anderes als an das Kaspische Meer denken. Dieses
muß, wie früher gezeigt worden ist3, den damals bis nach Hyrkanien
verstreuten Juden bekannt gewesen sein; der Verfasser kennt ja, wie
229—234. Meissner weist für diese Auffassung auf Fritzner (Ordbog I, 675b)
hin.
1 Vgl. S. 30f., 43.
2 So Maximinus von Tyrus und Ptolemäus, vgl. Berger, a.a.0., S. 22f.
3 Vgl. S. 30.
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rot gefärbten Meeres, als uralte volkstümliche Vorstellung auch bei
den Germanen nachgewiesen; das „Rote Meer“ ist hier die unbe-
stimmte äußerste Grenze der den Menschen zugehörigen Welt. In
der Farbensymbolik des Orients ist Rot die Farbe des Ostens, wie
Sach 62f 6 zeigt: die Farben der an den Wagen Jahves gespannten
Rosse entsprechen den Farben der vier Himmelsrichtungen, nach
denen sie ausziehen; die roten ziehen nach Osten, die schwarzen
nach Norden, die weißen nach Westen, die gescheckten nach Süden.
Rei den griechischen Geographen wird der Name des in der Gegend
des Sonnenaufgangs liegenden „Roten Meeres“ zur Bezeichnung des
durch die Asiaten ihnen bekannt gewordenen östlichen Meeres, das
sich vom Persischen Meerbusen an der persischen, karmanischen
und gedrosischen Küste entlang bis nach Indien erstreckte. Ähnlich
denkt auch Herodot, nur daß er, der nicht mehr an die Geschlos-
senheit des Arabischen Meerbusens glaubt, ■— er erzählt bekanntlich
von der Umseglung Afrikas durch die Phöniker unter Necho ΙΓ.
(Herod. IV 42), — auch diesen zur Ερυθρά θαλάσση rechnet (vgl. bes.
II 42). Erst die Seeverbindung zwischen Ägypten und Indien, die
in der Ptolemäerzeit zuerst versucht, aber erst zu Anfang der römi-
schen Kaiserzeit eine regelmäßige wurde* 1, hat dem alten Irrtum über
den Arabischen Meerbusen endgültig ein Ende gemacht2. Obwohl
die Aussagen des Jubiläenbuchs keine sichere Entscheidung in die-
ser Frage geben, ist es doch wahrscheinlich, daß sein Verfasser die
alte Vorstellung von der Geschlossenheit des Arabischen Meerbu-
sens geteilt hat, zumal er auch sonst ganz von älteren Vorstellungen
abhängig ist.
Nicht deutlich ist die Meinung des Verfassers, wenn er 821 sagt:
„alles jenseits des Meeres, was jenseits des Gebirges von ’Assür ist“.
Da er an dieser Stelle vom Gebiete Sems redet, kann er unter diesem
Meere nicht das Schwarze Meer verstehen, zumal er dieses zum
„Großen Meere“ rechnet. Das „Gebirge von ’Assür“ aber liegt nach
821 nördlich von ’Assür und wird 96 zu Lüd gerechnet. Es läßt sich
also kaum an ein anderes als an das Kaspische Meer denken. Dieses
muß, wie früher gezeigt worden ist3, den damals bis nach Hyrkanien
verstreuten Juden bekannt gewesen sein; der Verfasser kennt ja, wie
229—234. Meissner weist für diese Auffassung auf Fritzner (Ordbog I, 675b)
hin.
1 Vgl. S. 30f., 43.
2 So Maximinus von Tyrus und Ptolemäus, vgl. Berger, a.a.0., S. 22f.
3 Vgl. S. 30.