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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1944/48, 3. Abhandlung): Drei Erdkarten: ein Beitrag zur Erdkenntnis des hebräischen Altertums — Heidelberg, 1949

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https://doi.org/10.11588/diglit.42185#0067
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Die Karte des Jubiläenbuches

67

Die Grenze Sems (812# 16) beginnt im Nordosten an der Quelle
des Tanais (Don), der an den Wassern „der Abgründe“ (άβυσσοι,)1
auf dem Ripäengebirge entspringt (812). Sie läuft westwärts den
Tanais entlang zur Maeotis. Auch diese Vorstellung vom ost-west-
lichen Laufe des Tanais und der stark nach Osten verschobenen La-
ge der Maeotis ist altionisch; man suchte die Maeotis weit im Osten,
sehr nahe dem Kaspischen Meere2. Durch die Maeotis fließt der Ta-
nais in das „Große Meer“, d. h. in den Pontus Euxinus, der, wie ge-
zeigt, zum Mittelmeere gerechnet wird. Hier geht die Grenze bis
„Käräsö, welches am Busen der Zunge, die nach Süden schaut“, d.
h. des „Ägyptischen Meeres“3 liegt. Charles hält Käräsö für eine
stark verderbte Schreibung von Φινοκόρουρα, welches seit alters der
Grenzort zwischen Ägypten und Syrien war4; er beruft sich dabei
auf die kirchlichen Schriftsteller, die hei der Interpretation von
Gen 10 eben dies 'Ρινοκόρουρα als den westlichen Grenzpunkt Sems
nennen5. „Den Busen der Zunge, die nach Süden schaut“, deutet er
auf das „Schilfmeer“, und zwar auf den Golf von 'Aqaba, an dem
aber 'Ρινοκόρουρα nicht liegt. Die Unrichtigkeit dieser Auffassung
ergibt sich schon daraus, daß unser Verfasser die Westgrenze Sems
weit ins Mittelmeer hinausrückt; diese umfaßt nach 913 jedenfalls
Kreta6. Dillmann wird darum gewiß Recht haben, wenn er Käräsö
mit Χερσόνησος gleichsetzt. Gemeint ist der Thrakische Chersones,
die heutige Halbinsel Gallipoli, die im Altertum schlechthin der
Chersones hieß. Was unter dem „Busen“ des Meeres, an dem Kä-
räsö liegt, zu verstehen ist, wird nicht ganz klar; falls man nicht an
1 Der „Abgrund“ (Jub 5 24f. 29 Ko 4814) ist die Wassertiefe, die nach alter
mythischer Vorstellung mit dem Ozean zusammenhängt und aus der Flüsse und
Meere (vgl. 4814) gespeist werden.
2 Vgl. Berger, a.a. O., 91 f.: bei Ammian. Marc. XXII, 8, 11—13;
Schob Apollon. Rhod. II (398) 397 wird die Maeotis geradezu nach Osten
verlegt.
3 Vgl. oben S. 63.
4 Schon Jes 2710 sucht Rhinokorura am „Bach Ägyptens“, der oft ge-
nannten Grenze Palästinas gegen Ägypten.
5 Epiphanius, Ancor. C. XII: das Los Sems reicht άπό Περσίδος καί.
Βάκτρων εως τής Ινδικής έως τής χώρας 'Ρινοκορούρων' κεΐται δέ.άνά μέσον
‘ Αίγυπτου καί Παλαιστίνης άντικρύ τής Έρυθρας θαλάσσης. Vgl. auch Chron.
Pasch. I, 53 ed. Dind.; Syncell. I, 82 ed. Dind.; Qedren. 1,23 ed. Bekk.; ebenso
auch Chron. Jerachm. XXXI, 2.
6 Der Name ist kämätüri 91S geschrieben, was offenbare Verderbnis aus
kaftür (vgl. 82i), hebr. kaftör ist. Der Plural „die Inseln von Kaftür“ erklärt
sich wohl aus hebr. ’xjlm, welches „Inseln“ und „Küstenländer“ bedeutet.
 
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