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Campenhausen, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1952, 4. Abhandlung): Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab — Heidelberg, 1952

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https://doi.org/10.11588/diglit.42315#0015
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Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab

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nes-Anhangs28 und des Petrusevangeliums29, in denen der Aufer-
standene Petrus wieder am See Genezareth beim Fischen erscheint
und das Motiv des wunderbaren Zuges und der Sendung — jeden-
falls bei Johannes30 — noch einmal auftaucht31. Eine mehr als hy-
pothetische Lösung ist hier natürlich nicht möglich32. Aber eine
gewisse Wahrscheinlichkeit spricht m. E. in der Tat dafür, daß die
erste Erscheinung des Auferstandenen vor Petrus heim Fischfang
am See Genezareth in Galiläa erfolgt ist.
Daß Matthäus von der ersten, grundlegenden Petrusbegegnung
nichts berichtet, erscheint auf den ersten Blick sehr auffallend, ge-
rade weil er, anders als Lukas, die galiläische Orientierung des Mar-
kusevangeliums durchaus beibehält. Aber Matthäus hat die Oster-
geschichte überhaupt in einer sehr radikalen Weise vereinfacht und
konzentriert. Er bringt als Abschluß seines Evangeliums nur eine
einzige große Erscheinung vor allen Jüngern, die auf einem Berge
in Galiläa vor sich geht, wohin sie Jesus beordert hatte33. Alle an-
ders laufenden, differenzierten Berichte über Jüngerhegegnungen
werden von dieser monumentalen Schlußszene erdrückt und auf-
gesogen34, und damit ist auch die Erscheinung vor Petrus als ge-
sondertes Erlebnis in Fortfall gekommen; sie ist gewissermaßen in
die eine, ideale Schlußkomposition nur mithineingenommen35.
In späterer Zeit hat man auch Versuche gemacht, je nach Ge-
schmack oder Tendenz andere Personen an den Anfang zu stellen
28 Joh. 21, lff.
29 Pt. Ev. 14, 60.
30 Der Text des Petrusevangeliums bricht vorher ab.
31 Ich verweise für die Diskussion der Frage, die hier im einzelnen nicht fortge-
führt werden soll, auf Bultmann, Johannes S. 545 ff.; Stauffer S. 20 ff.; Cull-
mann S. 63f.; Rengstorf S. 93ff. und die dort genannte Literatur. Bultmann
selbst hält den Fischfang und die anschließende Mahlzeit nur für novellistische Aus-
malung des ursprünglichen Bildwortes von Mk. 1, 17: Die Geschichte der synopti-
schen Tradition (19312) 232 f. 246.
32 Allerdings steht Petrus im Johannes- und wahrscheinlich auch im Petrus-
Evangelium Jesus hierbei nicht allein gegenüber. Aber er steht doch ganz im Vor-
dergrund des Geschehens und erreicht Jesus nach Joh. 21, 7f. vor den andern Jün-
gern, als erster. So ist er auch Joh. 20, 6 der erste Jünger, der das Grab Jesu be-
tritt und, wenn wir den Lieblingsjünger als eine symbolische Figur nehmen dürfen,
sogar überhaupt der erste, der es erreicht hat. In dieser Form erscheint die Nach-
richt in dem sekundären Einschub Lk. 24, 12.
33 Mt. 28, 16 ff.
34 Über die Begegnung mit den zwei Frauen Mt. 28, 9f. s. u. Anm. 73.
35 Weitere Gründe, die für das Verschwinden der Petrustradition in Betracht
kommen mögen, stellt Brun, S. 50 ff. zusammen.
 
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