Metadaten

Campenhausen, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1952, 4. Abhandlung): Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab — Heidelberg, 1952

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42315#0020
License: In Copyright
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
20

Hans Fuhr. v. Campenhausen

Zwar bietet aucb Markus nicht einfach den Bericht eines „Augen-
zeugen“. Auch hier zeigt die Passions- und Ostergeschichte bereits
die Widersprüche verschiedener Traditionen, Erweiterungen und
legendarische Züge. Aber im ganzen ist der Bericht doch keines-
wegs rein phantastisch; offensichtlich alte Nachrichten liegen viel-
fach zugrunde, und die Darstellung selbst ist weithin so nüchtern
und sachgemäß, daß es keinesfalls erlaubt ist, das, was sie enthält,
von vorneherein als unglaubwürdig abzutun. Man muß alle An-
gaben und somit auch die Angaben über das leere Grab vielmehr
Schritt für Schritt prüfen und untersuchen.
Schon dies ist beachtlich, daß Markus im Gegensatz zu den spä-
teren evangelischen Berichten kaum einen Versuch macht, die
furchtbare Einsamkeit zu verschleiern, in der das Ende Jesu sich
vollzog. Das letzte Abendmahl feiert er noch mit den Zwölfen50;
in der Gethsemane-Szene sind nur noch drei Jünger unmittelbar
bei ihm51, und bei der Verhaftung mögen sich noch einige weitere
Pilger, die auf dem Olberg lagerten, um ihn gedrängt haben52. Aber
dann verlassen sie ihn alle und fliehen53. Auch Petrus wagt es Jesus
nur mit Abstand zu folgen, bis in den Elof des Hohenpriesters hin-
ein, und läßt ihn dann ebenfalls im Stich54. Von jetzt an ist in sei-
ner Umgebung kein Jünger mehr zu finden. Für die Kreuztragung
durch Simon von Kyrene wird an dessen Söhne erinnert, die der
Gemeinde später wohl angehört haben oder sonst bekannt ge-
worden sind; denn ihre Namen werden genannt55. Die Kreuzigung
selbst wird nur „von ferne“ durch einige Frauen beobachtet, die
von Galiläa her mit ihm gezogen waren56. Die Beisetzung endlich
erfolgt durch Joseph von Arimathia, einen Mann, wie es scheint,
50 Mk. 14, 17 ff.
51 Mk. 14, 33.
52 Der Mk. 14, 51 erwähnte Jüngling läßt sich schwerlich mit einem der 14, 33 ge-
nannten Jünger oder sonst einem der Zwölfe identifizieren.
53 Mk. 14, 50.
54 Mk. 14, 5 3 ff.
65 Mk. 15, 21; dazu Dibelius S. 183 f.
56 Mk. 15, 40f.; dazu Finegan S. 77: „Das Zusammensein der Frauen mit Je-
sus in Galiläa wird hier (V. 41a) berichtet, aber man kann sie nicht aus den Erzäh-
lungen von der galiläischen Wirksamkeit Jesu genommen haben, weil sie dort nie-
mals erwähnt werden. Erst Lukas (8, 2...) hat sie dorthin gebracht. Ps. 37, 12
(ol φίλοι μου... μακρόΟ-εν έστησαν) hat wohl die Wahl von μακρόθ-εν bestimmt,
aber diese Ps.-Stelle hätte nie Veranlassung geben können, nur allein von Frauen
zu sprechen. Daß die Frauen hier erscheinen, ist also nicht aus Tendenz oder Er-
findung zu erklären. Sie stehen unmotiviert als Gegebenes da.“
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften