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Campenhausen, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1952, 4. Abhandlung): Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab — Heidelberg, 1952

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https://doi.org/10.11588/diglit.42315#0023
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Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab

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irgendwie konkret zu motivieren, und die Sorge um den Stein wird
nur vorgebracht, „um das Wunder vorzuhereiten und den Effekt
zu steigern65“. Ein Wunder im strengen Sinne wird überhaupt
nicht erzählt, und das, was ohne diese erzählerischen „Kunstmit-
tel“ übrig bleibt — ein Gang zum Grabe, das sich geöffnet und leer
erweist — ist ein sehr einfacher und durchaus nicht undenkbarer
Tatbestand. Auch die Tätigkeit des Angelus interpres hält sich in
engen und bescheidenen Grenzen. Daß Jesus selbst nicht erscheint
und nach den Worten des Engels auch anschließend am Grabe offen-
bar noch nicht erscheinen soll, ist ebenfalls wohl zu beachten. Es
ist ein auffallender Zug von Zurückhaltung, den, von Lukas abge-
sehen, kein späterer Bericht bewahrt hat. Eine Legende, die zur
Sicherung und Ergänzung der Auferstehungsbotschaft nachträglich
entworfen worden wäre, hätte doch wohl anders aussehen müssen.
Allein eine weitere Schwierigkeit ist mit dem allen noch nicht
berührt, und auf diese in erster Linie stützt sich auch die entgegen-
gesetzte Anschauung. Sie liegt im letzten Satz der Geschichte, der
mit Recht immer wieder Befremden erregt hat. Nachdem die
Frauen das leere Grab geschaut und den Engel vernommen haben,
eilen sie nicht etwa, wie man annehmen sollte und wie sie geheißen
sind, zu den Jüngern und sonstigen Anhängern Jesu zurück, um sie
in Kenntnis zu setzen, sondern fliehen nur stumm von der Stätte;
„denn ein zitternder Schrecken hatte sie befallen, sie waren außer
sich und sagten niemand ein Wort davon; denn sie fürchteten
sich“66. Damit schließt die Geschichte und, wie heute wohl mit
Recht meist angenommen wird, das ganze Markusevangelium
höchst überraschend ab67. Es entsteht der schwerlich erwünschte
Eindruck, die Frauen seien nach diesem wunderbaren Erlebnis dem
eindeutigen Befehl des Engels nicht gehorsam gewesen. Der klar und
nachdrücklich formulierte Auftrag kommt also, muß man folgern,
überhaupt nicht ans Ziel, und es bleibt unklar, wie die Jünger
dann überhaupt noch nach Galiläa gelangt sind, wo ihnen Christus
erscheinen wird. Trotzdem wird das völlige Schweigen der Frauen
mit einer gehäuften Fülle von Ausdrücken so nachdrücklich be-
65 So richtig Ed. Meyer I, 20; literarisch geschickt (S. 17) sollte man diese Ver-
suche freilich nicht nennen. 66 Mk. 16, 8.
67 Ich gehe auf die Frage des Markusschlusses nicht mehr eigens ein. Sie ist
reichlich diskutiert und für unsere Frage nicht entscheidend; vgl. zuletzt W.
Bauer, Griechisch-Deutsches Wörterbuch zum N.T. (19524) 1565f.; vgl. 274f.
Sollte eine Fortsetzung wirklich bestanden haben, so zeigt Mk. 16, 7 jedenfalls die
Richtung an, in der sie gegangen sein müßte.
 
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