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Campenhausen, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1952, 4. Abhandlung): Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab — Heidelberg, 1952

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https://doi.org/10.11588/diglit.42315#0028
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28

Hans Frhr. v. Campenhausen

mengetragen84 und vorzüglich die Sicherung des Grabes noch über
Matthäus hinaus ins Phantastische gesteigert. Der Stein wird
nicht bloß einmal, sondern gleich siebenfach versiegelt85. Er ist
zudem so unmäßig schwer, daß nicht nur alle Wächter einschließ-
lich ihres Centurio, sondern auch noch die Ältesten und Schriftge-
lehrten der Juden und überhaupt alle Umstehenden mit einge-
spannt werden müssen, um ihn vor den Eingang zu wälzen86. Trotz-
dem setzt er sich im entscheidenden Augenblick von selbst in Be-
wegung und kullert von der Stelle, als die Engel erscheinen und
Jesus das Grab verlassen soll87. Besonders kennzeichnend ist die
unverkennbare Absicht, die Zahl der neutralen und feindlichen
Zeugen zu vermehren. Kelsos war gewiß nicht der erste, der im
zweiten Jahrhundert darüber gespottet hat, daß der angeblich auf-
erstandene Gott sich gleichwohl nur vor seiner gläubigen Anhänger-
schaft zu zeigen wagte88. Jetzt wird vor dem Grabmal für die Wa-
che ein großes Zelt errichtet, und alles Volk, nicht nur aus Jerusa-
lem, sondern auch aus der Umgebung strömt herzu, um den Platz
in Augenschein zu nehmen89. Das Petrusevangelium schreckt nun
auch nicht mehr davor zurück, die Auferstehung Jesu seihst zu be-
schreiben und ausgerechnet die heidnischen Wachen und die mit-
anwesenden jüdischen Ältesten zu Zeugen dieses Vorgangs zu ma-
chen90. Die apologetische Interessiertheit hat über die religiöse
Ästhetik gesiegt. Nur das Hebräerevangelium wagt es, in dieser
Richtung noch einen Schritt weiter zu gehen: die erste Person, mit
der Jesus nach seiner Auferstehung die Verbindung aufnimmt, ist
hier der wohl mit zur Grabeswache gehörige91 Knecht des Hohen-
84 Da das Petrusevangelium nach Abzug der Wache die Frauen noch zur Sal-
bung kommen läßt und dazu auch die Auferstehung selber berichten will, so ent-
stellt ein überaus künstliches Kommen und Gehen wie in einem klassizistischen
Drama, das mit den drei Einheiten zurechtkommen muß.
85 Ev. Pt. 8, 33.
86 Ev. Pt. 8, 32.
87 Ev. Pt. 9, 37.
88 Orig. Cels. II, 63: έχρήν, εί'περ όντως βείαν δύναμιν έκφήναι ήβελεν ό 5 Ιησούς,
αύτοΐς τοΐς έπηρεάσασι καί τω καταδικάσαντι καί δλως πασιν όψβήναι.. Ähnlich
II 55. 70 und Porphyrios bei Macarius Magnes II 14; vgl. III 18. Der entgegen-
gesetzte christliche Grundsatz wird Act. 10, 40f. ausdrücklich formuliert: ... αύτόν
εμφανή γενέσβαι - ού παντί τφ λαω, άλλα μάρτυσι,ν τοΐς προκεχειροτονημένοις ύπί>
του βεοΰ, ήμΐν...
89 Εν. Pt. 8, 31-9, 34.
90 Εν. Pt. 10, 38 ff.
91 Dobschütz S. 30.
 
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