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Campenhausen, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1952, 4. Abhandlung): Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab — Heidelberg, 1952

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https://doi.org/10.11588/diglit.42315#0035
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Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab

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schlechterdings nicht im Spiel gehabt; die Nachricht von dem lee-
ren Grabe hat sie zunächst nicht einmal nachträglich erreicht. Die
Fäden, die zwischen ihnen und dem leeren Grabe laufen könnten,
werden also einfach durchgerissen, und alle Verdächte, die in der
einen oder anderen Form gegen ihre Lauterkeit erhoben sind, wer-
den damit zu willkürlichen und unhaltbaren Verleumdungen. Das
leere Grab ist ein Geschehen für sich, dessen Zeugnis zu den Erfah-
rungen, die die Jünger später in Galiläa machen werden, erst
nachträglich hinzugetreten ist; es verdient darum doppelt Glau-
ben und Beachtung, die Jünger selbst aber hatten nichts mit ihm
zu schaffen. Nun befinden sich die Jünger auch nach Markus am
Ostermorgen noch in Jerusalem. Der göttliche Bote erteilt ihnen
ja gerade vom leeren Grabe aus den Befehl, nach Galiläa aufzubre-
chen, und es erscheint fast undenkbar, daß seine Worte, so wie sie
formuliert werden, ursprünglich bloß in den Wind gesprochen wa-
ren. Der unerwartete Ungehorsam der Frauen, auf den ebenfalls
nichts mehr zu folgen scheint, macht den Bericht in seiner gegen-
wärtigen Form noch widerspruchsvoller. Aber gerade dies alles
erscheint mir bezeichnend. Ganz wie im Matthäusevangelium ver-
rät die Unstimmigkeit der Erzählung eine sekundäre, gewollte Um-
biegung der Tradition, die als solche begreiflich ist116. Im Bestre-
ben, einen bestimmten drohenden Verdacht abzuwehren, ein sonst
vielleicht mögliches Mißtrauen zu zerstreuen, hat der Bericht-
erstatter, wie so oft in derartigen Fällen, gar nicht bemerkt, zu
welch seltsamen Konsequenzen seine Darstellung führen muß, so-
bald man sie in eine andere Richtung verfolgt, als er sie im Auge
hatte.
116 Die Korrektur (nicht des Textes, aber der Überlieferung) steckt hierbei nach
unserer Deutung ausschließlich im V. 16, 8. Es ist nicht mehr erforderlich, V. 16, 7,
wie häufig geschehen ist, als einen Einschub zu beurteilen. Diese Worte sind zumal
dann, wenn Mk. 16, 8 wirklich der Schluß des alten Evangeliums war, an dieser
Stelle völlig unentbehrlich. Nur sie bringen den bestimmten Hinweis auf das letzte,
lösende Geschehen, das Markus unmittelbar niederzuschreiben sich scheut. In je-
dem Fall sind die Worte 16, 7 innerhalb des Markusevangeliums alt; denn auch
Matthäus und Lukas haben sie bereits gelesen und den Widerspruch zu ihrer eige-
nen Darstellung ertragen (Mt.) bzw. durch Korrekturen behoben (Lk.). Es handelt
sich also zweifellos um ein Stück alter, für uns ältester Überlieferung. Dagegen ist
die analoge Weissagung Jesu selber, Mk. 14, 28, in der Tat als eine ungeschickte,
sekundäre Vorwegnahme der Engelbotschaft zu verstehen, die den Gesprächszu-
sammenhang der Stelle zerreißt. In einigen Texten ist sie darum getilgt, und es
fragt sich, ob sie als ursprünglich angesehen werden kann.
 
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