Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab
37
gerade darum so verläßlich, weil es nicht auf Grund der ersten,
zweifelhaften Eindrücke und Meldungen zustande gekommen ist,
sondern gegen anfängliche Zweifel und skeptische Bedenken gewon-
nen und gesichert wurde125. Alles wurde gewissenhaft geprüft, und
ein Irrtum war ausgeschlossen. Selig aber sind, die nicht sehen und
doch glauben126.
Stellen wir nun zum Abschluß noch einmal die entscheidende
Frage nach der historischen Glaubwürdigkeit der Nachricht, die
die letzte Markus-Perikope überliefert. Ist unsere Deutung richtig,
hat also schon Markus den Bericht einer gewissen, absichtlichen
Bearbeitung unterzogen, so ist dieser seihst auf alle Fälle älter als
das Evangelium, und die apologetische Auseinandersetzung um das
leere Grab, die wir später deutlicher verfolgen können, hatte da-
mals bereits begonnen. Das ist natürlich noch kein Beweis dafür,
daß die Nachricht historisch sein muß. Es ist denkbar, daß die Le-
gende, wenn sie es war, zunächst einmal ganz arglos in Umlauf ge-
setzt wurde, und die Schwierigkeiten, die sie enthielt, sich erst nach-
träglich offenbarten und dann beseitigt werden mußten127. Die Er-
zählung hat ja bis zu einem gewissen Grade zweifellos legendari-
schen Charakter, und man kann die Frage aufwerfen, oh es unter
diesen Umständen überhaupt erlaubt sei, nach einem historischen
,,Kern“ zu forschen und ihn rationalistisch herausschälen zu wollen.
Aber andererseits wurde schon betont, daß die Geschichte im gan-
zen durchaus keinen besonders wunderhaften, phantastischen oder
irgendwie unglaubwürdigen Eindruck macht. Nur die Gestalt des
„Jünglings“, den wir als Engel verstehen sollen, erscheint als ein-
deutig „legendarisch“, und diese läßt sich ohne viel Mühe entfer-
nen128. Die Namen der Frauen, der knappe und spröde Inhalt des-
sen, was sie am Grabe finden und zunächst nicht zu deuten wissen,
spricht keineswegs für reine Erfindung, und die vermeintlichen
125 Vgl. Brun S. 26 f. 49. 70; G. Baldensperger, Le tombeau vide, Rev.
d’hist. et de philos. relig. 13 (1933) 126ff.
126 Joh. 20, 29. Doch auch bei Johannes bringt es anscheinend nur der Lieblings-
jünger fertig, ohne Schriftbeweis und ohne Zeugnis von den Erscheinungen, allein
auf Grund des leeren Grabes zu „glauben“: Joh. 20, 8; vgl. H. Strathmann, Das
Evangelium nach Johannes (1951) 256.
127 So versteht offenbar Dibelius, Formgeschichte S. 190 f. die Entwicklung
im Sinne der von uns abgelehnten Wellhausenschen Deutung mit ihrer — dann
sekundären — Tendenz.
128 Vgl. Bultmann, Tradition S. 314: „Der Engel hat keine selbständige Bedeu-
tung, sondern spielt nur die Rolle des Angelus interpres.“ Das berechtigt natürlich
nicht zu irgendwelchen literarischen Operationen.
37
gerade darum so verläßlich, weil es nicht auf Grund der ersten,
zweifelhaften Eindrücke und Meldungen zustande gekommen ist,
sondern gegen anfängliche Zweifel und skeptische Bedenken gewon-
nen und gesichert wurde125. Alles wurde gewissenhaft geprüft, und
ein Irrtum war ausgeschlossen. Selig aber sind, die nicht sehen und
doch glauben126.
Stellen wir nun zum Abschluß noch einmal die entscheidende
Frage nach der historischen Glaubwürdigkeit der Nachricht, die
die letzte Markus-Perikope überliefert. Ist unsere Deutung richtig,
hat also schon Markus den Bericht einer gewissen, absichtlichen
Bearbeitung unterzogen, so ist dieser seihst auf alle Fälle älter als
das Evangelium, und die apologetische Auseinandersetzung um das
leere Grab, die wir später deutlicher verfolgen können, hatte da-
mals bereits begonnen. Das ist natürlich noch kein Beweis dafür,
daß die Nachricht historisch sein muß. Es ist denkbar, daß die Le-
gende, wenn sie es war, zunächst einmal ganz arglos in Umlauf ge-
setzt wurde, und die Schwierigkeiten, die sie enthielt, sich erst nach-
träglich offenbarten und dann beseitigt werden mußten127. Die Er-
zählung hat ja bis zu einem gewissen Grade zweifellos legendari-
schen Charakter, und man kann die Frage aufwerfen, oh es unter
diesen Umständen überhaupt erlaubt sei, nach einem historischen
,,Kern“ zu forschen und ihn rationalistisch herausschälen zu wollen.
Aber andererseits wurde schon betont, daß die Geschichte im gan-
zen durchaus keinen besonders wunderhaften, phantastischen oder
irgendwie unglaubwürdigen Eindruck macht. Nur die Gestalt des
„Jünglings“, den wir als Engel verstehen sollen, erscheint als ein-
deutig „legendarisch“, und diese läßt sich ohne viel Mühe entfer-
nen128. Die Namen der Frauen, der knappe und spröde Inhalt des-
sen, was sie am Grabe finden und zunächst nicht zu deuten wissen,
spricht keineswegs für reine Erfindung, und die vermeintlichen
125 Vgl. Brun S. 26 f. 49. 70; G. Baldensperger, Le tombeau vide, Rev.
d’hist. et de philos. relig. 13 (1933) 126ff.
126 Joh. 20, 29. Doch auch bei Johannes bringt es anscheinend nur der Lieblings-
jünger fertig, ohne Schriftbeweis und ohne Zeugnis von den Erscheinungen, allein
auf Grund des leeren Grabes zu „glauben“: Joh. 20, 8; vgl. H. Strathmann, Das
Evangelium nach Johannes (1951) 256.
127 So versteht offenbar Dibelius, Formgeschichte S. 190 f. die Entwicklung
im Sinne der von uns abgelehnten Wellhausenschen Deutung mit ihrer — dann
sekundären — Tendenz.
128 Vgl. Bultmann, Tradition S. 314: „Der Engel hat keine selbständige Bedeu-
tung, sondern spielt nur die Rolle des Angelus interpres.“ Das berechtigt natürlich
nicht zu irgendwelchen literarischen Operationen.