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Hans Frhr. v. Campenhausen
hin Nachrichten und Anschauungen weiter, die nicht zu übersehen
sind. Alle anderen Evangelien haben nur als Bestätigung oder Fort-
führung der älteren Berichte einen bescheidenen Wert165. Für den
Ablauf der Osterereignisse ergibt sich mir demnach folgendes:
1. Nach der Verhaftung und dem Tode Jesu blieben die Jünger
zunächst in Jerusalem (alle Evgh), traten aber in der Öffentlich-
keit nicht mehr hervor (Mk., Mt.). Über ihre Stimmung sind wir
nicht näher unterrichtet; sie wird ratlos und niedergeschlagen,
aber mit dem Geschehenen noch keineswegs fertig geworden
sein (Ek.).
2. Sehr bald, wahrscheinlich „am dritten Tage“, entdeckten
Frauen des Anhängerkreises Jesu, daß seine Grabstätte geöffnet
und leer war (alle Evgh). Erscheinungen Jesu erfolgten zunächst
nicht (Mk.).
3. Die Nachricht rief unter den Jüngern Unruhe hervor. Petrus
vor allem scheint das leere Grab als Unterpfand der erfolgten Auf-
erstehung verstanden und die andern in diesem Sinne beeinflußt
zu haben (Lk.).
4. Die Jünger begaben sich daraufhin unter der Führung des
Petrus nach Galiläa (Mk.,Mt., Pt.) in der Hoffnung, hier Jesus an-
zutreffen (Mk., Mt.).
5. Es erfolgte zunächst eine Erscheinung vor Petrus allein (Pis.,
Lk.), dann vor den „Zwölfen“ (Pis., alle Evgh), dann vor fünfhun-
dert Brüdern (Pis.), dann vor Jakohus (Pis., Elb.) und dann vor
„allen Aposteln“ (Pis.). Man wird sich diese Vorgänge am ehesten
in rascher Folge ablaufend zu denken haben. Doch ist es möglich,
daß die letzte oder die beiden letzten dieser Erscheinungen bereits
in Jerusalem stattfanden. Hier sind später jedenfalls Petrus, Jakobus,
die „Zwölf“ und ein weiterer Kreis von galiläischen Jüngern zu
finden (Pls„ Act.).
6. Viel später ist die letzte Erscheinung vor Paulus erfolgt, die
in jeder Hinsicht aus der Reihe fällt (Pis., Act.). Es ist nicht aus-
geschlossen, daß in der ersten Zeit noch weitere Auferstehungsbe-
gegnungen erfolgt sind. Aber alle diesbezüglichen Nachrichten sind
im höchsten Grade zweifelhaft.
Rätselhaft bleibt in diesem ganzen Ablauf nur das, was ihn her-
vorgerufen hat: die Frage nach dem Verbleib des Leichnams Jesu.
Es gibt kein glaubwürdiges Augenzeugnis darüber, wie das Grab
165 Diese Feststellung gilt natürlich nur für den uns hier beschäftigenden Fra-
genkreis.
Hans Frhr. v. Campenhausen
hin Nachrichten und Anschauungen weiter, die nicht zu übersehen
sind. Alle anderen Evangelien haben nur als Bestätigung oder Fort-
führung der älteren Berichte einen bescheidenen Wert165. Für den
Ablauf der Osterereignisse ergibt sich mir demnach folgendes:
1. Nach der Verhaftung und dem Tode Jesu blieben die Jünger
zunächst in Jerusalem (alle Evgh), traten aber in der Öffentlich-
keit nicht mehr hervor (Mk., Mt.). Über ihre Stimmung sind wir
nicht näher unterrichtet; sie wird ratlos und niedergeschlagen,
aber mit dem Geschehenen noch keineswegs fertig geworden
sein (Ek.).
2. Sehr bald, wahrscheinlich „am dritten Tage“, entdeckten
Frauen des Anhängerkreises Jesu, daß seine Grabstätte geöffnet
und leer war (alle Evgh). Erscheinungen Jesu erfolgten zunächst
nicht (Mk.).
3. Die Nachricht rief unter den Jüngern Unruhe hervor. Petrus
vor allem scheint das leere Grab als Unterpfand der erfolgten Auf-
erstehung verstanden und die andern in diesem Sinne beeinflußt
zu haben (Lk.).
4. Die Jünger begaben sich daraufhin unter der Führung des
Petrus nach Galiläa (Mk.,Mt., Pt.) in der Hoffnung, hier Jesus an-
zutreffen (Mk., Mt.).
5. Es erfolgte zunächst eine Erscheinung vor Petrus allein (Pis.,
Lk.), dann vor den „Zwölfen“ (Pis., alle Evgh), dann vor fünfhun-
dert Brüdern (Pis.), dann vor Jakohus (Pis., Elb.) und dann vor
„allen Aposteln“ (Pis.). Man wird sich diese Vorgänge am ehesten
in rascher Folge ablaufend zu denken haben. Doch ist es möglich,
daß die letzte oder die beiden letzten dieser Erscheinungen bereits
in Jerusalem stattfanden. Hier sind später jedenfalls Petrus, Jakobus,
die „Zwölf“ und ein weiterer Kreis von galiläischen Jüngern zu
finden (Pls„ Act.).
6. Viel später ist die letzte Erscheinung vor Paulus erfolgt, die
in jeder Hinsicht aus der Reihe fällt (Pis., Act.). Es ist nicht aus-
geschlossen, daß in der ersten Zeit noch weitere Auferstehungsbe-
gegnungen erfolgt sind. Aber alle diesbezüglichen Nachrichten sind
im höchsten Grade zweifelhaft.
Rätselhaft bleibt in diesem ganzen Ablauf nur das, was ihn her-
vorgerufen hat: die Frage nach dem Verbleib des Leichnams Jesu.
Es gibt kein glaubwürdiges Augenzeugnis darüber, wie das Grab
165 Diese Feststellung gilt natürlich nur für den uns hier beschäftigenden Fra-
genkreis.