Metadaten

Campenhausen, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1952, 4. Abhandlung): Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab — Heidelberg, 1952

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42315#0050
Lizenz: In Copyright
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
50

Hans Frhr. v. Campenhausen

Diese Botschaft ist nicht ohne ein entsprechendes deutendes Ver-
ständnis der Geschehnisse zu fassen und auch nicht ohne eine Ent-
faltung der unmittelbar anredenden Gewalt, die sie darin gewon-
nen haben. So begegnen die bloßen Daten im Neuen Testament
seihst niemals in dieser methodisch präparierten Nacktheit und
Profanität. „Der Glaube kommt aus der Predigt“ (Rm. 10, 17),
die das Faktum und seine Deutung grundsätzlich als unauflösliche,
aktuelle Einheit begreift und so auch darhietet. Die Glaubwür-
digkeit der Botschaft ruht nicht auf rein historischen Beweisen,
sondern einerseits auf der existentiellen Bewährung im Geist und
durch „mitfolgende Zeichen“, andererseits auf dem heilsgeschicht-
lichen Erfüllungscharakter des verkündigten Geschehens, also dog-
matisch geredet: auf dem „Schriftbeweis“. Aber man darf die
Geschichte darum doch nicht etwa für bedeutungslos erklären. Sie
gehört vielmehr notwendig in das Zeugnis mit hinein, und dieses
würde ohne sie seinen Sinn verlieren. Die Auferstehung bleibt un-
beschadet ihres aktuellen, Leben wirkenden Sinns doch immer auch
ein wirkliches Ereignis der geschichtlichen Vergangenheit und wird
als solches überliefert, verkündigt und geglaubt. Ihre Verkündi-
gung kann der historischen Frage also auch nicht ausweichen
und darf keinesfalls der historischen Prüfung entzogen werden.
Schon die alten Evangelisten haben sich in ihren Osterberichten
dementsprechend verhalten. Sie haben in all ihrer Naivität und
Unheholfenheit die „kritischen“ Bedenken, die sich meldeten, auf-
genommen und, so gut es gehen mochte, „historisch“ widerlegt.
Auch Paulus hat das getan, so gewiß der Glaube seihst für ihn nicht
einfach „historisch“ zu begründen ist166.
Die neuere Zeit hat die ursprüngliche apologetische Situation
mit dem Aufkommen der methodischen Geschichtswissenschaft nun
freilich ganz erheblich verändert und die alte Aufgabe, den histori-
schen Bedenken standzuhalten, in völlig neuer Form gestellt. Die
einfache Berufung auf vermeintliche Wunder und einander wider-
sprechende, wechselnde Legenden erweist sich als unbrauchbar, ja
gerade sie ist es jetzt, die die Kritik und den Zweifel herausfordert.
Es ist daher hoffnungslos, diesen Beweis noch einmal zu wiederholen
oder pseudokritisch mit „wissenschaftlichen“ Mitteln sichern zu wol-
166 Dazu steht sein Versuch, die Auferstehungsmöglichkeit bis zu einem gewis-
sen Grade auch systematisch und „vernünftig“ zu klären, in innerer Parallelität;
vgl. R. Bultmann, Karl Barth: „Die Auferstehung der Toten“ (1926) in: Glauben
und Verstehen, Ges. Aufs. (1933) 38 (T„ besonders S. 51 ff. Doch streben Bultmanns
Erwägungen in eine andere Richtung.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften