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Campenhausen, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1952, 4. Abhandlung): Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab — Heidelberg, 1952

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https://doi.org/10.11588/diglit.42315#0051
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Der Ablauf der Osterereignisse.und das leere Grab

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len. Ein Sacrificium intellectus ist, wo man dazu bereit ist, auch billi-
ger zu haben. Dementsprechend hat sich die protestantische Apolo-
getik bei der Abwehr des historischen Zweifels schon im Laufe des
19. Jahrhunderts Adelfach darauf zurückgezogen, die Auferstehungs-
wirklichkeit nur noch psychologisch und scheinbar rational mit der
Tatsache des Osterglaubens selbst zu begründen. Der plötzliche
Umschlag in der Stimmung der Jünger, sagt man, wäre ganz un-
begreiflich, wenn ihm nicht irgendein reales Geschehen entsprochen
hätte, das ihn hervorgerufen hat. Wir haben schon gesehen, was
über diese Konstruktion vom Standpunkt des Historikers zu sagen
wäre. Psychologisch ist diese Argumentation erst recht nicht be-
weiskräftig; es ist nur erstaunlich, welch einer Beliebtheit sie sich
gleichwohl immer noch erfreut. Doch zeichnet sich heute bereits
eine weitere Form der Apologetik ab, die der wirklichen Forschungs-
lage etwas besser gerecht wird. Man betont und übertreibt jetzt,
von richtigen Erkenntnissen ausgehend, gerade die Unzulänglich-
keit und Unentwirrharkeit. der erhaltenen Nachrichten und erklärt,
daß der Auferstehungsgeschichte selbst mit den Mitteln histori-
scher Kritik überhaupt nicht beizukommen sei. Was bleibt, ist
lediglich das biblische Zeugnis als solches, das Kerygma, das den
Glauben fordert und dem man sich darum im Glauben zu unter-
werfen habe. Aber auch diese Lösung ist zu einfach. Das Bündnis,
das ein vermeintlich besonders radikaler Glaube auf diese Weise mit
dem historischen Skeptizismus schließt, dient in Wirklichkeit nur
dazu, ihn der eigentlichen Anfechtung durch die Geschichte und die
geschichtliche Vernunft überhaupt zu entziehen.
Demgegenüber war es ein Anliegen dieser Studie zu zeigen, daß
zu einer so weitgehenden Skepsis angesichts der wirklichen Über-
lieferungsverhältnisse, historisch geurteilt, kein Recht besteht.
Aber diese Feststellung bedeutet nicht ohne weiteres eine Erleich-
terung. Das Beunruhigende einer historisch rekonstruierten Osterge-
schichte liegt vielmehr gerade darin, daß sich alles jetzt scheinbar
so einfach und lückenlos zusammenfügt. Die Dinge, die sich uns
erschlossen haben, sind weder absolut wunderbar noch auch absolut
unerkennbar. Es läßt sich alles sehr wohl auch rein „natürlich4"
mißdeuten oder deuten167. Der Glaube wird also keineswegs aus der
10' Dies gilt gerade auch für die entscheidendeu Cliristusbegegnungen selbst, die
man sehr wohl als bloße „Visionen“ und Halluzinationen verstehen kann. Das hat
die liberale Forschung unzählige Male auch getan und dabei meist nicht einmal ge-
fühlt, wohin sie mit ihren Interpretationen geraten war.

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