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Campenhausen, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1952, 4. Abhandlung): Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab — Heidelberg, 1952

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https://doi.org/10.11588/diglit.42315#0052
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Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab

Gefahr der Anfechtbarkeit entlassen, wenn er an das Zeugnis von
der Auferstehung als das einmalige, wunderbare Heilshandeln Got-
tes gewiesen wird, das ihn von der „Welt“ frei machen soll. Allein
erst so gelangt er in die richtige, ihm gemäße Situation und in sei-
nen wahren Ernst, und gerade dies gilt es angesichts der histori-
schen Möglichkeiten ohne Vorbehalt zu erkennen. Die Tat Gottes
begegnet niemals in einem gleichsam dafür ausgesparten Raum wie
eine neutrale und unbezweifelbare Gegebenheit. Sie bleibt „un-
sichtbar“ und erschließt sich in ihrer Wirklichkeit immer nur dem
Glauben selbst. Und wenn Gott vom Himmel herab redete —
für das Volk, das dabeisteht, hat es dennoch nur ganz natürlich
„gedonnert“ (Joh. 12, 28f.).
So muß eine Theologie der Auferstehung nicht nur den alten,
törichten Versuch fahren lassen, die Vernunft so lange einzukreisen,
bis ihr vermeintlich nur noch der eine Ausweg bleibt, zu glauben.
Sie muß auch ihrerseits dazu bereit sein, auf die zweifelhaften „Be-
weise“ zu verzichten, mit der eine vermeintlich historisch arbeitende,
psychologische, logische oder auch skeptische Vernunft den Glauben
an die Auferstehung erleichtern und die Wahrheit Gottes etwas
„wahrscheinlicher“ machen möchte. Dazu ist keine Vernunft im-
stande, und der Glaube hat eine so gefährliche Hilfe nicht nötig.
Aber eine Klärung dessen, was sich vernünftig klären läßt, muß
ihm willkommen sein.

Nachtrag zu S. 41, Anm. 141
Man könnte für die Jüngerflucht auf Joh. 16, 32 verweisen, allein zu Unrecht.
Die richtige Deutung des Verses bietet Strathmann. Johannes S. 229: Wollte
man die Wendung εις τά i'Sta „ganz streng nehmen“, so wäre damit allerdings
gesagt, „daß die Jünger nach Galiläa gehen würden, woher sie zuerst kamen.
Das widerspricht jedoch der Meinung des Johannes, nach welchem sie vielmehr
am Ostertage in Jerusalem versammelt sind (20, 19). Der Ausdruck cin das Seine
wird also in unbestimmterem Sinne gebraucht sein, vielleicht etwas gering-
schätzig: ein jeglicher in seinen Winkel. Worauf es ankommt, ist, daß jeder nur
sich selbst in Sicherheit bringt und Jesus sich einsam überlassen bleibt.“
 
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