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Hans Fuhr, von Campenhausen
bereichert worden81 (M 22,3 weist auf dessen Corpus Polycarpianum
ausdrücklich hin), und das Epiloquium Mosquense bringt noch
eine letzte, legendarische Erweiterung82.
Nur eine Frage erfordert noch nähere Untersuchung; sie ist bisher
merkwürdig wenig beachtet worden. Hat der ursprüngliche
Brief der Smyrnaer über die übrigen Märtyrer, die noch vor Poly-
karp der Verfolgung zum Opfer gefallen waren, wirklich weiter
nichts berichtet? M 19,1 heißt es hier lediglich, Polykarp sei der
zwölfte gewesen, wenn man einige Märtyrer aus Philadelphia hinzu-
zähle, die anscheinend gleichfalls ,,in Smyrna“ den Tod fanden.
Man hat also offenbar Wert darauf gelegt, mit ihm, der nach
Μ 1,1 die Verfolgung zum Abschluß brachte, die heilige Zwölfzahl
zu erreichen. Die Zahl als solche wird gewiß stimmen, und ich sehe
auch keine Veranlassung, hierbei an ältere Märtyrer etwaiger frü-
herer Verfolgungen zu denken. Es handelt sich um dieselben Opfer,
deren Leiden zu Beginn des Briefes (bis auf den einen Germanikos,
M 3) nur ganz summarisch erwähnt waren83. Der Fortgang unseres
Satzes, der Polykarp vor den anderen Märtyrern herausstreicht,
ist sprachlich nicht ganz in Ordnung84, und die abschließende Be-
hauptung, er sei jetzt ,,an allen Orten“ auch in der Heiden Mund,
stellt bei der vorausgesetzten Abfassungszeit des Briefes, noch kein
Jahr nach dem Martyrium, doch wohl eine etwas starke Über-
treibung dar. Der Satz dürfte zum mindesten überarbeitet sein.
Daran schließt sich im heutigen Text ein Lobpreis an, der, wie wir
gesehen haben, aus der Feder des Euangelion-Redaktors stammt
(o. S. 13f.) und die Aufmerksamkeit wieder ganz ausschließlich auf
81 Ebensogut könnensie auch reine Fälschung sein: Delehaye, Passions S.42.
82 Gegen die von Gregoire S. 24 f. behauptete Echtheit der hier ge-
botenen Nachrichten über Irenäus s. Telfer, a. a. O. S. 82.
83 Der etwas gespreizte Ausdruck HE IV 15,46 υπό την αυτήν περίοδον
τοΰ χρόνου τής του Πολυκάρπου μαρτυρίας will gerade die Gleichzeitigkeit
betonen und faßt nicht etwa einen weiteren Zeitraum ins Auge. Mit Recht
kehrt sich Gregoire, a.a. O. S. 8, gegen Lightfoots anfängliche Meinung,
der Ausdruck wollte nur die gleiche „Jahreszeit“ bezeichnen, zu der Pionios
— fast hundert Jahre später — wie Polykarp das Martyrium erlitt. Light -
foot hat diese These in der neuen Auflage seines Werkes selbst nicht fest-
gehalten: The Apostolic Fathers II, 1 (18 892) 641.
84 Vgl. Schwartz, De Pionio S. 17: das μόνος υπό πάντων stößt sich mit
dem μάλλον (μνημονεύεται,). Die Kleopas-Fragmente lassen dies alles fort und
schreiben lediglich: ταϋτα επράιχβη τά κατά τον μακάριον Πολύκαρπον, δς συν
τοις άπό Φιλαδελφίας δωδέκατος έν Σμύρνη έμαρτύρησεν.
Hans Fuhr, von Campenhausen
bereichert worden81 (M 22,3 weist auf dessen Corpus Polycarpianum
ausdrücklich hin), und das Epiloquium Mosquense bringt noch
eine letzte, legendarische Erweiterung82.
Nur eine Frage erfordert noch nähere Untersuchung; sie ist bisher
merkwürdig wenig beachtet worden. Hat der ursprüngliche
Brief der Smyrnaer über die übrigen Märtyrer, die noch vor Poly-
karp der Verfolgung zum Opfer gefallen waren, wirklich weiter
nichts berichtet? M 19,1 heißt es hier lediglich, Polykarp sei der
zwölfte gewesen, wenn man einige Märtyrer aus Philadelphia hinzu-
zähle, die anscheinend gleichfalls ,,in Smyrna“ den Tod fanden.
Man hat also offenbar Wert darauf gelegt, mit ihm, der nach
Μ 1,1 die Verfolgung zum Abschluß brachte, die heilige Zwölfzahl
zu erreichen. Die Zahl als solche wird gewiß stimmen, und ich sehe
auch keine Veranlassung, hierbei an ältere Märtyrer etwaiger frü-
herer Verfolgungen zu denken. Es handelt sich um dieselben Opfer,
deren Leiden zu Beginn des Briefes (bis auf den einen Germanikos,
M 3) nur ganz summarisch erwähnt waren83. Der Fortgang unseres
Satzes, der Polykarp vor den anderen Märtyrern herausstreicht,
ist sprachlich nicht ganz in Ordnung84, und die abschließende Be-
hauptung, er sei jetzt ,,an allen Orten“ auch in der Heiden Mund,
stellt bei der vorausgesetzten Abfassungszeit des Briefes, noch kein
Jahr nach dem Martyrium, doch wohl eine etwas starke Über-
treibung dar. Der Satz dürfte zum mindesten überarbeitet sein.
Daran schließt sich im heutigen Text ein Lobpreis an, der, wie wir
gesehen haben, aus der Feder des Euangelion-Redaktors stammt
(o. S. 13f.) und die Aufmerksamkeit wieder ganz ausschließlich auf
81 Ebensogut könnensie auch reine Fälschung sein: Delehaye, Passions S.42.
82 Gegen die von Gregoire S. 24 f. behauptete Echtheit der hier ge-
botenen Nachrichten über Irenäus s. Telfer, a. a. O. S. 82.
83 Der etwas gespreizte Ausdruck HE IV 15,46 υπό την αυτήν περίοδον
τοΰ χρόνου τής του Πολυκάρπου μαρτυρίας will gerade die Gleichzeitigkeit
betonen und faßt nicht etwa einen weiteren Zeitraum ins Auge. Mit Recht
kehrt sich Gregoire, a.a. O. S. 8, gegen Lightfoots anfängliche Meinung,
der Ausdruck wollte nur die gleiche „Jahreszeit“ bezeichnen, zu der Pionios
— fast hundert Jahre später — wie Polykarp das Martyrium erlitt. Light -
foot hat diese These in der neuen Auflage seines Werkes selbst nicht fest-
gehalten: The Apostolic Fathers II, 1 (18 892) 641.
84 Vgl. Schwartz, De Pionio S. 17: das μόνος υπό πάντων stößt sich mit
dem μάλλον (μνημονεύεται,). Die Kleopas-Fragmente lassen dies alles fort und
schreiben lediglich: ταϋτα επράιχβη τά κατά τον μακάριον Πολύκαρπον, δς συν
τοις άπό Φιλαδελφίας δωδέκατος έν Σμύρνη έμαρτύρησεν.