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Campenhausen, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1957, 3. Abhandlung): Bearbeitungen und Interpolationen des Polykarpmartyriums — Heidelberg, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.42455#0036
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Hans Frhr. von Campenhausen

der Smyrnäerbrief enthalten haben soll, entspricht nun nicht bloß
der sonstigen Übung, sondern war auch nach den Eingangsworten
des Martyriums selbst durchaus zu erwarten. M 1,1 = HE IV 15,3
verspricht ja einen Bericht ,,über die Männer, die Zeugnis gaben,
und über den seligen Polykarp“. Man wird kaum sagen können,
daß mit den folgenden kurzen und allgemeinen Angaben über die
schweren Martern und mit dem Bericht über das mutige Sterben
des einen Germanikos dieser Ankündigung schon voll entsprochen
worden wäre. Auch die anderen Märtyrer müssen genannt worden
sein, und wenn das nicht schon zu Beginn des Martyriums ge-
schehen war, so ist, wie auch sonst, der Schluß des Berichtes dafür
der gegebene Platz. Nun ist, wie wir sahen, schon der erste Satz
von M 19,1 im Sinne einer einseitigen Hervorhebung Polykarps
nachträglich überarbeitet worden und seine ursprüngliche Fort-
setzung durch ein Enkomion auf ihn verdrängt. Der Redaktor
war ja, wie wir wissen, daran interessiert, das Polykarpmartyrium
und nur dieses als das vom Himmel gewiesene Mustermartyrium
normativ herauszustellen. M 20,1 kommt dagegen der ursprüng-
liche Text wieder zum Vorschein, und wenn er den Philadelphiern
bescheinigt, sie hätten den gewünschten Bericht über ,,die Vor-
gänge“ (τά γενόμενα) in Smyrna nunmehr „summarisch“ (εν κεφα-
λαίω) erhalten, so ist mit dieser rückblickenden Wendung wahr-
scheinlich nicht nur an Polykarp, sondern an sämtliche Martyrien
gedacht. Vermutlich war das Sterben der übrigen Märtyrer, ab-
gesehen von Germanikos, nur kurz verzeichnet worden, so daß die
Streichung keinen sehr tiefen Eingriff bedeutete. Vielleicht ent-
hielt der Bericht über sie nicht viel mehr als die entsprechende
(dort nach Todesarten geordnete) „Märtyrerliste“ des Lyonerbriefes.
Aber Eusebios hält sie immerhin noch einer ausdrücklichen Er-
wähnung für wert. Seine Worte καί άλλα μαρτύρια συνήπτο dürfen
keinesfalls so verstanden werden, als wären dem Smyrnäerbrief
weitere, in sich geschlossene Martyrien lediglich angehängt ge-
wesen89; er spricht vielmehr von Angaben, die eben dieser Brief
macht. Euseb redet auch sonst von einem „Überliefern“90, „Kennen“91
und „Berichten“92 von „Martyrien“, wo schlechterdings nicht ein
89 So zuletzt wieder G-. Bardy, Eusebe de C^saree: Histoire ecclesiastique
1, I—IV (1952) 190 Anm. 15.
90 HE III 18,4: παραδίδόναι. 91 HE III 36,12: είδέναι.
92 HE VIII 10,1: ίστορεϊν.
 
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