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Campenhausen, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1957, 3. Abhandlung): Bearbeitungen und Interpolationen des Polykarpmartyriums — Heidelberg, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.42455#0039
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Bearbeitungen und Interpolationen des Polykarpmartyriums 37

fand, gab er sie gleichwohl nur in der angegebenen zögernden Form,
unter Vorbehalt weiter.
Entsprechendes gilt m. E. auch für den angeblichen Feuertod
des Metrodoros. Die Märtyrer des Smyrnäerbriefs waren, wie früher
dargelegt, sämtlich ad bestias, jedenfalls nicht zum Feuertode ver-
urteilt worden; dies Schicksal traf infolge besonderer Umstände
nur den letzten in ihrer Reihe, Polykarp. Nur im Pioniosmarty-
rium, das m.E. in jeder Hinsicht als ein historisch ganz wertloses,
apologetisch-erbauliches Phantasieprodukt des dritten Jahrhunderts
zu werten ist, kommen sowohl Pionios wie Metrodoros auf den
Scheiterhaufen. Im Smyrnäerbrief war die Todesart des Metrodoros
wahrscheinlich nicht näher bezeichnet, und Eusebios, der die leise
Spannung zu dieser Darstellung natürlich so gut wie die neueren
Kritiker leicht übersehen konnte, übernahm die betreffende Nach-
richt wieder stillschweigend aus dem Pioniosmartyrium, obschon
er es erst im folgenden ausdrücklich als Quelle nennt und zunächst
nur dem Smyrnäerbrief zu folgen scheint103. Aber wie dem auch
sei — daß Eusebios im Smyrnäerbrief zum mindesten die Namen
weiterer Märtyrer gelesen hat und somit mehr, als der heutige Text
über sie enthält, steht nach seinen eigenen Worten auf alle Fälle
fest. Dies Stück des ursprünglichen Berichtes dürfte erst der Be-
arbeitung durch den Euangelion-Redaktor zum Opfer gefallen sein.
Fassen wir zum Schluß die wichtigsten Ergebnisse unserer Unter-
suchung noch einmal kurz zusammen.
1. Noch vor der abschließ enden Rezension durch Pseudo-Pionios
hat das Polykarpmartyrium eine wesentlich schärfer eingreifende
Bearbeitung durch den von uns so genannten Euangelion-Redaktor
erfahren. Sie sollte in einem antimontanistischen oder allgemein
antirigoristischen Sinn das Polykarpmartyrium zum normativen
Muster einer „evangeliumgemäßen“ Märtyrerhaltung umgestalten.
Darum ist am Schluß des Martyriums die Erwähnung der übrigen
Märtyrer von Smyrna ganz gestrichen. Die betonte Parallelisierung
des Polykarpmartyriums mit der Christuspassion geht ebenfalls so
gut wie ausschließlich auf den Euangelion-Redaktor zurück. Euse-
bios hat der Text des Martyriums noch ohne dessen Zutaten und
103 Möglicherweise hängt die nacheusebianische Interpolation des Feuers
unter den M 2,3 genannten Todesarten mit einer Berücksichtigung des
Pioniosmartyriums (in seiner älteren Form) innerlich zusammen.
 
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