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Pöschl, Viktor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1961, 1. Abhandlung): Die große Maecenas-Ode des Horaz (c. 3,29) — Heidelberg, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.44190#0029
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Die große Maecenasode des Horaz

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Weitblick des Maecenas ausgedrückt fand. Sicherlich soll in der Nennung
der Grenzvölker auch die Größe und Verantwortung seiner Verwaltungs-
aufgaben sichtbar werden, so wie im ersten Teil der Strophe die ihm zeit-
weise übertragene höchst verantwortungsvolle custodia urbis erwähnt
wird. Wie sein römischer Palast auf dem Esquilin und der Blick auf die
Berge der römischen Umgebung in der Ode festgehalten ist, so auch seine
administrative Tätigkeit. Ja, auch in der Süße und im Prunk der Eingangs-
strophe mag man etwas von Senecas quam delicatus fuerit (ep. 114, 4)
widergespiegelt sehen. Wie in der späteren Tradition wird also schon bei
Horaz dem delicatus Maecenas der Staatslenker zur Seite gestellt, cum
absentis Caesaris partihus fungeretur (Seneca ep. 114, 6)23. Auch der Epi-
kureismus der Ode gibt nicht nur die Überzeugung des Horaz, sondern
auch des Maecenas wieder. Auch er gehört gleichsam zum Maecenasporträt.
Der Welt und Gestalt des Maecenas wird in unserm Gedicht ein Denkmal
gesetzt wie in keiner andern Ode.
Aber so sehr diese Absicht mitschwingt, so liegt der Nachdruck der
Strophe ohne Frage auf der Feststellung, daß Sorge und Angst des Maece-
nas nutzlos und unweise sind. Das bringt die nächste
Strophe 8
klar zum Ausdruck.
Alles menschliche Sorgen ist töricht, weil die Zukunft dem Menschen
durch göttlich weise Voraussicht verborgen ist: futuri temporis exitum cali-
ginosa nocte premit deus25 26.
Die Feierlichkeit der Aussage, die wie ein Seherspruch klingt, wird
25 Die Widersprüche im Wesen des Maecenas hat vor Seneca (ep. 114) Velleius
Paterculus gut formuliert (2, 88,2): tune urbis custodiis praepositus C. Maece-
nas . .. vir, ubi res vigiliam exigeret, sane exsomnis, providens atque agendi
sciens, simul vero aliquid ex negotio remitti posset, otio ac mollitiis paene
ultra feminam fluens. Auch in der ersten Elegie auf Maecenas bilden diese
Gegensätze ein Hauptthema. Die dort angeführten Beispiele des Bacchus und
Hercules, die Helden waren und doch in Weichlichkeit versanken, sollen der
Rechtfertigung des Maecenas dienen. Über Horaz und Maecenas K. Meister,
Die Freundschaft zwischen Horaz und Maecenas, Gymnasium 1950, 3-38 und
Kenneth J. Reckford, Trans. Am. Phil. Ass. 90, 1959, 195-208.
26 Das berührt sich mit der epikureischen Ablehnung der Mantik, D. L. 10, 135
(Epicuri Fragmenta et Sententiae Diano 21, Usener 27) vgl. auch Simonides
fr. 6 D: άνθρωπος έών μή ποτέ φάσηις, δ τι γίνεται αυριον. Der Gegensatz
zwischen dem Wissen der Gottheit und dem Nichtwissen des Menschen hin-
sichtlich der Zukunft (d. h. hier des Zeitpunktes des Todes) erscheint auch im
Pap. Here. 1251, col. XVI, 3: ... ούδένα δυνατόν έστι προμαθεΐν - τό δ’
ακριβές θεός τις οΐδεν (Wolfg. Schmid ό θεός Usener) - ούτε γηράσας έπ'ι τίνος
ήμέρας άφίκοιτ’ αν, ούτε πρότερον καταστρέφων. Die Interpretation ist um-
stritten, vgl. Wolfg. Schmid, Ethica Epicurea, 70ff. und Gigante 117ff. (s.
Anm. 30) Zu caliginosa nocte vgl. Theognis 1077.

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