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Bornkamm, Günther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1961, 2. Abhandlung): Die Vorgeschichte des sogenannten Zweiten Korintherbriefes — Heidelberg, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.44191#0025
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Die Vorgeschichte des sogenannten Zweiten Korintherbriefes 23
ruf zur Selbstprüfung zu schließen: „Prüft euch selbst, ob ihr im Glauben
seid“ (13, 5). So sprechen gute Gründe für die jüngst vertretene Annahme,
daß zwischen der ersten Apologie und dem Schmerzensbrief abermals
unterschieden werden muß. Die erstere wäre dann noch früher geschrie-
ben88, in einem Augenblick, wo Paulus erstmals Kunde von den neuen
Aposteln und der Bedrohung der Gemeinde bekommen hatte, aber von
einem Sieg der Gegner über sie noch nicht die Rede sein konnte. Dafür
spricht auch, wie ich meine, die Tatsache, daß die Gegner nach 10, 10 mit
dem Argument Eindruck gemacht haben, daß die Briefe des Apostels zwar
gewichtig und kraftvoll, aber sein persönliches Auftreten schwach und seine
Rede verächtlich seien. Gewiß kann sich das auf unsern I. Korintherbrief
und den dort erwähnten (I 5, 9) noch früheren oder sonst einen unbe-
kannten Brief beziehen. Doch liegt es näher, einen unmittelbar vorange-
gangenen, in dem sie selbst angegriffen waren, mindestens mit unter die
besagten Briefe zu rechnen. Tatsächlich läßt sich auch kaum ein selbst von
den Gegnern mit so widerwillig gezolltem Respekt charakterisierter Brief
vorstellen, wie der, dem das Fragment 2, 14-7,4 zuzurechnen ist. Hätten
wirklich 2, 14-7, 4 und 10-13 ursprünglich in demselben Briefe gestan-
den, müßte ja auch für die Auseinanderreißung beider Stücke durch den
Redaktor eine Erklärung gefunden werden. Sie scheint mir unmöglich. Die
zeitliche Reihenfolge der Ereignisse und Briefe wäre dann diese: von allen
Stücken unseres überlieferten Briefes ist die erste Apologie (2, 14ff.) am
frühesten verfaßt. Nach diesem Brief hat die Lage sich trotzdem unter der
Agitation der Gegner so verschärft, daß der Zwischenbesuch und der
Schmerzensbrief nötig wurden, ehe Paulus dann endlich nach dem Erfolg
dieses letzteren und der Mission des Titus den Versöhnungsbrief aus Ma-
zedonien schreiben konnte89.
88 Keinesfalls darf man aus πάλιν (3, 1; 5, 12) schließen, daß II 10—13 voran-
gegangen sein müssen, da dort das Motiv der Selbstempfehlung eine so be-
deutende Rolle spielt. Was II 10-13 als Selbstempfehlung begegnet, ist in
Wahrheit ja eine Parodie und also in den Augen der Gegner keine Empfeh-
lung für Paulus (gegen Hausrath). Der Vorwurf und Verdacht der Selbst-
empfehlung, den Paulus 3, 1; 5, 12 abwehrt, weist allerdings auf frühere sei-
ner Äußerungen zurück, mit denen er seiner Gemeinde lästig fallen konnte.
Doch ist es müßig, sie näher zu bestimmen. Tatsächlich hat Paulus ja niemals
auf solche „Selbstempfehlungen“ verzichten können und schon der I. Kor ist
von ihnen durchzogen (I 3, 10; 4, lff. 15ff,; 8, 13; bes. 9, lff. 26ff.; 11, 1; 14,
18f.; 15, 10; so richtig Windisch).
89 Eine erheblich abweichende Darstellung vom Ablauf der Ereignisse gibt W.
Schmithals, Gnosis, S. 22ff. Danach soll Paulus bei seinem kurzen Zwischen-
besuch zwar betrübliche Zustände vorgefunden, aber nicht dabei schon die
II 2 und 7 erwähnte αδικία erlitten haben. Vielmehr sei er - vielleicht aus
Zeitmangel oder wegen körperlicher Schwäche — vorzeitig abgereist, ohne ent-
scheidend durchgegriffen zu haben, aber doch auch nicht ohne zuversichtliche
Hoffnung auf die Umkehr der Widerspenstigen. Diese Erwartung spräche
 
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