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Gärtner, Hans Armin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1974, 5. Abhandlung): Cicero und Panaitios: Beobachtungen zu Ciceros "De officiis" ; vorgel. am 12. Jan. 1974 v. Viktor Pöschl — Heidelberg: Winter, 1974

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.45448#0018
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II

Die Büchereinteilung bei Panaitios
Zwei Bücher Ciceros entsprechen drei Büchern des Panaitios.
Wie verteilt sich nun diese Stoffmasse der beiden ersten Bücher
Ciceros auf die drei Bücher des Panaitios P1.
Einen Fingerzeig2 gibt ein Vergleich der Länge der beiden ersten
Bücher Ciceros. Das erste Buch hat, wenn man die Einleitung und
die dem Problem <honestum - honestius> gewidmeten Paragraphen
abzieht, 145 Paragraphen, die dem <honestum> gewidmet sind; das
zweite Buch hat aber nur 79 Paragraphen, in denen das <utile> be-
handelt wird; ein offensichtliches Mißverhältnis! Es liegt nahe, im
ersten Buch nach einem Einschnitt zu suchen, und wirklich bietet
sich dieser bei der Einführung der vierten Kardinaltugend (temperan-
tia et modestia) (1,93). Diese Kardinaltugend hat als einzige eine
besondere Einführung (1,93-100), während die Behandlung der drei
anderen (1,18,20,61) jeweils nur mit einem oder zwei Sätzen einge-
leitet wird.
Es ist aber nicht nur die Breite der Einführung, die den Unterschied
ausmacht, sondern auch der Inhalt. Wie noch ausführlich gezeigt
werden wird (unten S. 26 ff.), wächst aus dem engeren Bereich dieser
einen Kardinaltugend das <decorum> heraus und wird mit dem
gesamten Bereich des <honestum> in Beziehung gesetzt (§ 95). Im
<decorum> treten alle Teile des <honestum> (noch einmal) in Er-
scheinung. Das <decorum> wird also in den gleichen Rang wie das
<honestum> gehoben.
Da das <decorum> diese besondere Einleitung und einen besonderen
Rang neben <honestum> und <utile> erhält, ist es so gut wie sicher,
daß das zweite Buch des Panaitios die dem <decorum> gewidmeten
Ausführungen enthielt. Die Stoffmenge der beiden ersten Bücher
1 Vgl. Anhang I.
2 Ein weiterer Anhaltspunkt für die redaktionelle Anordnung bei Panaitios wird
sich aus dem Vergleich der drei parallelen und gleichrangigen Einleitungen er-
geben.
 
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