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Gärtner, Hans Armin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1974, 5. Abhandlung): Cicero und Panaitios: Beobachtungen zu Ciceros "De officiis" ; vorgel. am 12. Jan. 1974 v. Viktor Pöschl — Heidelberg: Winter, 1974

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https://doi.org/10.11588/diglit.45448#0021
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Cicero und Panaitios

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<hominum coetus et celebrationes et esse et a se obiri velit>, und die
Fürsorge für alle, die ihm teuer sind. Aus dem Wesen des Menschen
erwachsen weiter differenzierte Bestrebungen: das Streben nach
Erkenntnis, das Streben nach Vorrang und - besonders breit aus-
geführt - das Streben nach dem Geziemenden in Worten und Taten.
Es wird noch einmal betont, daß nur der Mensch die Fähigkeit hat
zu merken, was Ordnung ist, was sich ziemt und was das Maß in
Worten und Taten ist (§ 14). Ein Plato-Zitat bildet den Abschluß
dieser Herleitung des <honestum>.
Die Kapital- und Paragrapheneinteilungen der Kpp. 4/5 und
besonders der Paragraphen 14/15 entsprechen nicht dem Zusammen-
hang. In § 14 heißt es nämlich, der Mensch sei der Ansicht, man
müsse die Schönheit, Beständigkeit und Ordnung in Plänen und
Taten wahren. Die menschliche Fähigkeit zu merken, was das
«Geziemende»3 sei, komme dadurch zustande, daß Natur und Ver-
nunft die Wahrnehmung des Schönen, die mit den Augen geschehen
kann, von den Augen analog auf den Geist überträgt4.
In diesen ästhetischen Zusammenhang paßt als Abschluß § 15:
«Die Gestalt selbst und gleichsam das Antlitz des Ehrenhaften siehst
du, mein Sohn Marcus, wenn man sie mit den Augen wahrnehmen
würde (<cerneretur>), dann würde sie bewundernswerte Liebe zur
Weisheit (<sapientia>) erwecken, wie Plato sagt». Es ist dies ein freies
Zitat aus Platos Phaidros 250d: «Denn der Gesichtssinn ist bei uns
der schärfste aller körperlichen Sinneswahrnehmungen, auf welche
Dinge zur Lebensführung vor. Eben dieselbe Natur verbindet kraft der Vernunft
den einen Menschen mit dem anderen zur Gemeinschaft der Rede und auch
des Lebens und läßt besonders eine geradezu außerordentliche Liebe zu denen
entstehen, die gezeugt sind, und treibt dazu an, daß der Mensch die volkreichen
Zusammenkünfte der Menschen bestehen und von ihm besucht sehen will und
daß er aus diesen Gründen sich bemüht, das zu rüsten, was für ein zivilisiertes
Leben taugt, und das nicht nur für sich selbst, sondern für seine Frau, die Kinder
und die übrigen Lieben, die er hat und schützen muß ...»
3 Das Wort <decorum> selbst kommt in diesem Zusammenhang nicht vor, wohl
aber <decere> und <indecorum>. -
Diese erste Herleitung des Strebens nach dem «Geziemenden» hat gegenüber den
Herleitungen der anderen Bestrebungen (§ 12: der Trieb zur Gemeinschaft,
9 Teubnerzeilen; § 13: Erkenntnistrieb, 7 Zeilen; § 13 Mitte: Streben nach
Vorrang, 5 Zeilen) den Vorrang. Einmal ist die Herleitung des Strebens nach dem
Geziemenden viel ausführlicher (18 Teubnerzeilen) gehalten. Dann wird hier
beim <decorum> allein die Betonung des Unterschiedes des Menschen zu den
übrigen Lebewesen wiederholt.
4 Hier ist auf Μ. Pohlenz: το πρέπον, S. 65, 77 und 78-80 hinzuweisen. Diogenes
von Babylon, einer der Lehrer des Panaitios, sprach von der έπιστημονική αϊσθησις,
die er zu den Funktionen des Logos rechnet.
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