Sitzungsberichte der
Heidelberger Akademie der Wissenschaften

Auf der inneren Seite des ersten, ungezahlten Blattes der Handschrift
saec.XI/XII, die mit einer anderen in Liittich, UB., 77 (470) um die
Mitte des 18. Jahrhunderts zusammengebunden wurde, steht in grofien
roten Majuskeln die Inschrift
TOT VI
VAS AN
NIS • QVOT
UIVVS
LABITVR
AMNIS
Ihr entspricht auf der vorletzten Seite, fol.74r, die andere
SALVERIS
SOSPES
DVM
MVNDI
VIXERIS
HOSPES
- beide Hexameter fiillen je die ganze Seite1. Die bunt gerahmten
Inschriften umgeben den eigentlichen Textteil, fol.lr-73v, wie ein
Diptychon.
Der erste ist einem Briefgedicht Marbods, ‘M. Gaulterio suo salu-
tem’, inc. Assuetam turbis et luxu diuitis urbis, entlehnt, das mit ihm
endet (v.34)2; der zweite ist bisher sonst nicht nachgewiesen.
1 Beide Seiten sind abgebildet bei J.-H. Bormans (s. unten S.7) nach p.150.
2 Liber Marbodi .. Redonis 1524, fol.B viii v°; in den Abdriicken von A. Beau-
gendre, Hildeberti Opera . . . Acc. Marbodi Opuscula, Parisiis 1708, coi.1624,
und J. J. Bourasse, 1854 (Migne, PL. CLXXI), col.l724sq. verderbt: . . . quot
minis labitur annis. J. A. Fabricius, Bibliotheca Latina mediae et infimae aeta-
tis, V, Florentiae 1858, p.18, fiihrt unter Marbods carmina varia - ohne weitere
Stellenangabe ais davor des ‘tetrastichon ad Robertum Lincolniensem ep., B(eau-
gendre) p.1615’, (inc. Nec michi uerba dari) — den ersten Hexameter allein an,
im Wortlaut Tot vivas anni, quot minis labitur annis, mit dem Zusatz ‘puto
legendum: Tot vivas annis quot rivis labitur amnis’’, H. Walther, Initia car-
minum, nr.19327 macht ihn zum Initium des Tetrastichon an Robertus Lincoln.,
bezieht sich dafiir auf Fabricius, druckt iiberdies falsch quot vivis labitur amnis;
Delbouille druckt p.211 quod vivus labitur amnis. Zur Sicherung wiederhole ich
den correcten Wortlaut:
Tot uiuas annis quot uiuus labitur amnis.