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Bulst, Walther [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1975, 1. Abhandlung): Carmina Leodiensia — Heidelberg: Winter, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.45454#0030
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20

Walther Bulst

VIII
Zum Verstandnis der ganzen Handschrift ist auszugehn von carm.
VIII Ergo librum talem etc. Es bezieht sich ausdrucklich und eindeutig
allein auf die, mit fol.6r-62r, sie zu vier Funfteln einnehmende ‘Phy-
siognomonia’, von der es jedoch durch ‘Ypocras de incumbonibus’ und
prognostische Texte, fol.62v-70v, und carm.III-VII, fol.71r-73v, ge-
trennt an letzter Stelle vor der Inschrift (fol.74r) salveris sospes etc.
steht, noch abgesehen von carm.I Aeole rex etc., den ‘Sententiae sa-
pientum’, und carm.II Ille tuas etc., die fol.lr-5v vor der ‘Physiogno-
monia’ stehn, — ais ware ein urspriingliches Vorhaben, diese allein auf-
zunehmen, nicht mehr eingehalten worden, nachdem doch carm.VIII
schon verfafit war. Auf die Hexameter folgt am Ende ein syntaktisch
selbstandiges Distichon8, das den gedachten Empfanger der Abschrift
nennt: ... Mittit Marbodo; von wem aber oder in wessen Auftrag die
Handschrift geschrieben wurde, ist sozusagen horbar verschwiegen, und
von dem Ungenannten ist, wie vom Empfanger, in der ‘3. Person’ ge-
sprochen {Marbodo mitto hatte den Hemiepes ebensowohl gefiillt). So
geht aus dem Wortlaut nicht einmal hervor, dafi der Donator diese
Verse selber verfafit hat.

II
Desgleichen in carm.II Ille tuas laudes etc. ist vom Donator in der
‘3. Person’ gesprochen: Ille, tacebit, etc., ais sprache ein Anderer von
ihm, in den reimlosen Versen 1-4; in den folgenden spricht er selber
von sich: meque, michi, me iudice, zu dem nicht mit Namen genannten
pater. Die Uberschrift bezeichnet ihr Verhaltnis mit ‘Amicus suo • fide-
lis dilecto.’. Beide Carmina haben gemein auch die unregelmafiige
Form: in c.II folgt auf das 3. Distichon vor dem letzten ein Penta-
meter mehr. V.3 ist interlinear nachgetragen.
Nach carm.II, das in v.5sq. carmina ankundigt, beginnt mit fol.6
eine neue Lage, die keine solchen enthalt; alie weiteren in L noch ent-
haltenen stehn erst fol.71sqq. am Ende der Handschrift. So liefie sich
8 Ebenso beschliefit Baldricus die Hexameter seines carm.192 (CCXXX) mit einem
Distichon.
 
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