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Bulst, Walther [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1975, 1. Abhandlung): Carmina Leodiensia — Heidelberg: Winter, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.45454#0031
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Carmina Leodiensia

21

vermuten, daB zwischen fol.5 und fol.6 Blatter verloren gegangen
seien.
III
Die Orpheus-Dichtung, carm.III in L, ist auch in Z erhalten. Dem
eigentlichen Text, inc. Carmine leniti, voraus gehn in beiden Hand-
schriften prooemia, in Z
Carmina misisti, quod amat mea Musa dedisti •
b Es aurum squalent, carmina sola ualent,
in L Carmine qui gaudes et in usu carminis audes,
Carmina mitto tibi, mens tua quod sit ibi.
Omnia que crescunt pereunt et adulta senescunt,
d Aes aurum squalent, carmina sola ualent.
Dafi eines der beiden prooemia mit Kenntnis des anderen verfaBt ist,
ergibt sich aus dem Pentameter Aes aurum etc., den sie gemein haben,
wie aus dem Variations-Verhaltnis Ccrrmzmz misisti Z : Carmina mit-
to tibiV. Jedoch sie besagen Verschiedenes: Der Verfasser des pro-
oem. Z hat von dem darin Angesprochenen carmina erhalten; es ist
nicht gesagt, dafi dieser sie verfaBt habe. Desgleichen ist nicht gesagt,
dah der Verfasser des prooemium die Orpheus-Dichtung, womit ais
einer Gegengabe er das Erhaltene scheint erwidern zu wollen, selber
verfaBt habe. Der Verfasser des prooem. L sagt nichts von erhaltenen
carmina, aber ausdriicklich, daB er solche sende, jedoch wiederum nicht,
daB er sie verfaBt habe.
Gegen die Voraussetzung, dieses und jenes Ungesagte verstiinde
sich doch ‘von selbst’, spricht nachdriicklich L: ais donum ist sie Ori-
ginal-Handschrift; jedoch weder die ‘Sententiae sapientum’, noch die
‘Physiognomonia’, noch ‘Ypocras de incumbonibus’ sind vom Donator
verfaBt. DaB auch die Orpheus-Dichtung in L nicht Autograph ihres
Verfassers ist, ergibt sich sowohl aus dem handschriftlichen wie aus
dem textlichen Befund: v. a des prooem. ist von einer anderen Hand
nachgetragen8 9 * * 12.
8 Sie unterscheidet sich von der des weiteren Textes durch das hbhergezogene a,
die offene, sonst immer geschlossene untere Schleife des g, und s in carminis und
gaudes, gegeniiber im Vers-Schlufi regelmafiigem S (caneS, etc.; v.2.4.9.10.13.
19.23.30.33.35.38.39.48.57.59; allein v.5 schliefit mit /); im Vers-Innern stehn
12 reS und 19 liricoS. s findet sich sonst keines, aufier in dem, von derselben
 
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