Carmina Leodiensia
39
In toto mundo non inuenietur eundo
Vllus compar ei nominis atque rei57 -
und nicht einmal zur Seite die immer wieder zu lesenden Versicherun-
gen des amor, der dilectio, die den je Angesprochenen ais menschliche
Individuation gar nicht im Blick haben58.
Den Donator bezeichnet aber auch die ganze Handschrift, sowohl
indem sie, durch kein hierarchisches oder weltliches Standes-Verhalt-
nis zum Empfanger bestimmt, sich auf ihn ais Person bezieht, wie
durch die Zusammenstellung der enthaltenen Prosen und Carmina;
mogen diese mit jenen auch nichts gemein zu haben scheinen, sie be-
kunden beide keinerlei geistliches Interesse. Die Prosen, ausgenommen
die ‘Sententiae sapientum’, die nicht ein Zehntel des Umfanges ein-
nehmen, sprechen Marbods durch seinen ‘Liber lapidum’ gewichtig
bezeugtes Interesse an der natiirlichen Welt an.
Anzumerken ist wohl, dafl aufier dem zuerst genannten Cicero alie
ubrigen Sententiae unter lauter griechischen Namen stehn, dafi die
‘Physiognomonia’ Loxus medicus. Aristotiles philosophus, Palemon
declamator ais die auctores der Schrift nennt, die der Epilog (VIII10)
ais opus Grecis memorabile empfiehlt, und ‘Ypocras’ folgt.
Carmina und Rithmi eroffnen und beschliefien die Handschrifl.
‘Amicus suo fidelis dilecto’ (II) steht, nach den ‘Sententiae’, vor der
‘Physiognomonia’; die ubrigen stehn in einer Folge am Ende. Das vom
Donator verfaflte prooemium der Orpheus-Dichtung (III) spricht
keine besondere Beziehung auf sie aus und laflt sich ebensowohl auf
die ubrigen beziehen (er hatte denn die beiden Rithmi nicht unter den
carmina mitverstanden wissen wollen). Der Epilog zur ‘Physiogno-
monia’ (fol.6r-62r) steht ganz zuletzt (fol.73v); er bezeichnet sowohl
durch diese Stellung, wie indem in seinem letzten, ais Pentameter eben-
so hervorgehobenen Vers zum einzigen Male der Name des Empfan-
57 v.1-4. Der in der ed.pr. fol.A i v°/ii r° und von Beaugendre fol.1385/86 und
Bourasse fol.l463/64sq. gedruckte Text (30 v.) ist aus Edm. Martene & Urs.
Durand, Veterum scriptorum . . . Collectio nova, I ii, 1700, p.67sq. zu berichti-
gen: lies 3 inuenietur - 13 dedit, eius sed — 25 a, flendo - 29 Redonis, proprii
que; vgl. Bulst, S.189. Angers 327, saec.XVIII, ist wohl Abschrift eines Druckes.
- Zur ganz ungemeinen Seltenheit des Namens Marbodus vgl. Bulst, S.184 Anm.
2; cf. M.-Th. Morlet, Les noms de personne sur le territoire de l’ancienne Gaule,
etc., I, Paris 1968, p.l68a.
58 Vgl. die Ausfiihrungen von R. W. Southern, Saint Anselm and his Biographer,
Cambridge 1963, p.69ff.
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In toto mundo non inuenietur eundo
Vllus compar ei nominis atque rei57 -
und nicht einmal zur Seite die immer wieder zu lesenden Versicherun-
gen des amor, der dilectio, die den je Angesprochenen ais menschliche
Individuation gar nicht im Blick haben58.
Den Donator bezeichnet aber auch die ganze Handschrift, sowohl
indem sie, durch kein hierarchisches oder weltliches Standes-Verhalt-
nis zum Empfanger bestimmt, sich auf ihn ais Person bezieht, wie
durch die Zusammenstellung der enthaltenen Prosen und Carmina;
mogen diese mit jenen auch nichts gemein zu haben scheinen, sie be-
kunden beide keinerlei geistliches Interesse. Die Prosen, ausgenommen
die ‘Sententiae sapientum’, die nicht ein Zehntel des Umfanges ein-
nehmen, sprechen Marbods durch seinen ‘Liber lapidum’ gewichtig
bezeugtes Interesse an der natiirlichen Welt an.
Anzumerken ist wohl, dafl aufier dem zuerst genannten Cicero alie
ubrigen Sententiae unter lauter griechischen Namen stehn, dafi die
‘Physiognomonia’ Loxus medicus. Aristotiles philosophus, Palemon
declamator ais die auctores der Schrift nennt, die der Epilog (VIII10)
ais opus Grecis memorabile empfiehlt, und ‘Ypocras’ folgt.
Carmina und Rithmi eroffnen und beschliefien die Handschrifl.
‘Amicus suo fidelis dilecto’ (II) steht, nach den ‘Sententiae’, vor der
‘Physiognomonia’; die ubrigen stehn in einer Folge am Ende. Das vom
Donator verfaflte prooemium der Orpheus-Dichtung (III) spricht
keine besondere Beziehung auf sie aus und laflt sich ebensowohl auf
die ubrigen beziehen (er hatte denn die beiden Rithmi nicht unter den
carmina mitverstanden wissen wollen). Der Epilog zur ‘Physiogno-
monia’ (fol.6r-62r) steht ganz zuletzt (fol.73v); er bezeichnet sowohl
durch diese Stellung, wie indem in seinem letzten, ais Pentameter eben-
so hervorgehobenen Vers zum einzigen Male der Name des Empfan-
57 v.1-4. Der in der ed.pr. fol.A i v°/ii r° und von Beaugendre fol.1385/86 und
Bourasse fol.l463/64sq. gedruckte Text (30 v.) ist aus Edm. Martene & Urs.
Durand, Veterum scriptorum . . . Collectio nova, I ii, 1700, p.67sq. zu berichti-
gen: lies 3 inuenietur - 13 dedit, eius sed — 25 a, flendo - 29 Redonis, proprii
que; vgl. Bulst, S.189. Angers 327, saec.XVIII, ist wohl Abschrift eines Druckes.
- Zur ganz ungemeinen Seltenheit des Namens Marbodus vgl. Bulst, S.184 Anm.
2; cf. M.-Th. Morlet, Les noms de personne sur le territoire de l’ancienne Gaule,
etc., I, Paris 1968, p.l68a.
58 Vgl. die Ausfiihrungen von R. W. Southern, Saint Anselm and his Biographer,
Cambridge 1963, p.69ff.