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Hommel, Hildebrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1978, 2. Abhandlung): Bocksbeutel und Aryballos: philologischer Beitrag zur Urgeschichte einer Gefäßform ; vorgetr. am 9. Juli 1977 — Heidelberg: Winter, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.45468#0020
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Hildebrecht Hommel

Form ohne Bodenabflachung oder ohne angesetzte Füße zurückgekehrt
ist, offenbar weil man es als praktischer empfand, die kleinen Ölbe-
hälter an der Wand aufzuhängen, wenn man sie nicht am Handgelenk
bei sich trug44.
Gerade die jener erschlossenen natürlichen Urform nicht unähnlichen
<korinthischen> Aryballoi leisten unserer Vermutung Vorschub, man
habe einst in früher vorkeramischer Zeit wirkliche Bockshoden,
vielleicht besonders gern von jungen Tieren, enthaart, gegerbt, ge-
trocknet und zur Aufbewahrung kostbarer Flüssigkeiten verwendet.
Als Hinweis darauf mag zunächst der Name ctQÜßaXXog dienen. Das
Wort ist uns durch Aristophanes in den 424 v. Chr. aufgeführten
(Rittern > (v. 1094) für ein Gefäß bezeugt, aus dem die Göttin Athena
zum Erweis ihrer Gunst dem attischen Demos die kostbare Flüssigkeit
Ambrosia aufs Haupt gießt45. Und davon ausgehend haben dann auch
die Archäologen wohl mit Recht den Namen für jene korinthischen
Kugelfläschchen gewählt. Der kaiserzeitliche Athenaios von Naukratis
(XI 783 f) bezeichnet das Gefäß zwar unscharf als xorf]piov, als
<Trinkbecher>, aber beschreibt es richtig als zarcoüsv euqvteqov, dvco ös
(jvvriYpsvov «unten breiter, oben aber zusammengezogen», und führt
44 Zur Aufhängevorrichtung s. die Untersuchung von C. H. Emilie Haspels in:
Annual of the British School at Athens 29. 1927—28, hier besonders S. 223 mit
Abb. 2 T) auf S. 218 (Detail vom Leagros-Krater). — Übrigens waren auch die
oben S. 12 besprochenen Aidoionvasen, die ja keine Henkel hatten, durch am
Oberteil angebrachte Löcher allesamt zum Aufhängen eingerichtet. Siehe dazu
F. Johansen a. O. 102 u. ö.
45 Daß Ambrosia ((Unsterblichkeit» — sonst meist im Sinn von (Götterspeise» ge-
braucht) hier als Salbflüssigkeit zu verstehen ist, geht aus dem Zusammenhang
hervor wie aus dem (homerischen» Demeterhymnos v. 236 f. (den Aristophanes
hier zu parodieren scheint); da salbt die Göttin Demeter den Säugling Demophon
mit Ambrosia (xglEcrz’ apßpooit] <bg ei üeoü ExyEvatÖTa). Als die Ingredienzien
von Ambrosia gibt Athenaios XI 473 c 5 ff. (nach dem Exegetikon eines Auto-
kleides) Wasser, öl und allerlei Früchte an. Zu der Stelle aus dem homerischen
Hymnos vgl. Roland Hampe, Kretische Löwenschale des 7. Jh. v. Chr., Heidel-
berger Sitzungsberichte, Ph.-hist. Kl. 1969, 2, S. 39 f., der in der beschriebenen
Handlung mit Recht «eine Art von Makarismos» erblickt. Um «kostbare Salböle
in kleinen Tierbälgen» sowie um mit Salböl gefüllte «kleine Tierschläuche» geht
es weithin in Hampes Abhandlung, teils von literarischen Quellen bezeugt, teils
aus archäologischem Material scharfsinnig erschlossen; s. bes. S.24ff. mit Tafel 4 f.
Ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß es sich dabei teilweise ebenfalls um die
lederne Urgestalt der (Aryballoi» handelt, hier aber wohl in weichgegerbter
Form, da nach Hampes einleuchtender Vermutung aus ihnen das öl ähnlich
herausgedrückt wurde wie bei uns die Salbe aus der Tube.
 
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