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Hildebrecht Hommel
apvetog stellt sich etymologisch zu äpmp (attisch äQpr|v) <männlich>,
ist also entstanden aus doovEioc bzw. * äpav^Fo;64. Es meint demnach
ursprünglich das männliche Tier schlechthin (das <Männchen>, wie wir
zu sagen pflegen). Es hat sich in seiner Bedeutung aber wohl früh auf
das männliche Schaf eingeengt65. Das Schaf hat ja vermutlich als das
älteste gezähmte Haustier zu gelten66. Dies haben kürzlich die Aus-
grabungen von Qatal Hüyük in der mittleren Türkei nördlich des
Taurusgebirges bestätigt, wo man eine jungsteinzeitliche städtische
Siedlung aus dem 7./6. Jtsd. v. Chr. entdeckt und ausgegraben hat. Sie
bezeichnet eine ganz frühe, noch halbnomadische Stufe der Seßhaftig-
keit und zeigt nur die allerersten Anfänge von Keramik67.
Der etymologischen Herkunft nach zu schließen dürfte das v in
aQVEiog (::'dpo-vpF6;) nicht zum ältesten Stammwort gehören; anders
dagegen das dann zwischen den beiden Konsonanten q und v ausge-
fallene a, zumal wenn die weithin anerkannte Verbindung mit der
altindischen Verbalform är$ati zu Recht besteht68. Auch in dpa^v
<männlich> hat sich ja das o erhalten (während es im attischen aQQ-qv
als gedoppeltes o erscheint). Ich möchte also auch für das dpu- in
aQÜ-ßaXXog ein ursprüngliches a voraussetzen, also ::'äoov-, wobei der
bereits von Fr. Bechtel, Lexilogus zu Homer ... 1914, S. 62 f. s. v. apvetog be-
stätigt. Die Trennung betont auch J. Anastassiou im Lexikon des frühgriech.
Epos I (Lief. 8. 1976), Sp. 1324 f., während ebda. Sp. 1242 (Lief. 7. 1973) C.
Calame dpvEiog noch von dpfjv abgeleitet sein läßt (trotz seinem Hinweis Sp. 1243
auf Chantraine’s oben zitierte Arbeit).
64 Neuerdings meldet ]. Anastassiou a. O. 1324 f. wieder Zweifel an, die mir jedoch
nicht durchzuschlagen scheinen (an agveiog > * uq(g')\'-y\F-oq stört ihn der «An-
tritt zweier Suffixe in ungewöhnlicher Kombination»; auch den Ausweg einer
Deutung von apvEiog als ursprüngliches Adjektiv, nach Hom., Od. 10, 527,
lehnt er ab — vgl. die nächste Anmerkung).
65 Homer, Od. 10, 527 u. 572 wird apvetoq (öig) noch adjektivisch gebraucht und
dem ffrpv; öig gegenübergestellt. 11. 2, 550 erscheint es aber bereits substantiviert
neben den ravgoi. Apollonios Rhodios 3, 1031 f. (in hellenistischer Zeit) kann
dann sogar von einem üfpvc; apveiog reden, wobei zweifellos schon eine Begriffs-
verwirrung mit dem ähnlich lautenden otpvEioc (LdpvEioq) <vom Schaf oder
Lamm stammend> zugrundeliegt. Die Verwechslung von apfjv und aQVEiog auch
bei Pollux VII 184; s. dazu Chantraine a. O. S. 17 m. Anm. 10.
6C Die Vielfalt der Bezeichnungen für das Schaf schlechthin würde sich zu einem
Teil daraus erklären: neben aprp auch apvoi; <Lamm> (s. dazu Chantraine a. O.
17ff.), und vor allem 015 (lat. ovis) und nooßarov. Vgl die Fülle der Bezeich-
nungen auch bei uns: Schaf, Lamm, Widder, Hammel, Schafbock.
67 Dazu Näheres unten S. 40.
68 So Frisk a. O. I 152. Chantraine, Dict. etymolog. I 116.
Hildebrecht Hommel
apvetog stellt sich etymologisch zu äpmp (attisch äQpr|v) <männlich>,
ist also entstanden aus doovEioc bzw. * äpav^Fo;64. Es meint demnach
ursprünglich das männliche Tier schlechthin (das <Männchen>, wie wir
zu sagen pflegen). Es hat sich in seiner Bedeutung aber wohl früh auf
das männliche Schaf eingeengt65. Das Schaf hat ja vermutlich als das
älteste gezähmte Haustier zu gelten66. Dies haben kürzlich die Aus-
grabungen von Qatal Hüyük in der mittleren Türkei nördlich des
Taurusgebirges bestätigt, wo man eine jungsteinzeitliche städtische
Siedlung aus dem 7./6. Jtsd. v. Chr. entdeckt und ausgegraben hat. Sie
bezeichnet eine ganz frühe, noch halbnomadische Stufe der Seßhaftig-
keit und zeigt nur die allerersten Anfänge von Keramik67.
Der etymologischen Herkunft nach zu schließen dürfte das v in
aQVEiog (::'dpo-vpF6;) nicht zum ältesten Stammwort gehören; anders
dagegen das dann zwischen den beiden Konsonanten q und v ausge-
fallene a, zumal wenn die weithin anerkannte Verbindung mit der
altindischen Verbalform är$ati zu Recht besteht68. Auch in dpa^v
<männlich> hat sich ja das o erhalten (während es im attischen aQQ-qv
als gedoppeltes o erscheint). Ich möchte also auch für das dpu- in
aQÜ-ßaXXog ein ursprüngliches a voraussetzen, also ::'äoov-, wobei der
bereits von Fr. Bechtel, Lexilogus zu Homer ... 1914, S. 62 f. s. v. apvetog be-
stätigt. Die Trennung betont auch J. Anastassiou im Lexikon des frühgriech.
Epos I (Lief. 8. 1976), Sp. 1324 f., während ebda. Sp. 1242 (Lief. 7. 1973) C.
Calame dpvEiog noch von dpfjv abgeleitet sein läßt (trotz seinem Hinweis Sp. 1243
auf Chantraine’s oben zitierte Arbeit).
64 Neuerdings meldet ]. Anastassiou a. O. 1324 f. wieder Zweifel an, die mir jedoch
nicht durchzuschlagen scheinen (an agveiog > * uq(g')\'-y\F-oq stört ihn der «An-
tritt zweier Suffixe in ungewöhnlicher Kombination»; auch den Ausweg einer
Deutung von apvEiog als ursprüngliches Adjektiv, nach Hom., Od. 10, 527,
lehnt er ab — vgl. die nächste Anmerkung).
65 Homer, Od. 10, 527 u. 572 wird apvetoq (öig) noch adjektivisch gebraucht und
dem ffrpv; öig gegenübergestellt. 11. 2, 550 erscheint es aber bereits substantiviert
neben den ravgoi. Apollonios Rhodios 3, 1031 f. (in hellenistischer Zeit) kann
dann sogar von einem üfpvc; apveiog reden, wobei zweifellos schon eine Begriffs-
verwirrung mit dem ähnlich lautenden otpvEioc (LdpvEioq) <vom Schaf oder
Lamm stammend> zugrundeliegt. Die Verwechslung von apfjv und aQVEiog auch
bei Pollux VII 184; s. dazu Chantraine a. O. S. 17 m. Anm. 10.
6C Die Vielfalt der Bezeichnungen für das Schaf schlechthin würde sich zu einem
Teil daraus erklären: neben aprp auch apvoi; <Lamm> (s. dazu Chantraine a. O.
17ff.), und vor allem 015 (lat. ovis) und nooßarov. Vgl die Fülle der Bezeich-
nungen auch bei uns: Schaf, Lamm, Widder, Hammel, Schafbock.
67 Dazu Näheres unten S. 40.
68 So Frisk a. O. I 152. Chantraine, Dict. etymolog. I 116.