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Hommel, Hildebrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1978, 2. Abhandlung): Bocksbeutel und Aryballos: philologischer Beitrag zur Urgeschichte einer Gefäßform ; vorgetr. am 9. Juli 1977 — Heidelberg: Winter, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.45468#0031
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Bocksbeutel und Aryballos

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ja auch nicht annähernd diese Rolle gespielt81. In dieser Sprache erhält
aber wie bei uns der Uhu als Unglücksvogel vom u sein Gepräge als
bubo oder ulula (<Eule>), wie auch das Wort für <traurig> und
<unheilvoll> lugubris lautet, und wie Horaz für ein besonders gott-
verlassenes Nest den Ortsnamen Ulubrae wählt82. Auch an seine
meisterhaft geballt formulierte Klage über die Vergänglichkeit des
menschlichen Lebens, mit dem viermaligen u in 7 Silben, muß erinnert
werden: pulvis et umbra sumus83.
Nun aber zu den in unserem Zusammenhang wichtigeren Beispielen,
wo wie bei der von uns vorausgesetzten Gleichung * apug (aus
':'äoou;) = ctQ(jr]v die Bildung mit u als expressive oder sakrale Über-
höhung neben einer geläufigeren um nicht zu sagen normalen Form
tatsächlich belegt ist. Da finden wir dÄuzog <salzig> neben dXixoc;84, äoru
<Stadtbezirk> neben dcrtoi; und acrcf), äartog und äortxog (auch aurvxog)
oder /eZvg und /eXuvt] <Schildkröte> neben /eXcovyi, wozu auch auf lat.
corvus neben griech. xopcbvr) verwiesen wird85. Ferner steht idarug
<breit> neben f] jtXavr| und ro jtÄatog <die Breite> (vgl. a. aLaravog: Baum
mit breiten Blättern oder sich weit ausbreitenden Ästen), und ganz
dasselbe bei jra/vg, evqü<;, lauter Adjektiven, die Specht «als Abarten
des Gedeihens, Anschwellens aufzufassen» geneigt ist86, um sie in eine
primitiv-sakrale Sphäre zu rücken. Weiterhin erinnere ich an ÄQsoßug
<der ehrwürdige Alto neben rö XQEdßog und f) jtQEtfßig und den Eigen-
namen IlQEoßog, -ov und IlQEoßwv87, sowie an das aus dem Plural uei;
und anderen Formen erschließbare <Sohn> neben dem gewöhn-
lichen v(i)og, wo offenbar das u im Stamm von vlog noch nicht genügt
81 Frz. Bömer, Wiener Studien 69. 1956, 381 ff.; danach kennt Rom von sich aus
keine negative Wertung des Hundes, alle derartigen Züge sind vielmehr von den
Griechen übernommen, bes. seit Plautus (dort aus der griech. Komödie).
82 Horaz, Epist. I 11, 29 f. Dazu J. Marouzeau, Horaz als Meister der Lautmalerei
(1936), deutsch in: Wege der Forschung 99 (Wege zu Horaz) 1972, 62ff., hier
S. 72.
83 Horaz, Carmina IV 7, 16.
84 A. Debrunner, Griechische Wortbildungslehre 1917, S. 199. Früher konnte man
mit dieser merkwürdigen Bildung auf -vzo£ nichts Rechtes anfangen, wofür
Jos. Budenz, Das Suffix-xog (-ixog, axog, -vxog) im Griechischen ... Diss.
Göttingen 1858, 16 u. 37 (vgl. a. S. 6. 17. 25 f.) bezeichnend ist.
85 Frisk II 1087 (frdlr. Hinweis von A. Tovar).
86 Frz. Specht, Festschrift W. Hävers 1949, S. 48 f. Er erinnert an qpvvai, xuetv,
yeiJEcrüat, augere u. ä.
87 Frisk II 592 f.
 
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