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Hommel, Hildebrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1978, 2. Abhandlung): Bocksbeutel und Aryballos: philologischer Beitrag zur Urgeschichte einer Gefäßform ; vorgetr. am 9. Juli 1977 — Heidelberg: Winter, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.45468#0032
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Hildebrecht Hommel

hat88, sowie vor allem an das Adj. evg <gut>, durch dessen Adverb en
das <normale> dycdltog völlig verdrängt wurde. Schließlich hat kürzlich
G. Rohlfs eine Untersuchung über Sperlonga und verwandte Orts-
namen wie Spilinga und Splügen vorgelegt, die er auf das griechische
(jjtfjXvY^, die u-Nebenform von oneog und omy.aiov <Höhle> zurück-
führen kann; vgl. auch noch unser Wort <Spelunke>89. Zu allem
Überfluß ist uns dieses Etymon in den LXX (Habakuk 2, 15) — wenn
auch nicht in der u-Form — sogar für das männliche Genitale belegt
(ra cnvr|Xaia), womit wir uns wieder der Sphäre nähern, von der wir
ausgegangen sind. Übrigens hat Specht festgestellt und konnte es durch
zahlreiche Beispiele belegen, daß das sogenannte <sakrale u> — wir
sagen lieber: das expressive, das emotionale oder das emphatische u —
sich u. a. sowohl auf die inneren Körperorgane wie insbesondere auf
die pudenda erstreckt90; so ordnet sich denn unser aQv-ßaXXog als
«männlicher Hodensack> (wie uns die Etymologie abundierend verrät)
bzw. speziell als <Schafbocks-Beutel> etymologisch wie semasiologisch
vortrefflich in einen größeren Zusammenhang ein.
Wer diesen Indizienbeweis — denn mehr ist es ja keineswegs —
noch nicht als ausreichend für unsere Interpretation der Gefäßform des
Aryballos betrachtet, dem kann auch noch vom Römischen her mit
einer unerwarteten Bestätigung gedient werden.
In dem fälschlich unter Ciceros Namen laufenden rhetorischen
Lehrbuch des 1. vorchristlichen Jhs., der sogenannten <Rhetorica ad
Herennium>, dessen unbekannter Autor heute meist einfach als <Auctor
ad Herennium> zitiert wird (weil das Buch einem Flerennius gewidmet
ist), da ist im 3. Buch ein kompliziertes System der Mnemotechnik
ausführlicher als anderswo erörtert, das ganz auf den antiken Augen-
menschen und seine Psychologie abgestellt ist. Trotzdem hat es noch
die mittelalterliche <ars memorativa> stark beeinflußt. Einer meiner
Schüler hat der Sache eine gründliche Monographie gewidmet91. Es

88 Kretisch ist, wie ich nachträglich sehe, in der Tat auch der Nominativ uivg belegt;
s. dazu R. S. P. Beekes, The Greek i- and u-stems ... In: Glotta 51. 1973,
S. 228—245, hier S. 239 f. Der Verf. scheint nichts zu flfjXvg zu bieten und operiert
nicht mit dem «sakralen u>, wie er denn S. 245 die Form .'toroßu; als vorgriechisch
erklärt.
89 Gerh. Rohlfs in: Byzantino-Sicula 2. 1975, 473 ff.
90 Frz. Specht, Der Ursprung der idg. Deklination 305 f.; derselbe in: Die Alten
Sprachen 5, 120f. Vgl. griech. xvcriloc;, lat. cunnus «weibliche Scharm, ferner lat.
uterus, deutsch Hure, Nutte, etc.
91 Herwig Blum, Die antike Mnemotechnik 1969 (Spudasmata, Bd. 15).
 
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