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Hommel, Hildebrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1978, 2. Abhandlung): Bocksbeutel und Aryballos: philologischer Beitrag zur Urgeschichte einer Gefäßform ; vorgetr. am 9. Juli 1977 — Heidelberg: Winter, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.45468#0042
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Hildebrecht Hommel

damit auch eine ungefähre Chronologie, d. h. einen Terminus post
quem für die Herstellung von Schafbocksbeuteln in größerer Menge,
als sie die Jagd auf Wildschafe ergeben hätte. Erst in den Zeitraum
zwischen 6500 und 6000 v. Chr. setzt der gleiche Forscher, dem jener
Hinweis verdankt wird, James Mellaart, den Übergang vom
akeramischen zum keramischen Neolithikum an, und zwar aufgrund
seiner Ausgrabung eben jener jungsteinzeitlichen Stadt Qatal Hüyük,
die diesen Zustand besonders gut repräsentiert. Dort fanden sich auch
mehrfach künstlerische Wiedergaben wenigstens von Widderköpfen
und von Widdergottheiten in Menschengestalt, dagegen fehlen Ab-
bildungen von Ziegen114.
Zahlreiche, ja mancherorts vorherrschende Gefäßfunde von kuge-
liger Gestalt als Erzeugnisse der frühesten Keramik in der Jungsteinzeit
scheinen unsere Hypothese von der ursprünglichen Naturform des
<Aryballos> zu bestätigen115. Ich wähle zur Demonstration Gefäße der
nach Süddeutschland ausstrahlenden sogen. Rössener Kultur, wie sie
gerade auch in Heidelberg (Neuenheim) in besonders schöner Aus-
prägung gefunden worden sind (Abb. 27)116. Und im mittelmeerischen
Bereich dürfen die sogenannten <kretischen Aryballob aus der proto-
geometrischen und geometrischen Epoche im Übergang von der Bronze-
zur Eisenzeit gewissermaßen als Bindeglied zwischen der vorauszu-
setzenden Naturform und den korinthischen Aryballoi gelten
(Abb. 28)117.
Wenn ich immer wieder bei meinen Ausführungen den Ur-Aryballos
sozusagen als Ahnherrn auch des fränkischen Bocksbeutels in Anspruch
nahm, so möchte ich dies natürlich nicht wörtlich verstanden wissen;
ich schließe vielmehr keineswegs aus, daß der Weg vom Naturprodukt
des Schafbockshodens zum korinthischen Aryballos und derjenige von
dem gleichen Substrat zum fränkischen Bocksbeutel getrennt erfolgt ist,
also auf einer naheliegenden Konvergenzerscheinung beruht, wonach
114 Mellaart 105. 215. 234. — Spuren weisen darauf hin, daß man die Schafzucht
vor allem wegen der Milch, der Wolle und des Fleisches der Tiere betrieb,
während der Schluß auf Butter, Käse und Sauermilch noch fraglich bleibt;
s. dazu Mellaart 270.
115 Freundlicher Hinweis von Wolfgang Kimmig-Tübingen. Siehe z. B. auch Jos.
Wiesner, Vor- und Frühzeit der Mittelmeerländer. 2. 1943, S. 19 f.
118 Die Abbildungen nach A. Schliz, Prähistorische Zeitschr. 2. 1910, S. 115 u. 120;
vgl. a. C. Schuchhardt, Alteuropa, S. 186 m. Abb. 107.
117 H. Payne, Necrocorinthia 1931, S. 6 m. Figur 3 (danach unsere Abb.); vgl. a.
desselben Protokorinthische Vasenmalerei 1933, S. 10.
 
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