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Hommel, Hildebrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1978, 2. Abhandlung): Bocksbeutel und Aryballos: philologischer Beitrag zur Urgeschichte einer Gefäßform ; vorgetr. am 9. Juli 1977 — Heidelberg: Winter, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.45468#0044
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42

Hildebrecht Hommel

Jedoch ist entscheidend für die Rundformung und für die Härtung des
weichen Hodensacks vielmehr die von uns schon angedeutete und ja
auch nachvollzogene Prozedur der Befeuchtung und Ausfüllung mit
Sand nebst langsamer Trocknung, wie sie Forbes offenbar schon für das
Paläolithikum voraussetzt121, natürlich in Verbindung mit den Gerb-
methoden dieser Frühzeit122.
Damit wäre im groben angedeutet, wie man sich das Aufkommen
der Herstellung des Ur-Aryballos etwa vorzustellen und in die allge-
meine Kulturentwicklung einzuordnen hat. Wie gesagt werden hier
die Vertreter der frühen Fächer erst noch exaktere Arbeit zu leisten
haben, als es hier geschehen konnte. Mir ging es ja in erster Linie um
die Aufhellung der Begriffe Bocksbeutel und Aryballos, und ich hoffe,
um den Auctor ad Herennium frei zu variieren, auf diesem weiten
Feld der testiculi arietini doch einigermaßen brauchbare testi-
monia geliefert zu haben.
Nachtrag zu S. 13 f.
In einem soeben bei E. Wasmuth in Tübingen erschienenen Buch, das der Ge-
schichte der Coca-Cola-Werbung nachgeht (Christa Marken-Altrogge, Werbung —
Mythos — Kunst 1977) findet sich auf S. 71 unter Nr. 181 die Abbildung einer von
Charles Frazier 1963 entworfenen Coca-Cola-Flasche in Bronze («American Nude»),
aus der in halber Höhe zwei weibliche Brüste hervorstehen (Abb. 4). Hier ist die
oben S. 14 für die antiken <Mastoi> vermutete symbolische Absicht ganz offenkundig,
wenn sie auch, wie die Verfasserin des Buches auf S. 42 sagt, «auf humorvolle Weise
ad absurdum» geführt wird. Von einer «unterschwellig erotischen Funktion der
Flaschenform» ist in einer kurzen Anzeige der Monographie in der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung vom 11. 3. 1978 die Rede. Echte religiöse Symbolik, vielleicht
eine Art von Analogiezauber, scheint in den sogenannten «Gravidenflaschen» aus
Alabaster oder Ton vorzuliegen, die im 2. Jahrtausend v. Chr. in Ägypten und
seinen vorderasiatischen <Provinzen> auftauchen. Sie bilden in ihrer Form schwangere
Frauen nach und enthielten wohl Essenzen, die den Schwangeren zum Einreiben des
Leibes dienten. Siehe zuletzt M. Weippert in der Zeitschrift des Dt. Palästina-Ver-
eins 93. 1977, S. 268 ff. mit zahlreichen Abb. und weiterer Literatur (vor allem
E. Brunner-Traut').
zu S. 28 mit Anm. 80
Einen neuen Aspekt für die Erklärung einer Abwertung des sonst bei den Menschen
so beliebten Hundes empfiehlt zur Beachtung Herbert Kügler, Versuch zur Ableitung
der Redensart «Auf den Hund kommen», in: Zeitschrift f. Rel. u. Geistes-
geschichte 30, 1978, S. 52 ff. Da wird der Hund als für den Wolf (canis lupus)
stehend angesehen und als heidnisches Symboltier verstanden, das von den Christen
des frühen Mittelalters dem Teufel gleichgesetzt und daher verketzert worden sei.
Zum Schimpfwort <Hund> vgl. jetzt auch U. Dierauer, Tier und Mensch im Denken
der Antike 1977, S. 5, 1127, 602 u. 181.
121 Forbes a. O. 5, S. 7 u. 13. 122 Siehe oben die Anm. 120.
 
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