26
Peter Anselm Riedl
riert: . nato in Siena d’honorati cittadini, seguitö Baldassare [Peruzzi]
e Gio. Antonio da Vercelli [=Sodoma] come mastri e vidde le cose del
Pittoricchio, Luca Signorelli, Pietro Perugino, Pacchiarotto e Mecarino
[=Beccafumi]... Essendo stato scolar il nostro Riccio di Baldassare e
di Gio. Antonio, dall’uno e dall’altro apprese e fece gran profitto; onde
da Baldassare apprese l’architettura e prospettiva e da Gio. Antonio la
pittura e colorito . . . Fece molte prospettive in Siena, in particolare
quella della comedia dell’Ortentio...; ne fece molte in Lucca dove stet-
te molto tempo dopo la guerra di Siena e vi fu amato da quella nobiltä
mostrandoli il disegno, la prospettiva e fortificazione“25.
Für eine Attribution des Fondi-Grabmals an Riccio bieten sich meh-
rere, zugleich für die Datierung hilfreiche Ansatzpunkte. Da ist
zunächst jenes Bravourstück einer illusionistischen Bühnenarchitek-
tur, das durch einen Entwurf für den Chiaroscuro-Schnitt Girolamo
Bolsis und diesen Schnitt selbst überliefert ist (Abb. 23)26 27. Konzipiert
wurde der „Proscenio d’Ortensio“ für eine Komödie aus der Feder des
Erzbischofs Alessandro Piccolomini, die 1560 zu Ehren des neuen,
ganz gewiß nicht aufrichtig akzeptierten mediceischen Souveräns in
Siena aufgeführt wurde. Das virtuos gegliederte und verkürzte Büh-
nenbild ist eine Art Idealparaphrase auf die Via del Capitano; Phanta-
siegebäude im Stile des Architekten Neroni und von realen Sieneser
Vorbildern abgeleitete Bauten summieren sich zu einem eindrucks-
vollen Ensemble. Der Fluchtpunkt liegt in der Mittelachse, der Hori-
zont im unteren Drittel der Bühnenöffnung.
Von Riccios Monumentalbauten aus lassen sich kaum Verbindungs-
linien zur Scheinarchitektur des Fondi-Grabmals ziehen. Um so mehr
von einigen Kirchenmöbeln, die in den Jahren zwischen 1567 und
1574 nach Entwürfen des Meisters von Kunsthandwerkern gefertigt
wurden. Gemeint sind das Chorgestühl der Apsis, das Lesepult und
25 G. Mancini, Considerazioni sulla Pittura, herausgegeben und kommentiert von
G. Marucchi und L. Salerno, I, Rom 1956, S. 193 f.
26 Der Entwurf wird im Victoria & Albert Museum, London, aufbewahrt (E.
191-1954). Zum Chiaroscuro-Schnitt vgl. A. Bartsch, Le Peintre Graveur, XII,
Würzburg 1920, S. 83 f., X: Inventions, Nr. 29. Über Bolsi berichtet ausführlich E.
Romagnoli, wie in Anm. 24 zitiert, VII, S. 667ff. Die häufig begegnende Zuschrei-
bung des Chiaroscuro-Schnittes an Andrea Andreani beruht auf der Tatsache, daß
dieser das Blatt 1589 mit einer Widmung an Scipione Bargagli herausgegeben
hat. - Riccios Bühnenbild existierte übrigens über ein Jahrhundert lang; erst 1674
wurde es durch ein neues ersetzt.
27 Die Dommöbel zählen zu den - trotz einiger Schwächen in der Ausführung -
interessantesten kunstgewerblichen Objekten dieser Stilphase in der Toskana.
Peter Anselm Riedl
riert: . nato in Siena d’honorati cittadini, seguitö Baldassare [Peruzzi]
e Gio. Antonio da Vercelli [=Sodoma] come mastri e vidde le cose del
Pittoricchio, Luca Signorelli, Pietro Perugino, Pacchiarotto e Mecarino
[=Beccafumi]... Essendo stato scolar il nostro Riccio di Baldassare e
di Gio. Antonio, dall’uno e dall’altro apprese e fece gran profitto; onde
da Baldassare apprese l’architettura e prospettiva e da Gio. Antonio la
pittura e colorito . . . Fece molte prospettive in Siena, in particolare
quella della comedia dell’Ortentio...; ne fece molte in Lucca dove stet-
te molto tempo dopo la guerra di Siena e vi fu amato da quella nobiltä
mostrandoli il disegno, la prospettiva e fortificazione“25.
Für eine Attribution des Fondi-Grabmals an Riccio bieten sich meh-
rere, zugleich für die Datierung hilfreiche Ansatzpunkte. Da ist
zunächst jenes Bravourstück einer illusionistischen Bühnenarchitek-
tur, das durch einen Entwurf für den Chiaroscuro-Schnitt Girolamo
Bolsis und diesen Schnitt selbst überliefert ist (Abb. 23)26 27. Konzipiert
wurde der „Proscenio d’Ortensio“ für eine Komödie aus der Feder des
Erzbischofs Alessandro Piccolomini, die 1560 zu Ehren des neuen,
ganz gewiß nicht aufrichtig akzeptierten mediceischen Souveräns in
Siena aufgeführt wurde. Das virtuos gegliederte und verkürzte Büh-
nenbild ist eine Art Idealparaphrase auf die Via del Capitano; Phanta-
siegebäude im Stile des Architekten Neroni und von realen Sieneser
Vorbildern abgeleitete Bauten summieren sich zu einem eindrucks-
vollen Ensemble. Der Fluchtpunkt liegt in der Mittelachse, der Hori-
zont im unteren Drittel der Bühnenöffnung.
Von Riccios Monumentalbauten aus lassen sich kaum Verbindungs-
linien zur Scheinarchitektur des Fondi-Grabmals ziehen. Um so mehr
von einigen Kirchenmöbeln, die in den Jahren zwischen 1567 und
1574 nach Entwürfen des Meisters von Kunsthandwerkern gefertigt
wurden. Gemeint sind das Chorgestühl der Apsis, das Lesepult und
25 G. Mancini, Considerazioni sulla Pittura, herausgegeben und kommentiert von
G. Marucchi und L. Salerno, I, Rom 1956, S. 193 f.
26 Der Entwurf wird im Victoria & Albert Museum, London, aufbewahrt (E.
191-1954). Zum Chiaroscuro-Schnitt vgl. A. Bartsch, Le Peintre Graveur, XII,
Würzburg 1920, S. 83 f., X: Inventions, Nr. 29. Über Bolsi berichtet ausführlich E.
Romagnoli, wie in Anm. 24 zitiert, VII, S. 667ff. Die häufig begegnende Zuschrei-
bung des Chiaroscuro-Schnittes an Andrea Andreani beruht auf der Tatsache, daß
dieser das Blatt 1589 mit einer Widmung an Scipione Bargagli herausgegeben
hat. - Riccios Bühnenbild existierte übrigens über ein Jahrhundert lang; erst 1674
wurde es durch ein neues ersetzt.
27 Die Dommöbel zählen zu den - trotz einiger Schwächen in der Ausführung -
interessantesten kunstgewerblichen Objekten dieser Stilphase in der Toskana.