Das Fondi-Grabmal in S. Agostino zu Siena
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meiner Flöte Klang zum Tränengesang“ (in der poetischen Auslegung
der „Bemahlten Toden-Capell“ des Abraham a Santa Clara von 1711:
„Musik und Saiten=Spiel gelten bey mir nit viel“92). Ripa rekurriert
im Kapitel „Morte“ auf eine Darstellung, welche unter den vom Tod
wertlos gemachten „istromenti de l’allegrezze mondäne“ auch „stru-
menti musicali“ aufbietet93.
Die Viola des Fondi-Grabmals ist zerbrochen, was offenkundig eine
tautologische Überhöhung der Vanitasidee meint. Picinelli referiert
unter „Corda musicale“: „Alcibiade Lucarini, per dinotare ehe le dis-
gratie succedono anco nel mezzo alla felicitä, figurö un liuto, con una
corda spezzata, ed il motto: MEDIIS ETIAMIOCIS. Non si dilunga da
questi sensi Giobbe 30.31... .e<94. Ich kann für das mittlere und spätere
sechzehnte Jahrhundert kein unmittelbares Vergleichsstück zum zer-
brochenen Instrument des Fondi-Grabmals nachweisen, doch scheint
mir der Sinn des Motivs angesichts der zitierten Belege klar. - Die
beschädigte und saitenlose Viola da Gamba und die anderen unspiel-
baren Instrumente auf Raffaels Bologneser Cäcilien-Komposition
implizieren eine ganz eigene Bedeutungsvariante, sofern sie, folgt man
Reinhold Hammerstein, in Kontrast mit den singenden Engeln auf
„den Unterschied himmlischer und irdischer Musik als schlechthin-
nige Ohnmacht der letzteren“ verweisen95. - Mehr um illusionistisch-
dekorative Spielereien scheint es sich bei den zerrissenen Saiten der
Instrumente auf den Intarsien der Stanza della Segnatura im Vatikan zu
handeln96.
Die beiden Giebelfiguren des Fondi-Grabmals gehören einer ande-
ren Kategorie an als die Gestalten auf dem Sarkophag. Das erhellt
schon aus dem Umstand, daß sie geflügelt sind. Als Gerichtsengel, wie
sie posauneblasend auf den Giebeln einiger Grabmäler des sechzehn-
ten und siebzehnten Jahrhunderts zu finden sind, wollen sie offensicht-
lich nicht verstanden sein. Vielmehr als Engel oder Genien, die unter
dem Eindruck der Trauer ihre Instrumente verstummen ließen. Der
Cometto ist ein hell timbriertes Instrument97 und keineswegs speziell
92 Ebenda, Abb. 160.
93 C. Ripa, wie in Anm. 65 zitiert, S. 339f.
94 F. Picinelli, wie in Anm. 66 zitiert, 1653, S. 527.
95 R. Hammerstein, Die Musik der Engel, Bem/München 1962, S. 256. Vgl. dazu
auch W. Gurlitt, Die Musik in Raffaels Heiliger Caecilie, in: Jahrbuch der Musik-
bibliothek Peters für 1938, Leipzig 1939, S. 84ff.
96 Abbildungen der Intarsien finden sich bei E. Wintemitz, wie in Anm. 6 zitiert,
Tafeln 48b, 49b, 50a und 50b.
97 Vgl. Anm. 7.
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meiner Flöte Klang zum Tränengesang“ (in der poetischen Auslegung
der „Bemahlten Toden-Capell“ des Abraham a Santa Clara von 1711:
„Musik und Saiten=Spiel gelten bey mir nit viel“92). Ripa rekurriert
im Kapitel „Morte“ auf eine Darstellung, welche unter den vom Tod
wertlos gemachten „istromenti de l’allegrezze mondäne“ auch „stru-
menti musicali“ aufbietet93.
Die Viola des Fondi-Grabmals ist zerbrochen, was offenkundig eine
tautologische Überhöhung der Vanitasidee meint. Picinelli referiert
unter „Corda musicale“: „Alcibiade Lucarini, per dinotare ehe le dis-
gratie succedono anco nel mezzo alla felicitä, figurö un liuto, con una
corda spezzata, ed il motto: MEDIIS ETIAMIOCIS. Non si dilunga da
questi sensi Giobbe 30.31... .e<94. Ich kann für das mittlere und spätere
sechzehnte Jahrhundert kein unmittelbares Vergleichsstück zum zer-
brochenen Instrument des Fondi-Grabmals nachweisen, doch scheint
mir der Sinn des Motivs angesichts der zitierten Belege klar. - Die
beschädigte und saitenlose Viola da Gamba und die anderen unspiel-
baren Instrumente auf Raffaels Bologneser Cäcilien-Komposition
implizieren eine ganz eigene Bedeutungsvariante, sofern sie, folgt man
Reinhold Hammerstein, in Kontrast mit den singenden Engeln auf
„den Unterschied himmlischer und irdischer Musik als schlechthin-
nige Ohnmacht der letzteren“ verweisen95. - Mehr um illusionistisch-
dekorative Spielereien scheint es sich bei den zerrissenen Saiten der
Instrumente auf den Intarsien der Stanza della Segnatura im Vatikan zu
handeln96.
Die beiden Giebelfiguren des Fondi-Grabmals gehören einer ande-
ren Kategorie an als die Gestalten auf dem Sarkophag. Das erhellt
schon aus dem Umstand, daß sie geflügelt sind. Als Gerichtsengel, wie
sie posauneblasend auf den Giebeln einiger Grabmäler des sechzehn-
ten und siebzehnten Jahrhunderts zu finden sind, wollen sie offensicht-
lich nicht verstanden sein. Vielmehr als Engel oder Genien, die unter
dem Eindruck der Trauer ihre Instrumente verstummen ließen. Der
Cometto ist ein hell timbriertes Instrument97 und keineswegs speziell
92 Ebenda, Abb. 160.
93 C. Ripa, wie in Anm. 65 zitiert, S. 339f.
94 F. Picinelli, wie in Anm. 66 zitiert, 1653, S. 527.
95 R. Hammerstein, Die Musik der Engel, Bem/München 1962, S. 256. Vgl. dazu
auch W. Gurlitt, Die Musik in Raffaels Heiliger Caecilie, in: Jahrbuch der Musik-
bibliothek Peters für 1938, Leipzig 1939, S. 84ff.
96 Abbildungen der Intarsien finden sich bei E. Wintemitz, wie in Anm. 6 zitiert,
Tafeln 48b, 49b, 50a und 50b.
97 Vgl. Anm. 7.