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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1980, 8. Abhandlung): Die Rolle des Einzelnen in der Gesellschaft des Roemischen Kaiserreiches: Erwartungen u. Wertmassstäbe ; vorgetragen am 1. Dezember 1979 — Heidelberg: Winter, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.45485#0031
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Die Rolle des Einzelnen in der Gesellschaft

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dadurch, daß Ehre und Ansehen des herausragenden Einzelnen als
eines ersten und einmaligen Mannes diesen erst recht als Verkörpe-
rung römischer Werte qualifizierten - denn durch die Begriffe wie
honos, auctoritas, princeps, auf denen das gesellschaftliche Primat be-
ruhte, war die Anerkennung nach unmißverständlich römischen Maß-
stäben gesichert.
Es überrascht, wie oft auch in anderen - bescheideneren - Inschrif-
ten der römischen Kaiserzeit von erstmaligen und einmaligen Taten,
von noch nie dagewesenen Ehrenbekundungen und von einmaligem
Ansehen berichtet wird. Doch überrascht uns vielleicht noch mehr die
Enge jenes Betätigungsfeldes, auf dem Erstleistungen überhaupt als
solche und dann zugleich auch als würdig zur Bewunderung durch
die Nachwelt empfunden wurden - woraus sich auch die Grenzen
für die Stellung für jeden primus und solus in der Welt Roms er-
gaben. Eine Inschrift zu Ehren Hadrians aus Rom aus dem Jahre 118
könnte durch ihre klare Sprache für beinahe alle ähnlichen Texte,
unter Berücksichtigung des quantitativen Unterschiedes zwischen den
Leistungen von Kaisern und weiteren Bürgern auch für die Inschriften
fast jedes Römers in gehobener sozialer Stellung, stehen: Hier wird der
Kaiser gerühmt, qui primus omnium principum et solus remittendo
sestertium novies milies centena milia n(ummum) debitum fiscis non
praesentes tantum cives suos sed et posteros eorum praestitit hac libe-
ralitate securos^. Erstmalig und einmalig war hier eigentlich nur die
Summe der erlassenen Steuerschuld als eine bisher bei Steuererlas-
sungen noch nie erreichte Quantität innerhalb einer bestens bekann-
ten moralischen Qualität, nämlich der liberalitas.
Die überwiegende Mehrheit der durch kaiserzeitliche Inschriften
bezeugten erstmaligen und einmaligen Leistungen bewegt sich im
Rahmen dieser Tugend und der verwandten Tugenden - Freigebig-
keit, Spendefreudigkeit, Großzügigkeit, Edelmut. Oft hören wir in
diesem Zusammenhang von Stiftungen zur Verschönerung der Städte.
In Ipsca in der Baetica stiftet ein Freigelassener als erster ein Kaiser-
bild; in Forum Clodi wird ein Magistrat gerühmf daß er das Bade-
gebäude der Stadt als erster auch durch Marmorschmuck und Säulen
87 CIL VI 967 = ILS 309. Zur Betonung der liberalitas unter Hadrian vgl. R. Frei-
Stolba, Mus. Helv. 26, 1969, 37 mit Anm. 137; H. Kloft, Liberalitas Principis,
Herkunft und Bedeutung. Studien zur Prinzipatsideologie (Köln-Wien 1970) 94f.
und 123; A. U. Stylow, Liberias und Liberalitas. Untersuchungen zur innenpoli-
tischen Propaganda der Römer (München 1972) 63 ff.
 
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