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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1980, 8. Abhandlung): Die Rolle des Einzelnen in der Gesellschaft des Roemischen Kaiserreiches: Erwartungen u. Wertmassstäbe ; vorgetragen am 1. Dezember 1979 — Heidelberg: Winter, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.45485#0032
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Geza Alföldy

bereicherte; in Sebastopolis wird von einem wohltätigen Bürger mit
Stolz verkündet, daß er es als erster vollbrachte, das Gymnasion
zu eröffnen88. Noch häufiger hören wir von erstmaligen und ein-
maligen Lebensmittel- und Geldspenden. Vom Senator Ti. Plautius
Silvanus Aelianus berichtet sein Elogium in Tibur, daß er als erster
aus Mösien Getreide für das römische Volk herbeischaffte; in Reate
schenkt ein reicher Bürger als primus omnium 100.000 Sesterzen für
die Beschaffung von Getreide; in Urvinum Metaurense verspricht ein
Senator als primus omnium, seinen Mitbürgern jährlich eine Mahlzeit
zu spendieren; ein Sevir in Auximum wird gerühmt, daß er cenam
sexviralem primus dedif, in Veii wird von einer Frau berichtet, daß
sie als sola omnium feminarum alle Frauen ihrer Heimatstadt mit einer
Mahlzeit versorgte89. In Benevent heißt es von einem römischen
Ritter, daß er zum Dank für ein Amt als erster tesserae im Volk ver-
teilen ließ, in quibus aurum et argentum, aes, vestem, lentiam ce-
teraq(ue) popu(lo) divisit, wie dies im übrigen Agrippa in Rom schon
im Jahre 33 v. Chr. als aedilis getan hatte90. Vor allem in den grie-
chischen Inschriften des Ostens wirken ähnlich stolz berichtete Erst-
taten manchmal beinahe grotesk - wenn etwa in Ancyra vom be-
rühmten Senator C. lulius Severus gesagt wird, daß er durch seine
Freigebigkeiten nicht nur alle früheren Spender übertraf, sondern
während seiner Stephanophorie auf die Inanspruchnahme der seit eh
und je für die Beschaffung von Öl vorgesehenen öffentlichen Mittel
als μόνο[ς] και πρώ[τ]ος verzichtete; wenn es heißt, daß ein Bürger
von Prusias aus den Geldern, die er während der Ausübung eines
Priesteramtes in Nicomedia gestiftet hatte, als erster und einziger
auch noch eine Restsumme für seine Heimatstadt einsparte; wenn in
Ancyra ein Bürger gelobt wird, daß er als μόνος των πρό αύτοΰ
fertigbrachte, einen ganzen Tag lang - also jedem, der zu ihm kam -
Öl zu spenden91. Ähnlich gerne wurden auch die Veranstalter erst-
oder einmaliger Festspiele gerühmt, so etwa jener Ritter, der in Bene-
88 CIL II 1569 (cf. p. 871); CIL XI 7555 = ILS 1886; IGRR III 115 = OGIS 529.
89 CIL XIV 3608 = ILS 986 = Inscr. It. IV 1, 125; CIL IX 4686; CIL XI 6054;
CIL IX 5855 (cf. p. 689); CIL XI 3811 = ILS 6583.
90 CIL IX 1655 = ILS 6496; Agrippa: Dio 49,43,4.
91 IGRR III 173 = OGIS 544 = E. Bosch, Quellen zur Geschichte der Stadt Ankara
122ff. Nr. 105; IGRR III 69 (cf. 1419); IGRR III 199 = E. Bosch, a.O. 317ff.
Nr. 255 (siehe auch noch ebd. Nr. 256-258). Zu derartigen Inschriften in der grie-
chischen Welt, die vorwiegend in die römische Kaiserzeit gehören, vgl. Μ. N. Tod,
Class. Quart. 43, 1949, Ulf.
 
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