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Geza Alföldy
gleich mit der Strenge der Norm und mit der Routine in der Lei-
stung verbunden war. Eine Alternative hierzu gab es innerhalb des
römischen Gesellschaftssystems jedoch nicht, und für den Angehöri-
gen der Oberschicht stand das Sozialprestige über allem. Plutarch
schrieb dazu treffend: 'Dieser oder jener aus Chios, aus Galatien, aus
Bithynien ist nicht zufrieden damit, wenn er einen gewissen Ruhm
und eine gewisse Macht unter seinen Mitbürgern erhielQ sondern
jammert deshalb, weil er nicht zum senatorischen Adel gehört; gehört
er zu ihm, dann deshalb, weil er noch nicht Prätor in Rom ist;
versieht er das Amt des Prätors, dann deshalb, weil er noch nicht
Konsul ist; ist er Konsul, dann deshalb, weil er nicht als der erste,
sondern als der nachfolgende ausgerufen wird’104. Gerade in der grie-
chischen Gesellschaft des Imperium Romanum gab es einen enormen
Wirbel um den 'Ersten’: Wie die Gemeinden untereinander, so wett-
eiferten die einzelnen Bürger von Städten, Völkern und Provinzen
oder gar des gesamten griechischen Kulturraumes miteinander, um als
'der Erste’ zu gelten105. Die Inschriften fuhren dies sehr deutlich
vor Augen: Sie weisen eine gefestigte Titulatur für die Wiedergabe
der Stellung des 'Ersten’ auf, so etwa mit den Titeln für den πρώτος
τής πόλεως106, für den άνήρ πρωτεύων in mehr als nur einer
Stadt107, für den πρώτος τού Λυκίων έθνους108, für den τής μεν
πατρίδος γενόμενος πρώτος, ούδενδς δε τών έν τή έπαρχεία δεύ-
τερος109, für den πρώτος τής έπαρχείας110, für den πρώτος Ελλή-
νων111. Dion von Prusa warf den Griechen seiner Zeit - auf die
Streitigkeiten zwischen den Städten um den ersten Platz gemünzt -
104 Plut., De tranq. animi 10.
105 Zum Rangstreit der Gemeinden siehe zuletzt ausführlich R. Merkelbach, Der
Rangstreit der Städte Asiens und die Rede des Aelius Aristides über die Ein-
tracht. ZPE 32, 1978, 287 ff.
106 So etwa IGRR III 584 = ΤΑΜ II 189; IGRR III 649; ΤΑΜ II 146.
107 So z.B. IGRR III 115 = OGIS 529.
108 IGRR III 737 = ΤΑΜ II 920; siehe auch IGRR III 495; 640; 704, ferner
ΤΑΜ II 790. Zum πρώτος του έθνους siehe auch etwa Rev. Arch. 1945, II, 38 f. -
Bull. Epigr. 59/60, 1946/47, 332f. Nr. 140.
109 IGRR III 495; vgl. auch IGRR III 704.
110 IGRR III 63 = OGIS 528; IGRR III 87; IGRR III 179 = OGIS 549 = E. Bosch,
Quellen zur Geschichte der Stadt Ankara 349f. Nr. 288; siehe auch IGRR III
191 = E. Bosch, a.O. 80ff. Nr. 75 (eine πρώτη της επαρχίας).
111 IGRR III 132 = OGIS 652; IGRR III 173 = OGIS 544 = E. Bosch, Quellen
zur Geschichte der Stadt Ankara 122 ff. Nr. 105 sowie IGRR III 190 = OGIS
545 = E. Bosch, a.O. 130f. Nr. 108, ferner auch ebd. Nr. 107; IGRR IV 1276.
Zum Titel vgl. E. Bosch, a.O. 128 Anm. 15 mit Literatur.
Geza Alföldy
gleich mit der Strenge der Norm und mit der Routine in der Lei-
stung verbunden war. Eine Alternative hierzu gab es innerhalb des
römischen Gesellschaftssystems jedoch nicht, und für den Angehöri-
gen der Oberschicht stand das Sozialprestige über allem. Plutarch
schrieb dazu treffend: 'Dieser oder jener aus Chios, aus Galatien, aus
Bithynien ist nicht zufrieden damit, wenn er einen gewissen Ruhm
und eine gewisse Macht unter seinen Mitbürgern erhielQ sondern
jammert deshalb, weil er nicht zum senatorischen Adel gehört; gehört
er zu ihm, dann deshalb, weil er noch nicht Prätor in Rom ist;
versieht er das Amt des Prätors, dann deshalb, weil er noch nicht
Konsul ist; ist er Konsul, dann deshalb, weil er nicht als der erste,
sondern als der nachfolgende ausgerufen wird’104. Gerade in der grie-
chischen Gesellschaft des Imperium Romanum gab es einen enormen
Wirbel um den 'Ersten’: Wie die Gemeinden untereinander, so wett-
eiferten die einzelnen Bürger von Städten, Völkern und Provinzen
oder gar des gesamten griechischen Kulturraumes miteinander, um als
'der Erste’ zu gelten105. Die Inschriften fuhren dies sehr deutlich
vor Augen: Sie weisen eine gefestigte Titulatur für die Wiedergabe
der Stellung des 'Ersten’ auf, so etwa mit den Titeln für den πρώτος
τής πόλεως106, für den άνήρ πρωτεύων in mehr als nur einer
Stadt107, für den πρώτος τού Λυκίων έθνους108, für den τής μεν
πατρίδος γενόμενος πρώτος, ούδενδς δε τών έν τή έπαρχεία δεύ-
τερος109, für den πρώτος τής έπαρχείας110, für den πρώτος Ελλή-
νων111. Dion von Prusa warf den Griechen seiner Zeit - auf die
Streitigkeiten zwischen den Städten um den ersten Platz gemünzt -
104 Plut., De tranq. animi 10.
105 Zum Rangstreit der Gemeinden siehe zuletzt ausführlich R. Merkelbach, Der
Rangstreit der Städte Asiens und die Rede des Aelius Aristides über die Ein-
tracht. ZPE 32, 1978, 287 ff.
106 So etwa IGRR III 584 = ΤΑΜ II 189; IGRR III 649; ΤΑΜ II 146.
107 So z.B. IGRR III 115 = OGIS 529.
108 IGRR III 737 = ΤΑΜ II 920; siehe auch IGRR III 495; 640; 704, ferner
ΤΑΜ II 790. Zum πρώτος του έθνους siehe auch etwa Rev. Arch. 1945, II, 38 f. -
Bull. Epigr. 59/60, 1946/47, 332f. Nr. 140.
109 IGRR III 495; vgl. auch IGRR III 704.
110 IGRR III 63 = OGIS 528; IGRR III 87; IGRR III 179 = OGIS 549 = E. Bosch,
Quellen zur Geschichte der Stadt Ankara 349f. Nr. 288; siehe auch IGRR III
191 = E. Bosch, a.O. 80ff. Nr. 75 (eine πρώτη της επαρχίας).
111 IGRR III 132 = OGIS 652; IGRR III 173 = OGIS 544 = E. Bosch, Quellen
zur Geschichte der Stadt Ankara 122 ff. Nr. 105 sowie IGRR III 190 = OGIS
545 = E. Bosch, a.O. 130f. Nr. 108, ferner auch ebd. Nr. 107; IGRR IV 1276.
Zum Titel vgl. E. Bosch, a.O. 128 Anm. 15 mit Literatur.