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Hommel, Hildebrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 9. Abhandlung): Antike Spuren im Tübinger Wappen: zur Frage der Verwertung und Umdeutung numismatischer Motive ; vorgelegt am 13. Juni 1981 — Heidelberg: Winter, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.47802#0016
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Hildebrecht Hommel

jene Hinwendung zu antiken Vorbildern bewirkte, die schließlich
unter Kaiser Friedrich II. ihren Gipfel erreicht hat, und die man als
'staufische Renaissance’ zu charakterisieren pflegt.
Was in unserem Zusammenhang besonders interessiert, ist der
Umstand, daß in den dann folgenden, weniger vom Hauch der Antike
berührten Generationen der Herrscherkopf des Pappenheimer Siegels
nach Ausweis von Exemplaren, die von 1268 bis 1380 reichen22, rasch
so stark degeneriert, daß schon ab 1283 und 1291 daraus ganz unver-
kennbar ein Mohrenkopf geworden ist mit den typischen negroiden
Merkmalen des Kraushaars, des vorgeschobenen Oberkiefers (der so-
genannten Prognathie) und den wulstigen Lippen (Abb. 8). Die Kennt-
nis des Vorbilds war eben längst verlorengegangen, und eine vom Sie-
gelhersteller des Jahres 1268 beliebte Kraushaarstilisierung (linkes Sie-
gel) hatte dann zu dem Mißverständnis des Negerkopfes geführt23.
Ende des 14. Jhs. legten sich die Pappenheimer dann ein bis heute gül-
tiges neues und martialischeres Eisenhut-Wappen zu, das später noch
um gekreuzte Schwerter erweitert wurde (Abb. 9). Der Mohrenkopf
aber wanderte, mit weiblich betonten Zügen ausgestattet, in die Helm-
zier hinauf24. Das Zerrbild ging außerdem ins Wappen der Bürger-
22 Siehe die aufschlußreiche Übersicht bei Haupt Graf zu Pappenheim, Versuch einer
Gesch. ... 1927, Taf. VIII (wovon wir die oberste Reihe abbilden) mit den Er-
läuterungen auf S. 113, ferner ebenda S. 64. Vgl. auch desselben Verf. oben ange-
gebene Fortsetzung von 1951, S. 114ff. Weitere Beispiele, die ihm noch nicht be-
kannt geworden waren, hat L. Veit aO. S. 25 m. Abb. 9 und Anm. 29 auf S. 30 vorge-
legt. Es handelt sich um 4 Siegel von verschiedenen Mitgliedern der Familie
Pappenheim, die alle an einer Urkunde von 1336 hängen (Staatsarchiv Nürnberg)
und z. TI. ebenfalls deutlich negroide Züge aufweisen.
23 Eine andere Ausfertigung des genau gleichen Siegels, die sich noch an einer
Urkunde von 1296 (im Staatsarchiv Nürnberg) findet, hat L. Veit aO. auf Abb. 8, S. 24
wiedergegeben (in Anm. 27 auf S. 30 ist dabei fälschlich auf Abb. 10 verwiesen).
Auf die Identität des Typus mit Nr. III bei Haupt Graf zu Pappenheim aO. hat Veit
jedoch nicht aufmerksam gemacht.
24 L. Veit aO. S. 25 drückt sich mißverständlich aus, wenn er vermutet, daß bei den
Pappenheimern „der Königskopf mit Binde und in seinem Gefolge der Mohrenkopf
seit jeher nur als Helmzier Verwendung gefunden“ habe, was doch schon durch
die vom gleichen Verf. besprochenen und abgebildeten Siegel und durch seine
weiteren Ausführungen auf S. 28 widerlegt wird. Ins eigentliche Wappen wird man
den Mohr oder gar die Mohrin freilich nicht übernommen haben; als solches
kann m.E. erst das Eisenhut-Signet gelten (anders Veit S. 28). Veit aO. 25
nimmt übrigens wohl ganz richtig an, daß die weit abstehenden Zöpfe der Mohrin
(Abb. 10) als eine „Mißdeutung der Enden der ehemaligen Stimbinde“ anzusehen
sind. Ja, ich möchte noch weiter gehen und die Geschlechtsverwandlung des
Mohren überhaupt auf das gleiche Mißverständnis zurückfuhren.
 
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