Metadaten

Hommel, Hildebrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 9. Abhandlung): Antike Spuren im Tübinger Wappen: zur Frage der Verwertung und Umdeutung numismatischer Motive ; vorgelegt am 13. Juni 1981 — Heidelberg: Winter, 1981

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47802#0023
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Antike Spuren im Tübinger Wappen

21

heimer Parallele vielleicht doch nicht allzu weit hergeholt erscheinen
mag. Der Unterschied ist lediglich, daß im Fall Pappenheim eine an-
tike Gemme mit dem Herrscherkopf das Wappensiegelbild und einen
entsprechenden Namen des Inhabers erst hervorgerufen hat, während
in Tübingen ein bereits vorhandenes Wahrzeichen, die dreigeteilte
Pfalzgrafenfahne, durch ein fälschlich als identisch angesehenes altes
Münzbild, das sich ähnlich wie eine Gemme zum Abdruck eignete,
neue und sonst nicht erklärbare Merkmale erhalten hätte.
Das Tübinger Siegel findet sich dann im folgenden Jahrhundert
mehrfach auch von Nebenlinien verwendet, so 1272 in einer Frauenfel-
der Urkunde des Grafen Ulrich, der sich von Asperg nannte42, da er
durch Heirat Asperg dazu erworben hatte und offenbar dort residierte
(Abb. 18 links).
Bereits um 1200 ging das markante Bild durch die in der Mitte des 12.
Jhs. erfolgte Heirat des Tübinger Pfalzgrafen Hugo II. mit der Erbtoch-
ter Elisabeth Gräfin von Bregenz über den zweiten Sohn der beiden,
wiederum Hugo mit Namen, auch auf die bald danach Grafen von
Montfort genannte Linie des Tübinger Grafenhauses über43, und von
42 G. Schöttle aO. (1910/11 - ob. Anm. 26), S. 46. Danach ging zwar Mitte des
13. Jhs. Nagold und sein Territorium durch Heirat einer Pfalzgrafentochter an die
Grafen von Hohenberg, doch erwarb Tübingen auf ähnlichem Wege um die gleiche
Zeit Asperg und Böblingen. Die Stadt Böblingen fuhrt heute noch das Tübinger
Wappen. Vgl. a. Manfred Eimer, Tübingen. Burg und Stadt bis 1600 (1945),
S. 255 (Anm. 21), der S. 22f. von weiterer sekundärer Verwendung des Tübinger
Pfalzgrafenwappens handelt; ebenso Adolf Kastner, Die Grafen von Montfort-
Tettnang (1957) 21979, S. 6f. Unsere Abbildung (Abb. 18 links) nach
Merz-Hegi, Die Wappenrolle von Zürich 1930, Taf. III. - Schon vor dem Er-
werb von Asperg datiert - ebenfalls durch Heirat - derjenige von Gießen an der
Lahn, das sich von 1214-1264/65 im Besitz der Pfalzgrafen von Tübingen befand
(s. Quarthal aO. 9flf, H. Decker-Hauff in dem gleichen Sammelband, S. 75).
Nach dem Verkauf der Stadt Tübingen 1342 an die Grafen von Württemberg resi-
dierten die ehemaligen Pfalzgrafen seit 1356 fast dreihundert Jahre lang auf der
Burg Lichteneck im Breisgau, von wo sie anschließend als württembergische
Diener nach Tübingen zurückkehrten. Dort starb 1667 der letzte 'Tübinger’ als
Schloßhauptmann auf Hohentübingen. Dazu siehe Quarthal aO. 11 und W. Setz-
ler ebenda S. 78 ff.
43 G. Schöttle aO. (1910/11), S. 41. Adolf Helbok, Geschichte Vorarlbergs 1926,
S. 52. Jetzt ist vor allem maßgebend das Standardwerk von Benedikt Bilgeri,
Geschichte Vorarlbergs 1. 1971, S. 136ff. mit Anm. 2 auf S. 314, u. ö. Danach
erscheint Hugo der Sohn von ca. 1191-1208 noch als Graf von Bregenz, ab 1206
und endgültig nach 1208 als Graf von Montfort. Er siedelte von Bregenz in den
Bereich von Feldkirch über und nahm alsbald von der bei Weiler gelegenen
Burg (Alt-)Montfort Besitz, die bisher von einem seiner Dienstleute bewohnt war.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften