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Hommel, Hildebrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 9. Abhandlung): Antike Spuren im Tübinger Wappen: zur Frage der Verwertung und Umdeutung numismatischer Motive ; vorgelegt am 13. Juni 1981 — Heidelberg: Winter, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.47802#0024
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Hildebrecht Hommel

da weiterhin auch ins Wappen der Stadt Feldkirch unweit der Burg
Montfort. Da die Grafen von Montfort durch Jahrhunderte auch das
Münzrecht besaßen, schmückt natürlich das gleiche Fahnenwappen
auch die meisten ihrer Prägungen44 (Abb. 19). Ebenso bedienen sich
dann verwandte schweizer Geschlechter, nämlich die früh von Mont-
fort abgezweigten Grafen von Werdenberg mit ihren zahlreichen Sei-
tenlinien, des gleichen Wappens45 (Abb. 18 Mitte). Wie auch die fran-
zösischen Grafen von Auvergne zu eben diesem Wappen kamen, wo es
bereits seit den 80er Jahren des 12. Jhs. nachweisbar ist46, und von wo
Nach der Zerstörung dieser Burg i. J. 1405 durch die Appenzeller siedelte sich die
Familie (weiter nördlich nach Hohenems zu) auf der Burg Neu-Montfort bei
Götzis an. Vgl. a. K. H. Burmeister, Die Gemeindewappen von Vorarlberg 1975,
S. 27ff. 224 u.ö.; auf S. 84f. geistert auch hier noch der alte Irrtum von der
'Kirchenfahne’, ebenso bei K. W. Klüber im Herold, Bd. 9 (22. Jg. 1979), S. 255,
wo von der Gemeinde Gaienhofen am Bodensee die Rede ist, deren altes Wappen im
Herzschild ebenfalls die rote Latzfahne mit goldenen Ringen enthält. Dasselbe
gilt übrigens auch vom Wappen des berühmten Donaueschinger Adelsgeschlechts
der Grafen (später Fürsten) zu Fürstenberg, wohin der 'Gonfanon' von Tübingen-
Montfort über die Familien Werdenberg und Heiligenberg i. J. 1534 Eingang
fand. Über die verzweigte Geschichte des Hauses der Grafen Montfort, besonders
die ca. 1260 begründete Tettnanger Linie berichtet knapp und klar Ad. Kastner
aO. (ob. Anm. 42), S. 7ff. Dieser vermeidet die falsche Bezeichnung ‘Kirchenfahne’.
Ebenso B. Bilgeri aO. 1, S. 150, der in seinem dreibändigen Werk ausführlich
über das Haus Montfort mit allen Nebenlinien handelt. Zu vergleichen ist jetzt
auch das Sammelwerk 'Die Pfalzgrafen von Tübingen ...’ 1981, wo insbesondere
die Beiträge von K. H. Burmeister (S. 15 ff.) und P. Eitel (S. 29ff.) den Grafen
von Montfort und ihren verschiedenen Linien gewidmet sind.
44 Unser Bild zeigt die älteste Darstellung dieser Art, noch vor Beginn der selb-
ständigen Münzprägung der Grafen von Montfort; hier erscheint das Wappen als
Gegenstempel auf einem Prager Groschen des 14. Jhs. Über oberschwäbische
Brakteaten des 13. Jhs., die man den Grafen von Montfort zugewiesen hat, ohne
daß diese damals schon ein formelles Münzrecht besessen hätten, s. G. Schüttle
(1910/11), S. 42f. mit Abb. 10. Zur späteren Montforter Münzgeschichte vgl.
A. Kastner aO., S. 13 f. Danach befand sich die Münzstätte zuerst in Tettnang
und wurde am Anfang des dreißigjährigen Kriegs nach Langenargen am Bodensee
verlegt.
45 Ferd. Gull, Die Grafen von Montfort, von Werdenberg-Heiligenberg und von
Werdenberg-Sargans 1891, mit zahlreichen Abbildungen. Vgl. auch Merz-Hegi,
Die Wappenrolle von Zürich 1930, Taf. III. Heute fuhrt auch das österreichische
Bundesland Vorarlberg dasselbe Wappen.
46 P. Adam-Even et L. Jequier, L’Armorial Wijnberghen. In: Archives Heraldiques
Suisses 1951,1952 und 1954, ergänzt durch Auskünfte von W. Liesching. Übrigens
ist in der Auvergne die Weiterbildung festzustellen, daß nicht nur der untere
Rand der Fahnenlätze, sondern die ganze Fahne ringsum mit Fransen besetzt
ist (Abb. 18 rechts).
 
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